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Rezension zu
Eine korsische Gaunerei

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Reichen-Rangeln

Von: Michael Lehmann-Pape
05.11.2015

Ähnlich wie in den „Dupin-Kriminalromanen“ (dort was die Bretagne angeht), entfaltet Peter Mayle, auch in diesem neuen Band, die Landschaft und Lebensart der Umgebung (hier des Mittelmeers bei Marseille) als sozusagen eine der „Hauptfiguren“ des Buches stark. Der Leser erfährt so wie nebenbei durchaus interessante Einzelheiten über das Hinterland in der Provence, das aktuelle Leben in Marseille, streift Korsika und erhält so einen lebendigen Eindruck von Land und Leuten. Auch wenn die Zahl und die detaillierten Beschreibungen von Restaurants und kulinarischen „Geheimtipps“ in bestimmten Bereichen des Buches in der Gefahr steht, deutlich überhand zu nehmen und eher dann in die Form eines gastronomischen Führers oder einer Restaurantwerbung abzuschweifen, bildreich und prägnant vermag es Mayle, Eindrücke, Ambiente und Lokalkolorit dem Leser nahe zu bringen. Allerdings, dies muss einschränkend gesagt werden, das gilt auch in diesem Buch für eine bestimmte Art von „Land und Leuten“, eine nicht unbedingt alltägliche Art. Die Reichen vor allem sind es, welche Mayle zu Hauptfiguren entfaltet. Sei es Francis Reboul, der auch ein 50 Millionen Euro Angebot für sein extravagantes Palais oberhalb des Mittelmeers gar nicht erst in Erwägung zieht (reich genug ist er allemal). Sei es der „Gegenspieler“, der natürlich mit einer der größten Yachten auf dem Mittelmeer versehen sich in jenes Palais „verliebt“. Selbst Sam Levitt, der kriminalistisch interessierte (und erfahrene) Rechtsanwalt, der Reboul mit seiner Lebensgefährtin Elena einen freundschaftlichen Besuch abstattet, ist immer noch finanziell so gut situiert, dass sich auf die Suche nach einem Ferienhaus im Hinterland oder ebene eine Stadtwohnung in Marseille gemacht werden kann. Es versteht sich fast von selbst, dass Mayle immer wieder am Rande natürlich auch die Restaurantbesuche seiner Protagonisten „Menü-getreu“ beschreibt. Und hier deutlich mehr Breite nutzt, als es in den Romanen um Inspektor Dupin der Fall wäre. So ergibt sich fast zwangsläufig, dass „der Fall“ fast ein wenig ins Hintertreffen gerät und, wenn man diesen ehrlich betrachtet, auch nicht unbedingt einen hohen Realitätsgrad in sich trägt. Natürlich mögen russische Oligarchen kompakte Ellbogen besitzen und wissen, wie man diese einsetzt. Und natürlich kann man große Lust entfalten, sich für ein konkretes Haus zu interessieren. Dies aber als Ursache für Einbruch, Mordversuche und rabiate Einschüchterung so selbstverständlich zu setzen, wie Mayle dies tut, das ist dann doch übertrieben und lässt den Spannungsfunken auch nicht so recht auf den Leser überspringen. Dennoch verbleibt eine lockere, leicht und flüssig zu lesende Lektüre, die einen breiten Einblick in die (kulinarische) Atmosphäre dieser besonderen Gegend Frankreichs ermöglicht, in ihren ebenso flüssig agierenden Personen das Tempo hoch hält und zudem den Reichen (und Schönen) über die Schulter schaut. Mit einigen Stereotypen versehen ein dennoch unterhaltsamer, leichter Kriminalroman.

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