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Rezension zu
Aschenputtel

Aschenputtel (Kristina Ohlsson)

Von: Poldi
01.11.2015

Sarah, eine junge Mutter, nutzt einen unplanmäßigen Zwischenstopp des voll besetzten Schnellzugs nach Stockholm, um kurz auf dem Bahnsteig zu telefonieren. Doch der Zug fährt ohne Vorwarnung wieder ab – mit der kleinen Lilian an Bord. Doch der Schaffner kann das Mädchen nicht mehr finden, mutmaßliche Zeugen können nichts aussagen. Alex Recht und seine neue Kollegin Fredrika Bergmann werden auf den Fall angesetzt, müssen aber zuerst persönliche Differenzen klären... „Schwedenkrimi“ ist ja mittlerweile schon zu einem eigenen Genre geworden, auch Kristina Ohlsson hat einen düsteren und psyhologisch angehauchten Thriller als ihren Debutroman verfasst, der die melancholische Stimmung des nördlichen Landes gekonnt aufgreift. Doch es ist nicht nur diese spezielle Schwermut, die „Aschenputtel“ so lesenwert macht, sondern auch das eindringliche Thema und die spannende Erzählweise. Behandelt wird Gewalt gegen Kinder, sei es nun körperlicher, psychischer oder sexueller Natur, was einen sehr beklemmenden Eindruck hinterlässt. Die Autorin wählt hier einen sehr geschickten Stil, schildert deutlich, ohne allzu explizit zu werden und lässt ihre Geschichte so recht heftig auf den Leser wirken. Besonders die Szenen, in denen aus der Sicht des unbekannten Täters erzählt wird, sind besonders tiefgreifend und nachdrücklich in ihrer Wirkung. Hauptfigur ist Fredrika, mit der ich anfangs nicht so recht warm geworden bin, sie erschien erst etwas zu schablonenhaft, konnte aber schnell mehr Tiefe gewinnen. Auch die beiden Kollegen ihres Ermittlerteams erfahren im Laufe der Zeit eine Weiterentwicklung, sie wurden gekonnt ins rechte Licht gerückt und mit Fehlern, Macken, aber auch starken Seiten und Emotionalität realistisch beschrieben. Dabei spielt auch das Privatleben des Teams eine Rolle, was sanft in die Handlung eingebettet wird und einen stärkeren Bezug zum Leser schafft – auch die Bindung an den Fall wird dabei gekonnt ausgebaut. Die Handlung lässt sich anfangs etwas Zeit, um in Gang zu kommen. Obwohl hier wenig Tempo vorherrscht, ist alles atmosphärisch dicht und eingängig geschrieben, später wird dann deutlich mehr Druck gemacht und eine sehr stimmige und schnelle Handlung präsentiert. Überraschende Wendungen prägen dabei den Stil, sodass eine abwechslungsreiche und lebendige Ermittlung gezeigt wird, die mich völlig in ihren Bann ziehen kann. Durch verschiedene potenzielle Täter bleibt auch immer viel Unsicherheit beim Leser, auch wenn der Täter noch kurz vor dem Ende zumindest erahnt werden kann. Mir gefällt auch der prägnante und zielstrebige Schreibstil der Autorin, die recht schnörkellos wirkt und damit das rationale Vorgehen der Ermittler stilisiert. „Aschenputtel“ ist ein hervorragender Debutroman, der mit engagiertem Thema und flüssiger, im Laufe der Zeit immer spannenderer Atmosphäre überzeugen kann. Viele Wendungen und verschiedene Verdächtige sorgen für einige dramatische Momente. Und auch die Charaktere sind sehr gelungen beschrieben, offenbaren immer mehr von sich selbst und sind dem Leser bald sehr nah. Man benötigt schon starke Nerven, um die heftigen Schilderungen ertragen zu können, aber genau das steigert den Reiz der Handlung.

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