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Rezension zu
Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nicht jedes Gras ist grün.

Von: Katrin
09.11.2015

Bücher mit übertrieben langen Titeln finde ich ja äußerst symphatisch. Allein deshalb hatte Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat bei mir einen Stein im Brett. Mit den Worten, sie wäre über die ersten Seiten nicht hinaus gekommen, drückte mir Karo eben diesen Roman in die Hand. Auch ich hatte einige kleine Startschwierigkeiten. Schon bald war ich jedoch wirklich gefesselt von der seltsamen Geschichte und möchte euch diesen lesenswerten All-Age-Roman nun ans Herz legen. Er hat alles, was ein Bestseller so braucht: eine spannende Prämisse, Einsichten in das menschliche Wesen, Humor, berührende Momente und unverwechselbare, symphatische Charaktere. Kaum ist das Buch aufgeschlagen, versetzt Gavin Extence den Leser direkt ans Ende einer noch völlig unverständlichen Ereigniskette. Alex Woods ist 17 Jahre alt und wird an der Grenze von Dover – scheinbar völlig betrunken – von der Polizei aufgegriffen. Im Handschuhfach liegt ein beachtliches Päckchen Gras (definitiv zu viel für den Eigenbedarf) und zu allem Überfluss thront auf dem Beifahrersitz eine Urne voller Asche. Aber natürlich ist alles ganz anders, als es aussieht. Jedenfalls ist der befremdliche Jugendliche noch während des Verhörs durch die Polizei vollkommen überzeugt davon, das Richtige getan zu haben. Indem Alex an diesem Punkt seine Betrachtungen darüber anstellt, wie es soweit kommen konnte, wird nach und nach seine Kindheit und Jugend vor dem Leser ausgebreitet. Eine unerhörte Geschichte, die ihren Anfang mit einer außergewöhnlichen Begebenheit vor sieben Jahren nahm und im weiteren Verlauf von einer großartigen Freundschaft erzählt. Bis schließlich etwas völlig Unerwartetes geschieht, das ahnen lässt, wie alles derart eskalieren konnte ... Alex ist in meinen Augen eine wunderbare Hauptfigur. Seine Direktheit, Ehrlichkeit und Arglosigkeit sprechen mich total an. Er hat ziemlich strenge Moralvorstellungen, verurteilt aber umgedreht andere Menschen mit anderen Prinzipien nicht. Außerdem verfügt er über eine analytische Ader, die im Laufe des Buches immer wieder für erheiternde Momente sorgt. So sind die Szenen mit dem grummeligen alten Mr. Peterson wahrscheinlich die besten, denn hier wird ganz deutlich, dass Alex einfach völlig anders tickt als die meisten Menschen. Die Dynamik zwischen dem Jungen und dem Rentner sowie die daraus entstehenden Dialoge und Situationen bringen einen häufig zum Schmunzeln. Die wissenschaftliche Art beispielsweise, mit der Alex an den Gras-Anbau herangeht, ist einfach herrlich komisch beschrieben. Als Ausgleich zu manchen eher traurigen Passagen im letzten Drittel des Buches funktionieren die humorvollen Abschnitte jedenfalls recht gut. Überhaupt ist der Roman insgesamt sehr lebensbejahend und optimistisch. Er ist berührend, aber nicht schnulzig, gelegentlich emotional, aber erstickt nicht an übertriebener Gefühligkeit – gut ausbalanciert, wie ich meine. Sicher gäbe es zur Handlung wesentlich mehr zu erzählen, aber ich möchte niemandem das Aha-Erlebnis verderben, wenn gegen Mitte des Buches eine plötzliche Wendung alles auf den Kopf stellt. Natürlich will ich nicht behaupten, dieser Roman zeuge von unerreichter, unerhörter Brillanz, doch lebensklug, unterhaltsam und originell ist er allemal. Die Geschehnisse werden in der Ich-Form aus der Perspektive von Alex geschildert. Das ist auch gut so, sonst wäre es wohl unmöglich, diese ungewöhnliche Hauptfigur nachzuvollziehen. Gavin Extence schreibt dabei in einem lockeren Stil ohne Stolpersteine, was einen vergnüglichen Lesefluss ermöglicht. Am Ende habe ich das Buch mit einem gewissen Gefühl des Bedauerns aus der Hand gelegt, weil ich es schade fand, mich nun von den Figuren trennen zu müssen. Der Ton und die Atmosphäre erinnerten mich vage an Ein Mann namens Ove. Die Verbindung vom Ballast des Alters und der Unerfahrenheit der Jugend in der Figurenkonstellation birgt eben einiges an Stoff und treibt die Geschichte auch hier voran. Der geneigte Leser braucht allerdings etwas Geduld, denn bis alles zur Genüge aufgedröselt ist, dauert es eine Weile. Akzeptiert ihr das jedoch von Anfang an, könnt ihr euch mit diesem wunderbaren Wohlfühl-Buch ganz einem vielseitigen Lesevergnügen hingeben. Katrin, www.inkunabel.wordpress.com

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