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Rezension zu
Die Flamme erlischt

George R. R. Martins erster Roman

Von: Novembertochter
11.03.2016

Die Welt Worlorn liegt im Sterben, die meisten Bewohner haben ihr den Rücken gekehrt, nur noch wenige sind geblieben. Als Dirk t’Larien einen Hilferuf seiner Jugendliebe Gwen erhält, die sich auf Worlorn aufhält, zögert er nicht lange und begibt sich auf den verlassenen Planeten. Doch leider fällt das Wiedersehen anders aus, als Dirk erwartet hätte - Gwen hat das Mitglied eines frauenfeindlichen Klans geheiratet. Dirk kann sie zur Flucht überreden, aber damit fangen die Probleme erst an. „Die Flamme erlischt“ ist der erste Roman von George R. R. Martin und das merkt man. Sein Schreibstil ist zwar sehr eloquent, allerdings sind die Sätze sehr verschachtelt und zum Teil überflüssig. Oft habe ich mir gedacht „Muss diese Beschreibung jetzt wirklich sein? Was bringt mir das für den weiteren Verlauf des Buches?“ Mir kam es vor, als habe er sich zu sehr verkünstelt. Einige Elemente des Buches findet man in seiner „Ein Lied von Eis und Feuer“-Reihe wieder. Ich muss gestehen, ich habe das Buch letztendlich weniger als eigenständigen Roman, sondern vielmehr als Übung des Autors angesehen, was das Erschaffen von Welten betrifft. Das World Building ist unfassbar komplex. Es handelt sich um einen Science Fiction-Roman, auch wenn das Szenario sich auch auf der Erde oder irgendwo anders hätte abspielen können. Mir persönlich war es zu viel des Guten. Das Buch könnte halb so dünn sein, wenn man die vielen unnötigen Beschreibungen von Planeten und Kulturen gestrichen hätte, die ich meistens nicht wirklich verstanden habe. Versteht mich nicht falsch, ich finde es klasse, wenn Wert auf Geschichte und Plausibilität gelegt wird, aber hier war es zu viel des Guten und nach der zehnten Beschreibung des Sternensystems mit seinen sieben Sonnen und dreimal so vielen Bezeichnungen hatte ich leider die Schnauze voll. Irgendwann wollte ich auch nicht mehr zum 18-seitigen Glossar blättern und habe mich dabei ertappt, wie ich Seiten übersprungen habe, bis ich zum nächsten Dialog gekommen bin, damit endlich etwas passiert. Dadurch schreitet die eigentliche Geschichte sehr langsam voran. Im ersten Drittel passiert kaum etwas, außer dass Dirk auf Worlorn landet und dort Gwen trifft und ihren Ehemann Jaan, seinen teyn* Garse und Gwens Arbeitskollegen Arkin kennenlernt. Wir erfahren viel über die Kultur der Kavalaren, denen Jaan und Garse zugehörig sind. Erst 150 Seiten vor Schluss kam richtig Spannung auf und ich hatte sogar Spaß am Lesen, weil nun endlich etwas passiert ist. Das Volk der Kavalaren ist unfassbar frauenfeindlich, was mich sehr abgeschreckt hat. Frauen werden dort als Sklavinnen und Konkubinen gehalten, Rechte haben sie keine. Das wird damit gerechtfertigt, dass die von anderen Völkern/Stämmen beschützt werden. Es gibt zwar Männer unter ihnen, die diese Behandlung nicht gutheißen, aber leider ist das Thema stark untergegangen im Verlauf des Buches. Es wurde irgendwann einfach als selbstverständlich hingenommen und das fand ich nicht in Ordnung. Die wohl größte Schwäche des Buches sind die Charaktere. Es soll ja eine Sci Fi-Liebesgeschichte sein, aber ich konnte mit den beiden Hauptcharakteren Dirk und Gwen nicht mitfiebern, weil beide einfach so unsympathisch waren. Dirk ist naiv und trottelig, egoistisch und vollkommen unverantwortlich. Er baut Mist, schiebt es aber auf andere. Und das meiner Meinung nach Schlimmste: Er macht sein Glück davon abhängig, dass er Gwen wieder für sich gewinnt. Er ist auch absolut dagegen, wie Gwen, die einen Kavalaren „geheiratet“ hat, behandelt wird, will sie aber nicht deswegen befreien, sondern nur, weil er sie wieder für sich möchte. Also aus völlig falschen Beweggründen. Er macht zum Glück gegen Ende eine Wandlung durch und findet zu sich selbst, aber letzten Endes war es mir egal, was mit ihm passiert. Gwen ist sehr flatterhaft und weiß einfach nicht, was sie will. Will sie bei Jaan und eine „Sklavin“ bleiben oder will sie lieber mit Dirk fliehen? Aber sie liebt Jaan doch so sehr! Aber, aber, aber,… Insgesamt wird sie von 3-4 Kerlen geliebt. Aber wie man so eine Person lieben kann, ist mir schleierhaft. Auch sie macht eine Veränderung durch, bleibt aber trotzdem leblos und kühl. Da waren die beiden Anti-Helden Jaan und Garse doch um einiges interessanter. Beide waren lebendig und haben aus Überzeugung gehandelt (wenn es zum Teil auch sehr falsche Überzeugungen sind), wodurch ich mehr mit den beiden sympathisiert habe. Und das, obwohl einer der beiden der frauenfeindlichste Charakter ist, der mir je untergekommen ist. Alles in allem ist das Buch eine Sci Fi-Romanze mit vielen ausschweifenden (meiner Meinung nach unnötigen) Beschreibungen, unsympathischen Hauptcharakteren und philosophischen Ansätzen. Da es zum Ende hin spannend wurde, gebe ich dem Buch doch noch 2½ Sterne. Wer komplex konstruierte Welten mag und weniger Wert auf einen ausgereiften Plot legt, sollte hier zugreifen. *Die Eigenbegriffe des Romans werde ich jetzt nicht ausführlich erläutern, das würde den Rahmen sprengen. Ein teyn ist sowas ähnliches wie ein Blutsbruder, würde ich sagen, mit dem man die engste Verbindung hat, die es gibt. Vergleichbar mit einem Parabatai, wer die „Mortal Instruments“-Bücher kennt.

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