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Rezension zu
Verschwörung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nicht das Original, aber ...

Von: Michael Seiler
20.10.2015

Das Ableben eines Autors ist bekanntlich noch lange kein Grund, seine Figuren nicht weiterleben zu lassen. Im Falle von Stieg Larsson, dessen bekannte Millenium-Trilogie ohnehin erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, blieb es lange spannend. Insgesamt zehn Bände sollen ursprünglich geplant gewesen sein. Nun haben Larssons Erben endlich einem weiteren Band zugestimmt, der jedoch nicht auf den Originalentwürfen basiert. Dennoch gibt es ein Wiedersehen mit Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist. Der Journalist Blomkvist hat es nicht leicht. Sein Herzensprojekt, die Zeitschrift "Millenium", wurde von einem Konzern aufgekauft, der gerne bei den Inhalten mitreden möchte. Darüber hinaus munkelt man in der Öffentlichkeit, der einstige Starreporter habe seine besten Tage hinter sich und stecke in einer Krise. Währenddessen zieht es den schwedischen Programmierer Frans Balder nach einem längeren Auslandsaufenthalt wieder nach Schweden. Er will endlich wieder mehr Zeit mit seinem autistischen Sohn August verbringen, doch die Wiedersehensfreude währt nur kurz. Balder wird in seinem eigenen Haus ermordet und seines Computers beraubt. Blomkvist findet bald heraus, dass Balder an einer hochentwickelten künstlichen Intelligenz gearbeitet hatte, die so einigen Mächten gute Dienste leisten würde. Auch Lisbeth Salander scheint in die Sache verwickelt zu sein. Unversehens sehen sich die beiden in eine mörderische Verschwörung verwickelt, in die auch der amerikanische Geheimdienst NSA involviert ist. Auch August befindet sich in Gefahr, denn der bisher sehr verschlossene Junge offenbart ein Talent, das manches Geheimnis enthüllen könnte. Der neue Larsson, der ja streng genommen keiner ist, schließt in vielen Dingen an die bereits veröffentlichten drei Originalbände an. Wenn man mit Namen wie Zalatschenko, Wennerström und Co. absolut nichts anfangen kann, dann empfiehlt zunächst sich die Lektüre der vorangehenden Bücher oder zumindest die erweiterte Ausgabe der schwedischen Verfilmung. Darüber hinaus kann Verschwörung auch für sich gelesen werden, denn einen entscheidenden Unterschied zum Rest der Trilogie gibt es: Das Buch ist ein klein wenig gewöhnlicher. Vermutlich trieben unterschiedliche Motive die Autoren zum Schreiben. Stieg Larssons Energie und Weltverbesserungsideen fehlen an vielen Stellen. Seine Buchreihe war nicht einfach nur ausgeklügelte Unterhaltungsliteratur, sondern auch die knallharte Abrechnung eines hauptberuflichen Enthüllungsjournalisten mit den verkrusteten Strukturen der schwedischen Politik und Gesellschaft. Sein Nachfolger weiß diese Themen für sich zu nutzen, reicht aber nicht genug an das Vorbild heran, um den Übergang wirklich nahtlos zu machen. Am Ende hat man durchaus das Gefühl, einen soliden skandinavischen Thriller gelesen zu haben. Auch die vertrauten Charaktere wiederzutreffen macht Freude und zeigt, was Salander und Blomkvist noch so alles draufhaben. Mit dem Thema der allgegenwärtigen Internetüberwachung, Bespitzelung und Wirtschaftsspionage durch Geheimdienste, trifft Lagercrantz den Nerv vieler Leser. Die unrühmliche Rolle der USA wird ebenso wenig ausgeklammert wie deren Zusammenarbeit in dieser Sache mit Schweden und anderen westlichen Nationen. Soviel investigatives Gefühl darf sein. Die plötzlich aus Lisbeths Vergangenheit auftretende unvorhergesehene neue Bedrohung wirkt trotz Einbindung in den Kanon eher wie ein normales Thrillerelement, weil eben eins gebraucht wird. Kann man machen, muss man aber nicht. Das bisher eher durchwachsene Feedback der einschlägigen Larsson-Fans zeigt, dass David Lagercrantz wie vermutet ein schweres Erbe angetreten hat. Manch einer verwünscht ihn dafür, andere nicken anerkennend. Es stimmt, die Fortsetzung ist nicht so vielschichtig wie das Original. Dem kurzweiligen Lesevergnügen tut das aber keinen Abbruch. Von mir aus darf es gerne weitergehen. Originaltitel: Det som inte dödar oss (Das, was uns nicht umbringt) Seitenzahl: 608 Format: 13,5 x 21,5 cm Verlag: Heyne

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