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Rezension zu
Das Vogeltribunal

Das Vogeltribunal (Agnes Ravatn)

Von: Poldi
18.10.2015

Allis, die erfolgreich als Dozentin arbeitet, ist trotz ihrer Ehe eine Affäre eingegangen. Von Schuldgefühlen geplagt flieht sie in die Einsamkeit der Fjorde, wo sie dem mysteriösen Mittvierziger Sigurd im Haushalt und Garten unterstützen soll. Kommunikation mit ihr möchte der Hausherr so weit wie möglich vermeiden, dennoch kommen sich Allis und Sigurd langsam näher – und auch ihre Geheimnisse können sie nicht mehr voreinander verbergen... „Das Vogeltribunal“ - ein merkwürdiger Titel für ein Buch, der sich als Thriller bezeichnet und dem das oben genannte Setting zugrunde liegt. Erst im Laufe des Romans erschließt sich, warum Autorin Agnes Ravatn diesen gewählt hat, so wie sich so einiges erst im Laufe der Zeit offenbart. Der Start ist dabei ziemlich ruhig geraten, dennoch meint man hinter jeder Regung einen großen Knall zu vermuten, Ravatn versteht es, ihre Leser auf die Folter zu spannen und sehr hintergründig zu schreiben. So gewöhnt man sich wie Allis langsam an den Alltag am abgeschiedenen Fjord und ist ebenso fasziniert von Sigurd, der eine wunderbar undurchschaubare Figur ist. Nur tröpfchenweise erhält man neue Informationen über ihn, die man gierig in sich aufsaugt und selbst versucht zusammenzusetzen. Immer neue Theorien entwickelt man, eine nach dem anderen wird verworfen, bis wirklich ganz am Schluss die Wahrheit offenbart wird. Wie Ravatn hier alles verknüpft hat, wie sehr sie auch Allis Person im Dunkeln lässt, ist sehr unterhaltsam geschrieben. Besonderen Reiz erhält der Roman jedoch mit der Verknüpfung mit den nordischen Göttersagen um Baldur und Loki, die sich thematisch wunderbar mit der Handlung ergänzen, so werden viele starke Bilder geschaffen. Dass sich ein Roman so extrem auf nur zwei Figuren bezieht und diese handeln lässt, ist ungewöhnlich und erfordert dementsprechend starke und präsente Charaktere. Gerade bei Sigurd ist dies bestens gelungen, seine Zurückhaltung, aber auch seine dominante Art, seine geheimnisumwitterte Vergangenheit lassen ihn sehr eindringlich wirken und üben eine große Faszination aus. Allis hingegen bleibt manchmal etwas blass, sie scheint vieles einfach mit sich machen zu lassen, auch ihre Neugier ist scheinbar nur dann wirklich ausgeprägt, wenn es die Autorin für ihre Handlung benötigt. Die verwendete Sprache liest sich dabei sehr flüssig, mit prägnanten Sätzen und einer vielfältigen Wortwahl wird eine lebendige Atmosphäre erzeugt. „Das Vogeltribunal“ ist ein ungewöhnlicher Roman, der mit einer düsteren und dichten Atmosphäre punkten kann. Die vielen Geheimnisse, die die beiden Charaktere umgeben, werden langsam aufgedeckt und werden gelungen mit den nordischen Göttersagen verknüpft. Dabei ist die Auflösung durchaus überraschend und enthält einige sehr interessante Details.

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