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Rezension zu
Gegenlicht

Gefangen im Kokon

Von: YukBook
24.02.2016

Tiere und Menschen haben die gleiche Seele. Davon ist Vera Zagt, Hauptfigur dieses Romans überzeugt. Sie hat sich auf Tierfotografie spezialisiert, wird jedoch von ihren Berufskollegen nicht ernst genommen, da sie hauptsächlich für Tiernahrungshersteller Katzen, Vögel und Hunde ablichtet. Die Fotografie ist nicht nur ihre Leidenschaft und ihr Beruf – sie dient auch als Schutz vor der Außenwelt, die sie seit ihrer Kindheit als grausam erlebt. Von den Mitschülern wird sie gehänselt und verprügelt, ihr strenger und gefühlskalter Vater hält sie von ihrer psychisch kranken Mutter fern. Alle versuchen ihr einzureden, dass etwas nicht mit ihr stimmt, und verstärken immer mehr ihr Bedürfnis und ihre Fähigkeit, sich jeder Lage anzupassen, um zu gefallen. Als Erwachsene flüchtet sie sich in eine vermeintlich sichere Ehe mit dem Unternehmer Lucien, und eine Wohnung im niederländischen Ort Brabant, die sie als „Fort“ bezeichnet. Sie ist lieber Beobachter als Akteur, versteckt sich hinter dem Sucher und hält die Welt so fest, wie sie sie sehen möchte, nicht, wie sie ist. Arbeit, Mann, Haus – auf diesen drei Säulen beruht ihre Existenz. Die niederländische Autorin erzählt Kapitel für Kapitel abwechselnd aus der Schulzeit und aus der Gegenwart. So lassen sich die Nachwirkungen der Kindheitserlebnisse und die Ängste, die sie auch als Erwachsene noch nicht abgelegt hat, gut nachvollziehen. Esther Verhoef schafft durch ihren authentischen Erzählstil eine große emotionale Nähe. Veras tägliche Flucht vor ihren grausamen Mitschülern nach dem Schulunterricht wird stakkatohaft in knappen Sätzen beschrieben, als würde sie Schläge kassieren. Ihren späteren Liebhaber vergleicht sie mit einem Fußballer, der sich an der Seitenlinie warm läuft, so dass er im Notfall den Stürmer ersetzen kann. Doch niemand ist in der Lage, den Status Quo für immer zu halten – auch Vera gelingt dies trotz größter Anstrengung nicht. Immer stärker spürt sie, wie die drei Säulen allmählich anfangen zu bröckeln. Erst eine gemeinsame Reise mit Luciens Familie nach Florida öffnet Vera die Augen und zwingt sie zu einem Neuanfang. Esther Verhoef ist für mich eine Meisterin der Momentaufnahmen und hat mich mit ihrem schnörkellosen und doch bewegenden Roman begeistert.

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