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Rezension zu
Junge Hunde

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

[Rezension] “Junge Hunde” von Cornelia Travnicek

Von: Buchstabenträumerin
04.12.2015

Vor diesem Buch gab es für mich kein Entkommen. Es verfolgte mich einfach überall: auf der Frankfurter Buchmesse begegnete ich ihm reihenweise in den Regalen, aus Schaufenstern von Buchhandlungen zwinkerte es mir zu. Das Cover fällt einem aber auch ins Auge, oder? Dank der Random House Verlage beziehungsweise dem Bloggerportal, bekam ich die Gelegenheit, es zu lesen. Johanna und Ernst, Nachbarn und beste Freunde seit Kindertagen, stehen beide vor der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und beide müssen sich mit schwierigen Situationen auseinandersetzen. Johannas Mutter verließ die Familie vor einigen Jahren, ihr Bruder zieht in seine eigene Wohnung und lässt sie mit ihrem an Alzheimer erkrankten Vater alleine im Haus zurück. Zu allem Überfluss können sie das Haus nicht länger halten und der Vater muss in ein Pflegeheim. Ernst hingegen ist zu Beginn der Geschichte bereits auf dem Weg nach China, wo er seine leibliche Mutter ausfindig machen möchte. Eine aufregende Reise und eine enorme Belastungsprobe für ihn. ⇑ Cornelia Travnicek besticht durch ihren ungewöhnlichen Erzählstil – von poetisch bis umständlich. Auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Nach einigen Seiten entwickelt man jedoch ein Gespür dafür und freut sich über die kreative, gar spielerische Art, mit Sprache umzugehen. Dramatische Ereignisse werden einfach mal im Nebensatz aufgedeckt und kleine Beobachten werden so amüsant geschildert, dass man stellenweise laut auflachen möchte. Dies ist insbesondere bei den Kapiteln über Ernst der Fall. Ernst und Johanna kommen in “Junge Hunde” abwechselnd zu Wort und erzählen jeweils aus der Ich-Perspektive. Ernst war mir dabei von Anfang an mit seinen amüsanten, selbstkritischen und zweifelnden Gedanken und humorvollen Beobachtungen sympathisch. Der Leser erhält dabei ungefilterten Einblick in seine Grübeleien, ein Gedanke jagt den nächsten, im Verlauf seiner Suche immer aufgeregter und unzusammenhängender. Diese Passagen haben mit sehr viel Spaß gemacht. Johanna hingegen bleibt stets ruhig und gefasst – bis auf wenige Ausnahmen. Sie ist immer darum bemüht, anderen zu helfen und vergisst dabei sich selbst. Traurig wirkt sie, isoliert, enttäuscht und überfordert. Durchaus verständlich, schließlich ist ihr Leben zu Beginn der Geschichte von Verlust geprägt. Sie erschien mir eher distanziert und unnahbar, ich konnte nicht so recht Zugang zu ihr finden. Sie schwelgt in ihren Gedankenwelten und wirft dabei sehr interessante Theorien und Fragen in den Raum. Die haben mich zum Nachdenken, Mitdenken und Weiterdenken angeregt. Im gesamten Buch verbringen Ernst und Johanna keine Minute miteinander. Sie schicken sich nur sporadisch E-Mails, von deren Inhalt der Leser nur bruchstückhaft erfährt. Dennoch ist die Verbindung der beiden durch Rückblicke immer präsent und stark. Überzeugt hat mich außerdem der Aufbau der Geschichte. Sie erzählt vom Suchen und Finden und von Verlust und Gewinn, so dass ich am Ende das Gefühl hatte, dass der Kreis sich schließt. ⇓ Das Buch hat viele wundervolle, abwechslungsreiche und spannende Seiten. Es ist eine ungewöhnliche Geschichte und kann nicht in einen Topf mit jeder x-bliebigen Coming-of-Age Story geworfen werden. Das war sehr schön. Dennoch fehlte mir die Nähe zu den Charakteren, vor allem zu Johanna. Das ist es leider, was ein Buch erst wirklich lesenswert für mich macht. Es wirkte auf mich, als versteckten Johanna und zeitweise auch Ernst ihr wahres Ich immer ein wenig hinter dem Spiel mit der Sprache. Für meinen Geschmack war es zu gekünstelt und die Emotionen nicht greifbar genug. Fazit “Junge Hunde” ist ein Buch für alle, die Freude am kreativen Spiel mit Sprache haben und ein etwas anderes Buch über das Erwachsenwerden lesen möchten. Es hat herausragende, überraschende und sehr lustige Momente.

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