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Rezension zu
Anders frei als du

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verschiedene Arten von "Freiheit" besser verstehen

Von: booksfortea
14.03.2016

Malina interessiert sich nicht für Religion und das darf auch gerne jeder wissen. Im Religionsunterricht wettert sie gerne gegen jeden, der religiös ist und bezeugt klipp und klar, dass es sowas wie "Gott" nicht geben kann und erst recht nicht in ihrem Leben. Sie versteht ihre streng katholische Cousine Hannah nicht und kann sich nicht mit den Ansichten der christlichen Kirche anfreunden, noch viel weniger kann sie verstehen, warum ihre türkische Mitschülerin Nesrin ein Kopftuch trägt und nie ihre Haut zeigt. Melina will sich jedenfalls keine solchen Vorschriften machen lassen, nicht von einer Gemeinde, Kirche oder gar ihrem Freund. Dann kommt sie mit Tarik zusammen, einem türkischen Jungen. Bei ihm zu Hause lernt sie eine muslimische Familie kennen und merkt wie anders es bei ihnen zugeht. Alle essen zusammen, sind freundlich und interessieren sich für einander und zeigen eine riesige Gastfreundlichkeit. Bei ihr zu Hause sieht das anders aus. Malinas Mutter ist alleinerziehend und zwischen ihr, Malina und Lasse, Malinas Bruder, gibt es oft Streit. Malina beschäftigt sich mit Religion, geht mit ihrer Cousine in den katholische Messe und lässt sich von Nesrin über den Islam erzählen. Dieser fasziniert sie und sie möchte verstehen wie das alles funktioniert. Sie versteht, dass die Regeln im Islam nicht nur Einschränkungen sind sondern eine andere Art der Freiheit. Ich finde, dass es sehr wichtig ist Bücher dieser Art zu schreiben und zu lesen, die einen zum nachdenken bringen und dazu anregen sich Gedanken über wichtige Themen wie dieses zu machen. Man merkt, dass es das Ziel der Autorin ist mehr Aufmerksamkeit zu schaffen für die Vorurteile, mit denen Muslime in Deutschland gerade aktuell zu kämpfen haben und mehr Verständnis zu schaffen. Immer wieder werden die Charaktere im Buch mit Dingen konfrontiert wie "Willst du jetzt etwa nach Syrien gehen und Martyrerin werden?!" oder "Im Islam muss sich die Frau doch vollkommen dem Mann unterwerfen". Mich persönlich hat das an vielen Stellen sehr gestört, da mir dadurch die meisten Charaktere sehr unsympathisch wurden. Ich verstehe, dass es darum geht zu zeigen wie schwer Muslime es häufig haben und auch um darzustellen dass viele der Personen, wie auch Malina selbst, im Laufe der Geschichte merken, dass ihre Vorurteile vollkommen ungerechtfertigt sind. Dennoch hat es mich gestört, dass scheinbar niemand dieser Jugendlichen eine soziale Einstellung gegenüber ihren muslimischen Mitschülern hat. Auch das Verhalten des Lehrers war etwas, dass ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Herr Bischof wird als netter, sozial eingestellter Lehrer beschrieben und dennoch stellt er sich vor die Klasse und redet mit den Schülern darüber dass Malina zum Islam konvertiert ist als wäre es das Schlimmste, was passieren könnte und als müsste man sie unbedingt davon abbringen - als sei diese Religion etwas ganz schlimmes und dass obwohl es mehrere muslimische Schüler in dieser Klasse gibt. Natürlich vergrößert sowas dann nur die Kluft zwischen dem muslimischen und dem nicht-muslimischen Lager, die es sowieso schon in der Klasse gibt. Über Malinas Verwandlung bin ich ebenfalls zwiegespalten. Ich mochte es zu sehen, wie sie langsam einen Sinn in ihrem Leben fand und sich mehr mit der Religion verbunden hat. Ich fand es leider nicht vollkommen realistisch, was sehr schade ist, da das Buch auch auf den Erfahrungen von echten Frauen, die in deutschen Familien aufwuchsen und zum Islam konvertiert sind beruht. Ich konnnte Malinas schnelle und so extreme Verwandlung nicht richtig nachvollziehen. Ich fand es schön zu lesen, dass sie im Koran Antworten auf ihre Fragen gefunden hat und hatte das Gefühl Muslima besser zu verstehen, als beschrieben wurde, dass sie das Kopftuch-Tragen als eine Befreiung des täglichen Angemacht-Werden empfunden hat... Allerdings verliert sie nach dem konvertieren auch einige Freunde und findet das aber gar nicht so schlimm. Ihre beste Freundin will nichts mehr mit ihr zu tuen haben und Malina ist das egal, weil sie ja jetzt Allah hat. Das war mir dann doch zu unrealistisch. Jedes sechszehnjährige Mädchen fände es schrecklich ihre beste Freundin zu verlieren, das ist ja wohl klar! Sie lebt nach dem Konvertieren quasi nur noch für ihre Religion, was ich wirklich nicht verstehen konnte und was es leider auch ein wenig kaputt gemacht hat, da Malina so unnahbarer geworden ist und man sie nicht mehr wirklich verstehen konnte und wollte. Zum Beispiel wird auch die Freundschaft zwischen ihrem besten Freund und ihr im Buch auf eine harte Probe gestellt und leider hat es mir gar nicht gefallen wie damit umgegangen wurde. Malina akzeptiert einfach, dass sie sich jetzt laut dem Islam nicht mehr alleine mit einem Jungen in einem Raum aufhalten darf (und das obwohl sie mit ihm seit ihrer Kindheit befreundet ist) und daher ist ihr die Freundschaft egal. Außerdem wird sie von ihren muslimischen Freundinnen dazu aufgefordert sich auf keinen Fall mit ihm alleine in einem Raum aufzuhalten, obwohl diese sonst immer sagen, dass es ihre Entscheidung ist an welche Regeln sie sich hält und dass sie sich auf keinen Fall zum Einhalten gezwungen fühlen soll. Das Schlimmste ist, dass sich dann rausstellt, dass ihr Kindergarten-Freund, der vorher noch das Paradebeispiel für eine gut funktionierende Freundschaft zwischen einem Jungen und Mädchen war, natürlich in Wahrheit die ganze Zeit in sie verliebt war, weshalb es das Richtige ist, dass sie sich nie alleine mit einem Jungen abgeben sollte. Ich fand all das einfach wirklich zum Augenverdrehen und es hat das Buch ein wenig kaputt gemacht um ehrlich zu sein. Der Schreibstil hat mir leider auch nicht zugesagt und war etwas, was mir mit am wenigsten gefallen hat. Es lies sich zwar gut lesen, hat sich aber leider angefühlt als wäre das Buch für eine deutlich jüngere Zielgruppe geschrieben worden. Damit konnte ich mich nicht wirklich anfreunden und es halt leider dazu geführt, dass mir das Buch weniger gut gefallen hat. Alles in allem finde ich es sehr gut, dass dieses Buch geschrieben wurde und ich finde es extrem wichtig sich mit dem Thema auseinander zu setzen, gerade in Zeiten wie diesen wo der Islam vielen Menschen "Angst" zu machen scheint und wo Muslime hier mit vielen Vorurteilen zu kämpfen haben.. Ich bin auf jeden Fall froh das Buch gelesen zu haben und würde es auch weiterempfehlen. Allerdings muss ich auch ehrlich sein - das Lesen hat mir nicht ganz so viel Spaß gemacht. Einiges hätte besser gemacht werden können, gerade im Bezug auf Realismus und Schreibstil.. Leider gab es einige Aspekte, die mich gestört haben. Insgesamt kann ich daher leider nur 2,75 (bzw. 3) von 5 Sternen vergeben.

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