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Rezension zu
Zeitfuge

Zeitreise in eine ungewöhnliche Utopie

Von: chrissieskleinewelt
03.01.2016

Ein normaler Mann aus unserer Zeit (zugegeben, ein normaler, aber intelligenter Mann) zimmert sich in seinem Werkzeugschuppen eine Zeitmaschine, traut sich aber nicht diese zu nutzen. Anders als angenommen sind Zeitreisen weder unmöglich noch vergangenheitsgerichtet. Reisen kann man nur in die Zukunft und wenn man dies einmal tut, dann ist dies endgültig. Es gibt kein zurück mehr, ebenso, wie es keine Garantie für ein Gelingen gibt. Ellis Rogers ist jedoch verzweifelt. Er erfährt von seiner tödlichen Lungenerkrankung, die ihn binnen kurzer Zeit dahinraffen wird – ohne die geringste Chance auf Heilung. Als dann auch noch etwas in seinem privaten Bereich passiert, was seine Welt vollends aus den Fugen geraten lässt, sind Ellis die Konsequenzen egal. Er steigt in seine Zeitmaschine ein und wagt den Schritt, der vor ihm noch von niemandem gegangen wurde. Wenn in seiner Welt schon alles düster und schwarz aussieht, so bietet vielleicht wenigstens die Zukunft eine Chance auf Heilung. Was Ellis Rogers jedoch nach seiner Reise erwartet ist für ihn unvorstellbar. Die Welt, wie er sie kannte, hat sich nicht weiterentwickelt - sie existiert nicht mehr und er muss sich in einem Gefüge zurechtfinden, dass sich gänzlich von unseren Werten und Vorstellungen unterscheidet. Dies ist das erste Buch von Michael J. Sullivan, welches ich gelesen habe. Anders als in Zeitfuge bewegt er sich ansonsten wohl eher im Bereich der High Fantasy. Wie auch von ihm in einem Vorwort gesagt ist dieses Buch nun kein Faktenmeer für Hardboiled-SciFi-Fans, die alle beschriebenen Techniken logisch nachvollziehbar dargestellt haben wollen. Die Zeitreise in diesem Buch dient vielmehr als Mittel zum Zweck um einen Menschen aus unserer Zeit in eine zukünftige Utopie zu katapultieren und diese Welten aufeinanderprallen zu lassen. Der Protagonist Rogers erscheint in dieser neuen Welt wie ein altes Artefakt und ist doch zugleich so einzigartig, dass sein Auftauchen den gesamten Planeten bewegt. Seine Wertvorstellungen, die doch teilweise recht konservativ amerikanisch anzusehen sind, kollidieren mit denen der neuen Gesellschaft in Hollow World. Fast wertefrei werden beide Seiten von Sullivan beleuchtet, so dass man als Leser selbst nachdenklich wird und darüber sinniert, wohin unser eigenes Verhalten uns noch führen wird, wohin wir möchten und wohin auf gar keinen Fall. “Zeitfuge” beinhaltet zudem auch einen kleinen Kriminalfall, den Ellis und sein baldiger Weggefährte Pax gemeinsam bestreiten müssen. Michael J. Sullivan hat mit diesem Buch nun das Rad nicht neu erfunden. Seine Geschichte ist dennoch gut durchdacht, Wendungen sind teilweise relativ leicht durchschaubar, aber trotzdem interessant. Er schildert die Story in einem flüssigen Schreibstil. Der Spannungsbogen war für mich ungewöhnlich, da er zu Beginn sehr stark angespannt ist und im weiteren Verlauf abflacht, da sich der Augenmerk der Geschichte auf eine philosophische Betrachtung der Situation konzentriert. Was mich teilweise etwas störte war die Naivität, mit der alle handelnden Personen Situationen betrachtet und angegangen haben. Für einen Roman, der sich hauptsächlich mit einer philosophischen Betrachtung einer zukünftigen Utopie in Vergleich zu unserer heutigen Zeit beschäftigt war mir dies etwas zu einfach und simpel gestrickt. Ich hätte mir mehr Raffinesse gewünscht. “Zeitfuge” ist definitiv ein lesenswertes Buch aus dem Genre Science-Fiction, das schon alleine aufgrund der Tatsache, dass der Leser das eigene Nachdenken anfängt, weiterzuempfehlen ist. Erzählt wird eine spannende Geschichte von einer ungewöhnlichen Zukunft, in der es um Werteverständnis, um Individualität und Freundschaft geht, ebenso wie um alte Sünden und deren Bewältigung. Die Story hat auch ihre Schwächen, welche sich aber gewiss auch daraus erklären lassen, dass der Autor für ihn Genrefremd schreibt. Alles in allem wird hier eine Geschichte erzählt, die durchaus lesenswert ist, aber auch noch etwas Luft nach oben offen lässt.

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