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Rezension zu
Der Vater

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

ein realer Thriller "Made in Sweden". WOW

Von: Floh
14.11.2015

Ich habe schon viel gelesen, und auch schon viele Themenbereiche des Thriller oder Psychothriller beschritten, auch hier in diesem aktuellen Schweden-Thriller des Autorenduo Roslund & Thunberg „Made in Sweden“ wurde ich mit einer ganz neuen und ganz anders intensiven Bandbreite der Möglichkeiten des absoluten Nervenkitzels überrascht. Zwei Autoren schreiben an einem Werk und teilen sich eine Feder, die wie ein intelligent adrenalingeladenes und rasantes Feuerwerk so ziemlich jeden Thrillerleser überraschen wird. Hier wirkt nicht nur der wahre Hintergrund sehr eindringlich, sondern die perfekte Mischung, aus Spannung, noch mehr Spannung, etwas Entspannung und die enorme Kunst auf einer besonderen Basis den Leser zu erreichen und mit tiefenpsychologischen Handlungen diesen zu provozieren und zu schockieren. WOW, ein talentiertes und minutiös getaktetes Thrillerwerk par excellence. Erschienen im Goldmann Verlag (http://www.randomhouse.de/goldmann/) Zum Inhalt: "Sie planen jede Sekunde. Sie scheuen keine Gefahr. Und sie begehen die kühnsten Banküberfälle, die Schweden je gesehen hat. Vier junge Männer liegen in einem dunklen Wald vor Stockholm auf der Lauer. Sie sind kurz davor, ein geheimes militärisches Waffenlager zu überfallen. Doch das ist erst der Anfang – Leo und seine beiden Brüder verfolgen zusammen mit einem Freund einen ebenso verrückten wie genialen Plan: Sie stehlen eine ganze Wagenladung Waffen, um damit eine Serie der kaltblütigsten und skrupellosesten Raubüberfälle zu begehen, die Schweden je erlebt hat. Doch Kriminalinspektor John Broncks, der auf die Bande angesetzt wird, führt seine Ermittlungen mit einer Besessenheit durch, die jener Leos ebenbürtig ist. Wird er Schwedens gefürchtetste Bankräuber zu fassen kriegen?" „Du zielst auf die Nase, die wie ein riesiger Wasserballon explodiert! Und dahinter liegt das Gehirn, schwimmt in einer Flüssigkeit wie ein Goldfisch in einem Goldfischglas! Und wenn du erst die Nase triffst und dann das Kinn… dann hüpft das Hirn. Hasses und Kekkonens verdammte Hirne schwappen an die Wand des Goldfischglases.“(Seite 100) Handlung: Dieser Thriller bietet gleich mit seinem schockierenden und beklemmenden Prolog eine rückblickende Einleitung und lässt den Leser mit Spannung und Fragen zurück. Dann beginnt die eigentliche Handlung im Hier und Jetzt. Der Thriller gliedert sich in zwei Haupterzählperspektiven aus der Kindheit der Brüder Leo, Felix und Vincent und dem angsterfüllten Zusammenleben mit dem gewaltbereiten und alkoholsüchtigen Vater Ivan und der unterdrückten Mutter Britt-Marie. Eine Kindheit voller Drill, Gehorsam und psychischer Gewalt aus erniedrigenden Worten. Die weitere Erzählperspektive nimmt den größten Teil des Thrillers ein, nämlich die größten Raubüberfälle Schwedens. Die Millitärliga und ihre perfekt geplanten Verbrechen. Grandios ist hier der Wechsel aus Stücken der verkorksten Kindheit, das Gefühl des Verrats, die Unterdrückung, die verantwortung und Schuld. Die Mutter, die beinahe durch die Hand des Vaters ermordet wurde… Dann der Plan von Leo seine Geschwister zusammenzuhalten, das Muster seines Vaters, nur in andere Richtung gelenkt. Die drei Brüder gründen mit Freund Jasper eine eigene Baufirma. Doch diese scheint nur zur zur perfekten Tarnung zu dienen. Denn in Leos Winkeln des Hirns reift ein perfekter und auf die Sekunde geplanter Plan heran: Der erste Raubüberfall ihres Lebens! Ein Anschlag auf einen Geldtransporter und zuvor der große Coup das Millitärlager um seine Kriegsmunition und Waffen zu erleichtern. Alles gelingt perfekt, nichts geht schief, Leo wiegt sich in Ruhm und rfolg. Doch schon bald will er mehr und aus einem Raubzug werden zehn. Zehn skrupellose Raubüberfälle auf Banken und Transporter. Zehn Übergriffe in nur 14 Monaten. Ein gebrochener alter Vater, der seinen Sohn als Anführer in den Medien wiedererkennt. Ein alter Verrat, der vergolten werden muss… Voller Action, Rasanz, Adrenalin, Intelligenz und enormer tiefenpsychologischer Facette, die durch Mark und Bein geht! Ein innerer Zwiespalt, der den Leser zerreißen wird. Garantiert! „Waffen als Werkzeuge. Gewalt als Handwerk.“ (Seite 149) Schreibstil: Wer zu diesen schriftstellerischen Werkzeugen greift, wie es unser Autorenteam Roslund & Thunberg in "Made in Sweden" umsetzt, die beweisen eindeutig Mut und sind sich ihrem Genre (Psycho-Action-)Thriller absolut sicher. Das was die beiden Autoren hier auftischen, wirkt wie aus einem Guss. Zwei Autoren an diesem runden und komplexen Werk? Wenn ich es nicht wüsste, würde ich es nicht glauben. Hier gibt es Adrenalin pur, dennoch ist dieser Thriller nicht der typische Actionthriller (denn dann würde er mir auch bestimmt weniger zusagen), dieser Thriller bietet mehr. Er bietet schwedische Atmosphäre, bekannte Straßen und Namen, das Lucia Fest, Weihnachten und Schnee, sowie Land und Leute. Neben der rasanten Handlung um die perfekt getakteten Raubzüge und den genialen Plänen dahinter, bekommt man immer wieder beklemmende und äußerst intensive Einblicke in die verkorkste Kindheit der Brüder und der Macht des Vaters. Verstörend, nagend und grausam. Hier dominiert weniger großes Blutvergießen und körperliche Gewalt, hier sind es die Passagen aus nagenden Emotionen, Gewissen, psychischer Pein und die Frage was Verrat und Zusammenhalt eigentlich bedeuten. Wo sind die Grenzen? Wie weit soll man noch gehen? Kann es einen Ausstieg geben? Holt die Vergangenheit einen immer wieder zurück? Auch Kommissar John Broncks befasst sich privat wie auch beruflich mit dieser nagenden Frage, die über alles steht! Hier gibt es eindringliche Dialoge, die die Wirkung auf den Plot und die nagende Wirkung auf den gebannten Leser nicht verfehlen. Dieser Thriller ist von der Umsetzung enorm stark, aber auch für schwachere Gemüter gut geeignet, die sich mit Hintergrundfragen Beweggründen und Gewissen in einem Thriller befassen möchten und auch die Spannung lieben, die vor einem großen Coup in der Luft liegt. Der Moment vor dem Übergriff, wo noch alles möglich ist… Die beiden Autoren kitzeln solche Momente enorm eindringlich heraus und reißen den Leser regelrecht mit. 608 Seiten Thrill, Raub, Familie und Ermittlung vergehen wie im Flug. Gut strukturiert, bis ins kleinste Detail geplant streuen die beiden Autoren Handlungsstränge aus Damals und Heute, die lange nicht zueinander finden wollen, und so den Anschein erwecken, zwei oder gar drei unterschiedliche Storys zu verfolgen (Die Brüder Duvnjac als Kinder, die Brüder als junge kriminelle Männer und Kommissar John Broncks). Derb, unverschönt und gnadenlos nennen die Autoren Roslund & Thunberg die Dinge beim Namen und sorgen somit für ungefiltertes Entsetzen und Sprachlosigkeit. Der Autor Roslund hat bereits Erfahrungen in einem Team zu schreiben, doch für Thunberg war es mit seiner Lebensgeschichte eine völlig neue Erfahrung, die ihn mental an seine Grenzen getrieben hat. Charaktere: Dieses Buch besteht eigentlich aus zwei Hauptprotagonisten und mehreren Handlungssträngen. Aus diesen beiden Perspektiven in den jeweiligen Sequenzen wird ein großer Teil der Geschichte aus Damals und Heute erzählt. Dadurch ergeben sich ungeahnte Einblicke in die Psyche der Protagonisten. Puzzelteile, die sich erst spät aneinanderfügen wollen. John Broncks: Kriminalinspektor bei der Polizei in Stockholm. Er ist ein Arbeitstier und kennt sein Zuhause kaum. Er entflieht seiner Vergangenheit indem er sich in die zahlreichen Ermittlungsakten verkriecht und versucht die Täter zu verstehen. Broncks hat sein eigenes familiäres Päckchen zu tragen und stellt sich seiner Vergangenheit nicht. Dadurch ist seine Beziehung zu Sanna zerbrochen. Sanna nimmt eine Stellung im gleichen Präsidium an und trifft nach Jahren erstmals wieder auf John Broncks. John bleiben nur die distanzierten Gespräche mit Sanna und seine Tasse heißes Wasser mit einem Schuss Milch und die Überzeugung diese Millitärliga, diesen „Big Brother“ fassen zu können. Broncks ist dieser Gruppe näher als er weiß. „Broncks zeigte seinen Ausweis und erhielt ein Besucherkärtchen, das er auf der Brust tragen sollte, aber in die Tasche steckte.“ (Seite 254) Leo Duvnjac und seine Brüder: Leo ist der älteste der drei Duvnjac Brüder. In ihrer Kindheit haben sie Gewalt, Rastlosigkeit, Drill und Alkohol erleben müssen. Eine Kindheit, die von Angst geschürt wurde. Eine Kindheit in der Zusammenhalt gepredigt wurde, eine Kindheit in der sich Leo für seine Brüder verantwortlich fühlte und eine alte Schuld tilgen muss. Leo zieht eine Firma auf und holt seine Brüder als Arbeiter mit ins Boot. Doch diese Firma erfüllt einen anderen Zweck. Leo will Unabhängigkeit, er will Freiheit für sich und seine Brüder schaffen, und für seine Freundin Anneli. Sie wollen geld. Ein Plan reift heran. Ausgekoren und nahezu perfekt. Adrenalin und Ruhm berauscht und so wird aus einem Raub eine ganze Raubserie… Das viele Geld, der Druck, die Gefahr und auch die beklemmende Situation verändern jeden der Charaktere. Anneli, Felix, Vincent, Jasper,und zuletzt Leo. Dann taucht der Vater wieder auf und das Wort Zusammenhalt bekommt wieder einmal ein ganz anderes Gesicht… „Neun Überfälle. Und erst jetzt erkannte er die simple Wahrheit: Wer die Waffe in der Hand hält, hat das Sagen.“ (Seite 385) Das Autorenduo verblüfft in ihrem Thriller mit einer angenehm überschaubaren Anzahl an Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Hier erleben wir vor allem Kommissar John Broncks und sein Chef Karlström sowie Sanna, seine Exfreundin. Sein spärliches Privatleben und seine Vergangenheit rücken nach und nach in den Fokus um ein Gesamtbild zu formen. Besonders eindringlich und eingehend wird hier die eingeschworene Gruppe der Räuber aus Leo, Felix, Vincent und Jasper dargestellt, sowie Leos Freundin Anneli am Rande des Geschehens. Aber auch die einstige familiäre Konstellation der Brüder mit dem Vater Ivan geht sehr nahe an die Nerven. Auch später wird die Macht und der Einfluss dieses gebrochenen Mannes deutlich. Die beiden Autoren haben hier wirklich aus den Vollen geschöpft und sagenhaft beklemmende Psychogramme einzelner erschaffen und diese bis ins Detail an die Leser widergegeben. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse. Ganz besonders die Einblicke in die gestörte Welt und in die Faszination der erfolgreichen Überfälle ist den Autoren erschreckend gut gelungen. Vor allem das rhetorische und psychisch einwirkende Handeln vom Vater Ivan hat mich sprachlos gemacht. Meinung: Das ganz besondere an diesem Thriller ist, dass er mich wirklich geschockt und sprachlos werden lassen hat. Bis zum Schluß ist man in ständiger Anspannung. Geht etwas schief, platzt der Plan? Der Wechsel der Zeitebenen und Erzählperspektiven ist äußerst gut gelungen. Ganz besonders anmerken möchte ich den wahren Kern dieser Handlung, der nochmals im Anhang durch ein Interview mit dem Autor Thunberg deutlich wird. Sehr intensiv und tragisch. Ich mag die schwedische Atmosphäre, ich mag das enorme Adrenalin und den ständigen Nervenkitzel und die Tiefenpsychologie die hinter der Sache steckt. Der Showdown kam für mich jedoch leider etwas übereilt und überspitzt. Da hätte ich mir etwas mehr Authentizität gewünscht. Kaum zu glauben, dass dieser Thriller aus der Feder zweier Schreiberlinge stammt. Ich vergebe gerne ganze 5 Sterne, möchte aber einige kleinere Schwächen nennen: Diese Autoren trauen sich wirklich was, sie entsetzen, beweisen Mut und bringen eine komplexe auf die Sekunde geplante Story an die Leser. Den Kommissar Broncks fand ich einfach klasse, Schade nur, dass man von ihm relativ wenig liest. Da hätte ich mir mehr Raum für seine Sicht und Ermittlung gewünscht. Dieser Thriller ist hart und gnadenlos, dennoch regt der Fall zum Nachdenken an. besondere Stärken: * ein Cover was in der Story seinen Ursprung hat (geniale Idee, Seite 299 ff) * perfekte Gliederung in mehrere Teile aus Damals und Heute * verstörende Psychogramme einzelner Charaktere * gekonnte Perspektivenwechsel bei den Protagonisten * eindringliche Dialoge * trotz aller Grausamkeit erlebt man hier auch die heimische und harmonische Atmosphäre Schwedens mit viel Lebensgefühl, bildhaften Kulissen und Schauplätzen * Das unglaubliche Interview im Anhang mit Stellungnahme des Autors Thunberg * ein richtig gut skizzierter Ermittler mit dem richtigen Gespür. John Broncks ist genial! kleinere Schwächen: * ein etwas übereilter Showdown, der sehr überspitzt wirkt * ich hätte mir gern mehr Tiefe in der Beziehung von Anneli und Leo gewünscht, zudem erfährt man nur wenig über die Mutter Britt-Marie und Johns Ex Sanna. Da wäre auch mehr drin gewesen. Einige interessante Figuren verschwinden einfach von der Bildfläche, was ich sehr schade finde. Schauplätze: Stockholm / Schweden. Die wahre Story jedoch findet in den Gehirnwindungen der Charaktere, der Opfer und der Ermittler statt. Die Autoren Roslund & Thunberg geben erschreckende Einblicke in die gestörte Gedankenwelt eines verkorksten Erwachsenen, der mit seiner Kindheit nie abgeschlossen hat. Eine Schuldfrage. Grandiose Umsetzung, bildhafte Darstellung, großes Kopfkino! Wir erleben viele Schwedische Einflüsse, die heimelige und gemütliche Welt aus privaten und beruflichen Umfeld, die langsam zu bröckeln beginnt. Namenhafte Orte, Straßenzüge und Schauplätze des schwedischen Alltags. Sehr gelungen gezeichnet und authentisch dargelegt. Cover: Dieses Cover ist ein Blickfang, grandios, weckt Neugierde und lädt zu Assoziationen ein. Vor allem findet dieses Cover Bezug im Plot. Auf Seiten 299 und folgenden ergibt das Schussmuster ein Bild. Ein Smiley, welches höhnisch grinst. Eine Nachricht. Der Klapptext verspricht eigentlich zu wenig, denn der Inhalt ist deutlich intensiver, als man zunächst annimmt. Hochwertige Verarbeitung, tolles Schriftbild, lockere Aufteilung. Das Autorenteam: "Anders Roslund, der für seinen investigativen Journalismus mehrfach ausgezeichnet wurde, ist einer der anerkanntesten skandinavischen Krimiautoren unserer Zeit. Er ist Teil des erfolgreichen Autorenduos Roslund & Hellström. "Made in Sweden" ist der erste Roman, den er gemeinsam mit Stefan Thunberg verfasst hat. Stefan Thunberg ist einer der hochgelobtesten Drehbuchautoren Skandinaviens. Sein Werkverzeichnis umfasst Fernsehserien wie Henning Mankells Wallander und Håkan Nessers van Veeteren sowie mehrere Kinofilme. Während sich Thunberg mittels seiner Drehbücher einen Namen machte, waren seine Brüder einst die berüchtigtsten Bankräuber Schwedens. " Zum Autor S. Thunberg: Im Anhang des Buches gibt es ein erhellendes und überraschendes Interview mit dem Autor Stefan Thunberg, auf dessen Kindheit dieser spannende Thriller beruht und dessen wahre Begebenheit hier einfließt und aufgearbeitet wird. Diese Erkenntnis und dieser Hintergrund lässt dieses Buch noch einmal mehr intensiver wirken als schon zuvor. Fazit: Ja, es gibt sie noch: Die einzigartigen verstörten Thriller, die wirklich nahe gehen und schockieren. Leseempfehlung und Adrenalingarantie!

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