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Rezension zu
Zeitfuge

Spannende Sci-Fi mit kleinen Macken

Von: Books and Biscuit
04.02.2016

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Achtung: Ich werde den Plot nicht spoilern, aber ich werde in meiner Rezension auf den Zukunftsentwurf eingehen. Wer nicht wissen will, wann Protagonist Ellis landet und was ihn da erwartet, der liest besser nicht weiter. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Als Ellis Roger erfährt, dass er totkrank ist und nur noch sechs Monate zu leben hat, lacht er. Der Arzt schaut ihn sorgenvoll an, doch er weiß nicht, was Ellis weiß: dass in dessen Garage eine Zeitmaschine steht, die nur darauf wartet, ausprobiert zu werden. In dieser Zeit hält Ellis nichts mehr. Es gibt kein Heilmittel, sein Sohn ist tot und mit seiner Frau hat er sich auseinander gelebt. Auch die Trinkabende mit seinem Freund seit Highschooltagen - Warren - verschaffen ihm keine Befriedigung mehr. Dies ist seine Chance, die Machine auszuprobieren. Seine Reisetasche steht schon parat, die Berechnungen für eine Reise 200 Jahre in die Zukunft stehen. Es kann losgehen. Ellis hätte nie damit gerechnet, dass die Maschine tatsächlich funktioniert und er diese Reise auch überlebt. Noch weniger gerechnet hätte er allerdings mit der Zeit, in der er landet. So hat er sich die Zukunft ganz sicher nicht vorgestellt. Statt 200 Jahre ist er nahezu 2000 Jahre weit gereist. Dort, wo früher Detroit war, hat sich die Natur alles zurückgeholt. Er fürchtet schon, der letzte Mensch auf Erden zu sein, als er ein Dorf sieht. Ein Dorf, in dem er nackte, haarlose Menschen ohne Genitalien sieht. Menschen, die alle gleich aussehen. Menschen, die durch ein Portal verschwinden. Menschen, deren Leben nicht mehr auf der Erdoberfläche stattfindet. Michael J. Sullivan hat in Zeitfuge eine Utopie entworfen. Menschen wurden durch Gentechnik so weit verändert, dass scheinbar alle Probleme der Menschheit gelöst wurden: das Y-Chromosom wurde entfernt, um Aggressionen auszumerzen, es gibt keine Nationen mehr, keine Religionen, nichts, was die Menschen unterscheidet. Keine Geschlechtermerkmale, nicht einmal mehr den Tod. Sie sind alle anhand einer Vorlage erschaffen wurden und unsterblich. Nachdem Unwetterkatastrophen einen Großteil der Menschheit vernichtet hat, sind die Überlebenden unter die Erde gezogen und haben dort Hollow World errichtet. Alles, was sie zum Leben brauchen, kommt aus Maschinen, und sie verändern ihre Umgebung via Knopfdruck. Ellis Rogers, ein sogenannter Darwin, ist eine Faszination für sie. Doch mit Ellis kam noch etwas anderes in ihre Zeit, eine Bedrohung, die sie alle vernichten könnte. Zeitfuge ist keine wissenschaftliche Sci-Fi, wie Sullivan in einem Vorwort betont. Es geht ihm mehr um diese utopische Welt an sich als um die Technik, mit der sie funktioniert - was genau meinen Geschmack trifft. Anfangs hatte ich so meine Probleme mit der Geschichte. Die Dialoge zwischen Ellis und dem Arzt oder Ellis und Warren lesen sich wie schlechte Gespräche aus einem low-budget Horrorfilm. Sie sind so grausig schlecht, dass sie schon wieder unfreiwillig komisch sind. Die ersten hundert Seiten über hatte ich das Gefühl, eine Parodie vor mir zu haben. Das wurde erst besser, als Ellis anfing, sich an die neue Zukunft zu gewöhnen. Wirklich gut wurden die Dialoge nie, sie bleiben immer etwas zu pathetisch, zu kitschig, zu unecht, aber sie sind nicht mehr so furchtbar schlecht wie am Anfang. Was mich an der Geschichte fasziniert hat, war der Zukunftsentwurf und die später eingeführte Bedrohung dieser Welt. Wie Ellis reagierte auch ich mit einem "Das kann doch nicht wahr sein!". Zeitfuge bietet einen spannenden Zukunftsentwurf, der uns darüber nachdenken lässt, worauf wir gegenwärtig eigentlich hinarbeiten, bedient dabei aber haufenweise Klischees. Sprachlich ist er okay, die Dialoge sind ziemlich unbeholfen und manche Szenen sind zu pathetisch, um sie ernst nehmen zu können (oder anders: sie sind typisch Hollywood). Die Figuren sind ebenfalls recht stereotypisch und nicht besonders sympathisch, dazu kommt das endlose Philosophieren über Gott und den Sinn den Lebens. Trotzdem hat Zeitfuge mich gut unterhalten, zeitweise sogar gefesselt, und immer wieder all die Makel vergessen lassen.

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