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Rezension zu
Das andere Berlin

Eine andere Perspektive...

Von: Das Leseleben
03.03.2016

„Das andere Berlin“ ist das erste Sachbuch, welches ich auf meinem Blog vorstelle. Das Buch wurde mir vom Siedler Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. Meine Liebe zum Berlin der 20er Jahre und zur LBGTQ-Szene, hat mich sehr neugierig gemacht. Erschienen ist das Buch im Juni 2015, mit 464 Seiten. Inhalt:
Homosexualität ist eine deutsche Erfindung, so lautet die These des Buches. Beachy berichtet von den Pionieren, die sich für die Rechte der Schwulen und Transgender einsetzen. Dabei erzählt er von verschiedenen Theorien zur Homosexualität und davon wie nicht Homosexuellen mit dem „neuen Geschlecht“ umgehen, aus den Sichten der Politik, der Medizin, der Kultur und Kunst, der Polizei, und natürlich auch der Fremden in der Stadt. Meine Meinung:
Das Buch ist in acht Teile unterteilt, hinzu kommen eine sehr ausführliche Einführung, sowie Danksagung und ein noch ausführlicheren Anhang. Jedes Kapitel ist mit zahlreichen Bilder hinterlegt. Die Fotos untermalen die entsprechende Textpassage sehr gut. 
Der Schreibstil ist oft sehr ausschweifend und bezieht sich auf politische Ereignisse. Trotzdem lassen sich die Kapitel gut lesen. Je nach dem wie mich das entsprechende Themengebiet, lies sich mal mehr mal weniger schnell lesen. Die Kapitel können fast in beliebiger Reihenfolge gelesen werden, da oft eventuell benötigtes Vorwissen kurz noch einmal wiederholt wird. Robert Beachy schafft es durch die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Homosexualität eine umfassende und sehr wichtige Facette der Weltgeschichte darstellt. Aus der heutigen Sicht ist es traurig zu wissen, das die Geschichte der Homosexualität mit der NS-Zeit einen riesigen Rückschritt gemacht und Jahre brauchen würde um sich wieder zu erholen. Besonders interessant war für mich zu erfahren welche Rolle die Polizei spielt. Auch sehr wichtig und gut war, die die Betonung, das Homosexualität angeboren ist.
Für meinen persönlichen Geschmack beschäftigt sich das Buch etwas zu sehr mit dem ersten Sexualforscher Magnus Hirschfeld und sein Institut für Sexualwissenschaften im Berliner Tiergarten. In jedem zweiten Kapitel ist Hirschfeld der Hauptakteur, daraus folgt dann auch das sich viele Dinge wiederholen. Ich bestreite ja nicht das er äußerst wichtig für diese Zeit ist, aber auf keinen Fall war er Dreh und Angelpunkt. Das waren die neue offene Gesellschaft und die neuen Lokale der die in den goldenen 20ern eröffneten. Aber was mich am meisten verwundert hat ist das fehlen des ersten Weltkrieges und dessen Auswirkungen auf die Szene, wie zum Beispiel das nach dem Krieg die Zahl der Transgender wesentlich zunahmen. 
„Das andere Berlin“ ist ein gutes Buch für alle die sich für Geschichte und insbesondere für die Geschichte der Homosexualität interessieren. Aber trotzdem möchte ich davor warnen das Buch als Einsteigerlektüre zu lesen. Vielmehr ist es eine gute Ergänzung zum Geschichtsunterricht, oder auch zu einem Besuch im „Schwules Museum“ Berlin. Ebenfalls ist es eine gute Ergänzung zur Ausstellung „Homosexualitäten“ die letztes Jahr in Berlin lief. Mir persönlich hat sie sehr gut gefallen, aber erst mit „Das andere Berlin“ wurden Lücken geschlossen.

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