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Rezension zu
Das Haus

Eine denkwürdige Halloween-Party

Von: Rezifeder
09.03.2016

Fünfzehn Jahre ist es her, dass im Sherwood-Haus in der Kleinstadt Ashburg eine Familie ermordet wurde. Der Täter wurde nie gefasst, und das Haus steht seither leer. Dieses Jahr richtet ein Unbekannter eine Halloween-Party dort aus. An der High School werden anonyme Einladungen an Schüler und Lehrer verteilt; viele sind neugierig, was sich dahinter verbirgt. Auch der Teenager Eric plant, das Sherwood-Haus zu besuchen. Eric ist ein schüchterner Außenseiter, der oft von anderen Jungs Prügel kassiert. Auch zuhause ist Eric derzeit nicht glücklich: Seine Mutter Cynthia datet den Cop Sam und möchte gern, dass Sam und Eric sich näher kennenlernen - doch Eric ist nicht bereit, einen Ersatzvater zu akzeptieren und gibt sich stur. Sam wiederum muss den Mord an seinem Kollegen Dexter aufklären, der zerstückelt in seinem Haus gefunden wurde. Er verdächtigt Dexters Exfrau, doch die Spur führt schließlich ins Sherwood-Haus. Kurz vor seinem Tod soll Dexter das verlassene Haus betreten haben ... Bewertung: Natürlich kommen bei einem Mordhaus, das viele Jahre später an "Allhallow's Eve" erneut zum Schauplötz von Morden wird, unweigerlich Assoziationen zum Horror-Kultfilm "Halloween", aber bei diesen grundsätzlichen Parallelen bleibt es dann auch. Richard Lamyons Werke stehen für harten, kompromisslosen Horror, gerne garniert mit expliziten Sexszenen. Horror in Form von blutigen Morden gibt es hier reichlich, in Sachen Sexszenen hält sich Laymon vergleichsweise zurück, sieht man von einigen Phantasien pubertierender Schüler ab. "Das Haus" ist in erster Linie ein geradliniger, recht unterhaltsamer Horror-Roman, der an einigen Punkten sein Potenzial nicht nutzt und somit im Durchschnittsbereich hängen bleibt. Über weite Strecken ist das Werk spannend, da zunächst unklar ist, wer die Halloween-Party ausrichtet, was dort genau passieren soll und wer von den Charakteren schließlich alles sein Leben lassen muss. Der Leser besitzt einen gehörigen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren, hat er doch auf den ersten Seiten den Mord an Dexter im Sherwood-Haus miterlebt und weiß somit, dass ein Mörder dort sein Unwesen treibt. Freilich wirkt das Sherwood-Haus auf die Einwohner unheimlich aufgrund seiner Geschichte, und nicht allen ist wohl bei dem Gedanken, dort eine Halloween-Party zu besuchen. Trotzdem ahnt niemand außer dem Mörder, was sich dort abspielen wird, niemand ahnt etwas von den Morde, die sich in den Tagen vor der Party dort bereits ereignet haben. Für den Leser wächst entsprechend die Vorfreude auf die Party, die die Gäste wie ahnungslose Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank besuchen werden. Wirklich tiefgründig sind Laymons Werke kaum, dennoch kommt mit Erics Problemen phasenweise eine gewisse Ernsthaftigkeit auf. Der Teenager leidet darunter, seinen Vater nie kennen gelernt zu haben, nicht wissend, dass er durch eine Vergewaltigung entstand. Er hofft auf ein Treffen mit seinem unbekannten Vater und lehnt Sam entsprechend als Ersatzvater ab. Eric ist keine reine Sympathiefigur, doch es kommt Verständnis für seine Gefühle auf. Nachvollziehbar sind größtenteils auch Sams Gedanken. Er ist glücklich mit Cynthia, unterschätzt allerdings zunächst die sich anbahnenden Schwierigkeiten mit dem widerwilligen Eric. Erst allmählich dämmert Sam, auf was für eine komplizierte Situation er sich mit der alleinerziehenden Cynthia eingelassen hat, und daneben bestimmt auch noch die Suche nach Dexters Mörder sein derzeitiges Leben. Es stört zwar ein wenig, wie schnell Sam parallel Interesse für die hübsche Melody entwickelt, die er im Zuge der Ermittlungen trifft, ansonsten ist er aber einer der Charaktere, um die man durchaus bangt. Langeweile kommt während der flotten Lektüre nicht auf, doch das Werk kann trotzdem nicht allen Erwartungen standhalten. Störend ist das sehr abrupte Ende, überhaupt ist das Finale im Sherwood-Haus zwar blutig, hätte aber noch atmosphärischer inszeniert werden können. Die Dekorierung, die auf Edgar Allan Poes "Hopp-Frosch" anspielt, ist eine nette Idee, ansonsten aber ist die Party eher lieblos und wird zu schnell abgehandelt; da waren die zuvor geschilderten Morde im Haus deutlich interessanter. Auf der letzten Seite werden zudem einige wichtige Ereignisse in einer äußerst knappen Zusammenfassung wiedergegeben, was den lieblosen Charakter des Endes unterstreicht. Sogar einen nicht unwichtigen Mord erfährt man erst an dieser Stelle, was hauptsächlich Verärgerung auslöst statt Überraschung oder Betroffenheit. Weniger gewichtig, aber nicht irrelevant ist zudem die Frage, wie glaubwürdig es ist, dass so bereitwillig eine anonyme Party in einem verlassenen Haus besucht wird. Schade ist zudem, dass das Verhältnis zwischen der netten, unscheinbaren Beth und Eric nicht weiter beleuchtet wird; zwischen den beiden keimt eine Art Freundschaft auf, als sie ihn als Date für die Party auswählt, dieser Aspekt wird dann aber doch eher oberflächlich behandelt. Fazit: Wer einen blutigen und kurzweiligen Horror-Roman sucht und nicht viel Tiefgang erwartet, darf ruhig zugreifen. Allerdings gibt es auch bessere Werke von Richard Laymon, und das Ende ist auch bei gemäßigten Erwartungen etwas zu lieblos erzählt.

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