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Rezension zu
Es ist dein Planet

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Es ist dein Planet!

Von: Jennifer Hauwehde
26.01.2016

Ein Buch für die junge Generation. Ein Buch zum Nachdenken, zum Wachrütteln, zum Immer-Wieder-Lesen. Weil das, was hier beschrieben wird, so unglaublich und erschreckend wahr ist. Und weil es uns alle betrifft – auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen. Was ist eigentlich los mit der Menschheit? Warum zerstört sie wissentlich den Planeten, auf dem sie lebt? Beißt die Hand, die sie seit Jahrtausenden füttert? Verseucht, verschmutzt, verklappt, tötet, missbraucht, schmeißt weg, verbraucht alles und jeden? Glaubt sich als unangefochtener Herr über alles Leben? Es ist dein Planet Finden wir das gut? Finden wir gut, dass Regenwälder abgeholzt, Flüsse und Seen vergiftet werden, Tiere aussterben, die Erde sich wegen unseres Lebensstils erwärmt, Millionen Menschen noch immer hungern müssen? Finden wir das gut? Nein, natürlich nicht. Wollen wir, dass es so weitergeht? Nein, auch das wollen wir nicht. Und warum ist es dann immer noch so? Warum wird es sogar noch schlimmer – wie beispielsweise der neueste Fleischatlas zeigt? Warum tun wir nichts? Es ist dein Planet! Ideen gegen den Irrsinn. Es ist dein Planet, schreit uns das Titelbild des gleichnamigen Buches von Sascha Mamaczak und Martina Vogel entgegen und erinnert mit der fingerzeigenden Faust ein bisschen an die “I want you”-Plakate von Uncle Sam aus dem Ersten Weltkrieg. Und in der Tat ist es eine Art Krieg, die geführt wird – von uns gegen den Rest der Mitgeschöpfe auf diesem Planeten. Von uns gegen diesen Planeten. Und anstatt mithilfe von Uncle Sam junge Soldaten für einen sinnlosen und todbringenden Krieg gewinnen zu wollen, wird in Es ist dein Planet für genau die entgegengesetzte Sache geworben: Für das Leben, für den Erhalt unserer Welt, die schon so kurz vor dem Abgrund steht. Und wer hat die Zukunft mehr in der Hand als die nachwachsende Generation? Worum geht es? Wie bereits angedeutet: Es geht ums Leben. Es geht darum, wie wir uns und die einzige Heimat, die wir aktuell und höchstwahrscheinlich noch ein paar Jahrhunderte haben, zu retten. Mit dieser Mammutaufgabe reiht sich das Werk in die Riege der in jüngster Zeit vermehrt erscheinenden konsumkritischen und ökologischen Ratgeber und Romane ein – und ist weit mehr als das. Wir stoßen gleich zu Beginn des Buches auf eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Jugendlicher im Alter von ungefähr 14 Jahren, die eine ungewöhnliche Aufgabe zu bewältigen haben: Im Rahmen einer Projektwoche zum Thema “Umweltprobleme” sollen sie sich mit dem “Irrsinn”, der diese Problematik wie eine hartnäckige Nebelwand umwabert, auseinandersetzen. Nach Ablauf der Projektwoche sollen sie der Klasse 7C gemeinsam ein Ergebnis präsentieren. Sie sind zu sechst – und könnten unterschiedlicher kaum sein: Da ist der astronomievernarrte Anton, die öko-liebende Lina, der fußballverrückte Jan, die Modefanatikerin Emma, der Schwarzseher Paul und die kreativ-tierliebende Marie. Und diese sechs setzen sich eine Woche lang an einen Tisch und – diskutieren. Sie diskutieren über Klimaerwärmung, über nachhaltige Kleidung, über Massentierhaltung, über Abgase, Tabellen, Diagramme, Zukunftsprognosen, Umweltverschmutzung, Artensterben… Doch wesentlich wichtiger ist, dass sie folgende Fragen im Zuge der Vorbereitung ihres Referates behandeln: ◾Was habe ich eigentlich damit zu tun? ◾Können wir unsere Eltern und Großeltern in die Verantwortung nehmen? ◾Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen? ◾Wollen wir überhaupt Kinder in so eine Welt setzen? ◾Was kann ich eigentlich dafür? ◾Aber die anderen machen das doch auch…? ◾Können wir Einzelnen überhaupt etwas ändern? ◾Warum sollte eigentlich etwas geändert werden? Der Aufbau Die Jugendlichen entscheiden, sich ihrem ungewöhnlichen wie anspruchsvollen Problem mithilfe von auf Karteikarten geschriebenen Thesen zu nähern, die anschließend im Gruppenverband ausdiskutiert werden. Diese Thesen bilden gleichzeitig die Kapiteluntergliederung des Buches: 1.Antons Irrsinn: Wir tun so, als könnten wir auch irgendwo anders leben. 2.Linas Irrsinn: Die Menschen machen einfach immer so weiter. 3.Jans Irrsinn: Macht doch endlich was! 4.Emmas Irrsinn: Ich kann eh nichts bewirken. 5.Pauls Irrsinn: Die Erwachsenen haben es vermasselt. 6.Maries Irrsinn: Alles Schöne verschwindet. Und nach der Offenlegung jeder Karteikarte wird heiß diskutiert. Dabei werden in Teenager-Manier Sticheleien ebenso häufig ausgetauscht wie interessante Gedankenblitze und fruchtbare Denkansätze. Nach tagelanger intensiver Beschäftigung mit der Umweltproblematik und ihrem anhängenden Rattenschwanz sowohl in der Gruppe als auch einzeln in der Abgeschiedenheit der jugendlichen Schlafzimmer müssen die sechs Protagonisten ihre Ergebnisse der zunächst spöttelnden, im Anschluss allerdings immer stärker überzeugten und vom Enthusiasmus der Referent* innen gepackten Klasse und ihrem Lehrer vorstellen. Und sie haben weit mehr zu erzählen als das, was auch wir als geneigte Leser* innen eigentlich schon längst wissen – denn sie haben Ideen dabei (deren Ausformulierung vor dem Klassenverband den zweiten Teil des Buches darstellt): 1.Antons Idee: Der Tag der Außerirdischen. 2.Linas Idee: Der Zukunftsunterricht. 3.Jans Idee: Die eigene Stimme. 4.Emmas Idee: Der Baum der Entscheidungen. 5.Pauls Idee: Der Club der 2000er. 6.Maries Idee: Die neue Geschichte. Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht, indem nicht nur die Problematik bekannt wird, sondern darüber hinausgehend hochspannende, kreative und inspirierende Denkansätze vorgestellt werden, die so in der Form vermutlich noch nicht formuliert worden sind – und die hängen bleiben, noch lange, nachdem man den Deckel des Buches zugeklappt hat. Stilistik Das Cover lässt es zunächst nicht vermuten – doch es handelt sich hier um ein Jugendbuch. Das allerdings auch für Erwachsene mehr als lesenswert ist, lernen sie neben wieder aufgefrischtem Umwelt-Wissen doch auch gleich eine Menge über sich selbst. Außerdem: Wir alle, nicht nur die ganz Jungen, müssen offensichtlich lernen, wie wir mit dem Planeten umzugehen haben – denn sonst wäre unsere Lage eine gänzlich andere. Verfasst haben die beiden Autoren das Werk in einem leicht verständlichen Stil, der durch die Dialoge der Protagonisten dominiert ist und so die Authentizität intensiver Unterhaltungen transportiert. So ist Es ist dein Planet auf der einen Seite sehr zügig lesbar (ich habe vielleicht knapp zwei Stunden gebraucht) – auf der anderen Seite leuchten die Argumentationsstränge unmittelbar ein. Denn sie sind nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch absolut nachvollziehbar. Das beste Argument nützt nichts, wenn der Adressat es nicht versteht. Untermalt und aufgelockert werden die Diskussionen der jugendlichen Figuren durch zahlreiche verspielte Zeichnungen, die mal aktuelle die Klimaerwärmung in tabellarischer Form oder andere informative Grafiken, mal philosophisch-ethische Motive oder auch Weltmodelle darstellen. Die Aufmachung des Werkes lädt zum Verweilen, zum Stöbern ein und erfreut das künstlerische Auge. Über das Buch hinaus “[…] Und passt gut auf den Planeten auf.” Mit dieser Aufforderung, mit dieser Bitte werden wir aus dem kurzweiligen Buch entlassen. Doch hier ist noch lange nicht Schluss. Im Gegenteil: Es geht erst richtig los. Wir finden ein paar Blankoblätter vor, die uns einladen, unseren persönlichen “Irrsinn” – also, was wir an der himmelschreiend furchtbaren Umweltproblematik besonders paradox, ironisch und absolut nicht verständlich finden, niederzuschreiben. Um uns gleich auf der nächsten Seite dazu anzuregen, es den Protagonisten gleichzutun und eine Lösung, eine Idee zu entwickeln, wie man diesem speziellen Irrsinn beikommen kann. Und dann sollen wir unsere neue Geschichte schreiben – wie wir auf die Welt blicken, wie wir uns verorten, was wir machen möchten – unabhängig von dem, was andere, was Autoritäten von uns erwarten und fordern. Denn jetzt sind wir gefordert. Und weil Es ist dein Planet im Zeichen der modernen Medien und für die technikaffine Generation geschrieben wurde, geht es auch im Netz weiter: Auf ideengegendenirrsinn.de können wir Leser* innen nützliche Zusatzinformationen für alle im Buch behandelten Themen finden, mit den Autoren kommunizieren und über aktuelle Entwicklungen im Umweltbereich auf dem Laufenden gehalten werden. Fazit: Kaufen oder nicht kaufen? Angesichts der Fülle von Ideen, Gedanken und Inspiration können die 10 €, die das Buch kostet, nicht falsch investiert sein. Denn wir werden animiert, uns aus unserem Ruhesessel der mentalen Bequemlichkeit zu erheben, uns mit der Wahrheit zu konfrontieren und unsere Lehren aus ihr zu ziehen – so unbequem sie auch sein mögen. Wir erhalten eine neue Perspektive auf die Welt und uns selbst, die wir auf ihr Leben und sie Schritt für Schritt zerstören. Wir sehen die Problematik aus der Sicht ihrer zukünftigen Bezwinger* innen und lernen, dass wir die Angst ablegen und in Mut verwandeln müssen, um in der Bewältigung der Umweltprobleme erfolgreich sein zu können. Und auch für den Einsatz im unterrichtlichen Kontext ist dieses Buch mehr als prädestiniert, sind die Helden doch aufgrund ihres Alters und vor allem ihrer Typenvielfalt Identifikationsfiguren für die klimaerwärmungs-geplagten Heranwachsenden unserer Gesellschaft. Es ist dein Planet ist eine der wertvollsten literarischen Ausarbeitungen zur Umweltproblematik des vergangenen Jahres. Direkt am Puls der Zeit, direkt am Puls der Betroffenen, direkt am Puls derer, die etwas ändern können, bevor es zu spät ist. Ein wertvolles Buch – nicht nur für die Zielgruppe, sondern weit darüber hinausgehend. Und – worauf wartest du? Falls ihr nun interessiert seid und einmal in das Buch hineinschnuppern möchtet, findet ihr hier eine kostenlose Leseprobe: Es ist dein Planet – Leseprobe. * Für die Rezension wurde mir ein Exemplar vom Heyne fliegt-Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank dafür!

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