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Rezension zu
Mittelgroßes Superglück

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Witzig, tragisch und mit Längen

Von: Patricia
27.11.2015

Ich bin ein großer Fan von Marian Keyes Romanen über die verrückte Familie Walsh und ihre fünf Töchter, die sich mal gut mal weniger gut durchs Leben lavieren. Jedes dieser Bücher ist ein riesiges Lesevergnügen. Sehr gespannt war ich daher, einen „stand alone“ Roman von Keyes zu lesen. Ob das Buch für mich ein Superglück oder nur ein mittelgroßer Lesespaß sein wird? Zum Inhalt Stella führt ein ziemlich normales um nicht zu sagen langweiliges Leben. Als Angestellte im Kosmetikstudio ihrer Schwester muss sie sich mit Rückenenthaarungen und Schlimmerem beschäftigen. Ihr Mann Ryan ist ein verhinderter Künstler, der ausgefallene und ziemlich kitschige Badezimmer für reiche, meist weibliche Kunden entwirft. Ihr Sohn Jeffrey, hasst seine Mutter genauso sehr „wie seine Yogamatte“ und hätte am liebsten, dass seine Eltern ihn zur Adoption freigeben. Betsy, Stellas halbwüchsige Tochter, ist mehr mit Jungs als mit allem anderen beschäftigt. Unterm Strich also kein Leben um das man sie beneiden müsste. Das ändert sich schlagartig, als Stella, in der Hoffnung auf gutes Karma, einem Range Rover an einer Kreuzung die Vorfahrt lässt. Aus dem guten Karma ist erstmal nichts geworden, dafür gibt es aber immerhin drei kaputte Autos, von denen eines nicht versichert ist. Wenn schon, denn schon! Und es kommt noch schlimmer. Kurze Zeit später wird Stella von einer sehr seltenen Nervenkrankheit heimgesucht, die dazu führt, dass sie ausser ihren Augenliedern über Monate hinweg nichts mehr bewegen kann. Während ihre Familie immer schlechter mit der Situation zurecht kommt, zeigt ihr ihr Neurologe Dr. Mannix Taylor mit Hilfe einer Buchstabentabelle, wie sich Stella alleine durch das Zwinkern ihrer Augenlieder verständigen kann. Klar, dass Dr. Taylor ausgerechnet der Range Rover Fahrer ist. Bald wird klar, dass die beiden eine starke Verbindung zu einander haben. Stella verliert während dieser schweren Zeit nicht den Sinn für ihren Humor und überrascht Mannix mit sinnigen und unsinnigen Lebensweisheiten, die sie ihm zuzwinkert, wie „Wenn es mit Liebe gemacht ist, wird das Unvollkommene vollkommen“ aber auch „Bloß weil Sie in der Nähe eines Golfplatzes wohnen, müssen Sie ja nicht Golf spielen“. Ganz langsam erholen sich Stellas Nerven und sie schafft es, ihre Bewegungsfähigkeit wiederzuerlangen. Doch ihre monatelange Abwesenheit ist an Stellas Familie nicht vorbeigegangen und auch Stella ist nicht mehr die selbe und dann ist da ja schließlich auch noch Dr. Taylor. Nicht nur, dass dieser sich inzwischen von seiner Frau getrennt hat und großes Interesse an Stella hat. Auch hat er seine „Gezwinkerten Gespräche“ mit Stella notiert und als Buch drucken lassen. Über Nacht wird Stella zur Bestsellerautorin und ihr Leben ändert sich schlagartig. Ein Jahr in New York mit Lesereisen, Fernseh- und Radiointerviews und Promipartys liegen vor Stella und Mannix. Ein Superglück eben. Doch der Druck ist groß und genauso schnell wie Stella aufgestiegen ist, fällt sie auch. Ihre Agentin drückt das herrlich schonungslos so aus: „Sie waren reich, erfolgreich und verliebt. Und jetzt?....Ihr Sohn verachtet Sie. Ihre Tochter vergeudet ihr Leben. Sie sind auf der falschen Seite der Vierzig…“ (S.550) Wieder schlägt das Leben zu und Stella steht wieder ganz am Anfang. Erstmal…. Witz, Optimismus und Lebensfreude Marian Keyes gelingt es der furchtbaren Krankheit den Schrecken zu nehmen, in dem Sie ihre Protagonistin gewohnt optimistisch und mit einer großen Portion Humor ausstattet. Doch neben der Situationskomik gibt es auch durchaus tragische Momente. Stella ist nicht nur den Ärzten sondern auch ihrer Familie völlig hilflos ausgeliefert. Die Sorge um sie schlägt mit der Zeit um in Wut, so als hätte sie sich ihre Krankheit selbst ausgesucht. Stella ist tief enttäuscht und kann sich, eingesperrt in ihrem Körper, nicht zur wehr setzten. Neben vielen witzigen Dialogen, insbesondere zwischen Stella und ihrem (Ex-)Mann, überrascht Keyes auch mit so schönen Lebensweisheiten wie, „Liebe besteht nicht aus Herzen und Küssen. …. Liebe hat mir Zusammenhalten zu tun. Mit Ausdauerer. Dass man das Leben zusammen meistert.“ (S.379) Mein Fazit Die Zeitung „The Irish Times“ schreibt „Marian Keyes wechselt nahtlos zwischen großartiger Komödie und echten Abgründen-brillant“. Ich persönlich würde diese Aussage etwas relativieren. Das Buch ist stellenweise irre witzig, hat aber durchaus auch ernste Zwischentöne, die mir gut gefallen haben. Keyes ist auch in diesem Buch ihrem gewohnt lockeren Schreibstil treugeblieben. Die Charaktere in „Mittelgroßes Superglück“ sind teilweise ganz schön schräg, was ich ebenfalls mag. Die Beschreibung der Verlagsbranche, dem Druck, den Autoren ausgeliefert sein können und wie Twitter, Facebook und Co. dazu genutzt werden, ein Image aufzubauen, welches nichts mit der Person um die es geht, zu tun hat, fand ich sehr interessant. „Es geht nicht darum, ob es Ihr Ding ist. Wir entscheiden, ob es Ihr Ding ist oder nicht.“ (S. 530) In der Mitte des Buches gab es einige Längen, doch durch das schöne Ende konnte ich darüber hinwegsehen. Marian Keyes lässt Stella selbst ihre Geschichte erzählen. Dabei springt sie zwischen der Zeit der Krankheit, der aufregenden Zeit danach und der ernüchternden Gegenwart. Diese Zeitsprünge fand ich etwas verwirrend. Unterm Strich ist „Mittelgroßes Superglück“ aber ein toller Frauenroman, in dem wir alle Teile von uns wiederfinden können.

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