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Rezension zu
Leaving Berlin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hochspannender Spionagethriller aus dem Berlin der Nachkriegszeit

Von: Elke Heid-Paulus
27.10.2015

Der amerikanische Autor Joseph Kanon lieferte mit „In den Ruinen von Berlin“ die literarische Vorlage zu dem Steven Soderbergh-Film „The Good German“ mit George Clooney und Cate Blanchett, der mit Sicherheit einem breiteren Publikum bekannt sein dürfte. Kanon schreibt Spionagethriller, die üblicherweise in der Zeit zwischen dem Ende des zweiten Weltkriegs und den fünfziger Jahren spielen, die Handlungsorte differieren. Oft bedient er sich realer Ereignisse und Personen, um den Hintergrund seiner Geschichte realitätsnahe darzustellen. Nun ist kürzlich Kanons neuester Roman „Leaving Berlin“ im C. Bertelsmann Verlag in der deutschen Übersetzung erschienen, und einmal mehr ist Berlin Dreh- und Angelpunkt der Story. Wir schreiben das Jahr 1949, es ist die Anfangszeit des Kalten Krieges. Großteile der Stadt sind zerstört, Nahrungsmittel sind knapp und werden im Wesentlichen auf den Schwarzmärkten verhökert. Die sowjetischen Besatzer blockieren die Verkehrswege nach Berlin, aber die westlichen Alliierten richten eine Luftbrücke ein und versorgen mit ihren „Rosinenbombern“ die Menschen im Westteil mit dem Lebensnotwendigen. Der Ostteil Berlins ist abgeschnitten, und der im Werden begriffene neue sozialistische Staat verwaltet den Mangel. Hierher kehrt der jüdische Schriftsteller und Sozialist Alex Meier zurück. 1933 hat er in den Vereinigten Staaten Schutz vor den Nationalsozialisten gesucht, aber mittlerweile hat dort die Clique um den Kommunistenhasser McCarthy das Sagen. Und so muss Meier seine Familie und das Land verlassen, das ihm mittlerweile zur Heimat geworden ist. Für die Amerikaner ist er zwar nun persona non grata, aber die CIA macht ihm ein verlockendes Angebot: Spioniere deine Schriftstellerkollegen aus und verrate uns ihre Geheimnisse, dann darfst du zurück zu Frau und Kind in die Vereinigten Staaten. Er willigt ein, ist sich aber über die Konsequenzen seines Handeln nicht im Klaren, denn natürlich kommt zu Spionage und Verrat auch noch Mord hinzu… Joseph Kanon ist mit „Leaving Berlin“ ein äußerst spannender und lebendiger Spionagethriller gelungen. Und das liegt nicht nur an der Tatsache, dass das Zeitkolorit stimmig transportiert und der Alltag sowie das Leben in der Stadt, die faktisch bereits geteilt ist, anschaulich beschrieben wird. Einen zusätzlichen Kick erhält die Story durch die Einbindung quasi historischer Persönlichkeiten aus dem Ostberliner Künstlermilieu wie beispielsweise Bertolt Brecht. Wesentlich interessanter allerdings finde ich das moralische Dilemma, in dem sich die Hauptfigur Alex Meier befindet, steckt er doch in der klassischen Zwickmühle und wandelt auf schmalem Grat. Einerseits würde er alles tun, damit er zurück zu seiner Familie kann, auf der anderen Seite sind da aber auch eine alte Liebe und natürlich seine politische Überzeugung, deren Verrat permanent für ihn im Raum steht. In dieser Situation das Richtige zu tun, ohne die eigenen Werte und Überzeugungen zu verraten, stellt die eigentliche Herausforderung für den Protagonisten dar.

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