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Rezension zu
Männer al dente

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sind wir nicht alle ein bisschen Rudi?

Von: Severine Martens
02.10.2015

Markus, der Stullen schmierende Hausmann-Softie mit Urmutter-Ambitionen. Thomas, der frustrierte PR-Branchen-Karrierist mit bereits gebuchter Burnout-Option. Alain, der deutsche Durchschnittsmann mit deutscher Durchschnittsfrau und zwei pupertierenden Waldorf-Teenies. … Und dann noch Rudi: Das wohl schon unter Protest geborene Infant Terrible des Quartets und augenscheinlich, postklimakteriell betrachtet, das große ‚Sowäreichauchgerne‘ des Autors. Ungezogene Hunde kommen im Roman „Männer al Dente“ auch vor, was bei Michael Frey Dodillet ja irgendwie Pflicht ist, und deshalb möchte ich nicht näher drauf eingehen. Und, ja genau, dies wird eine Rezension soweit es mir möglich ist und der Autor möge es mir … äh, verzeihen: „Männer al Dente“ ist sozusagen die zweite Folge des Romanes „Die Toskana Männer“ und der Autor Michael Frey Dodillet hat sich mal wieder ordentlich ins Zeugs gelegt. Das Lesen des Buches hat so richtig Spaß gemacht. Es ist (wie der erste Teil) sehr kurzweilig geschrieben, mit viel kritischem Zeitgeist innen drin und vor allem für midlife-kreiselnde Leseratten wie mich ein kleines El Dorado an coolen Sprüchen. Ich musste an vielen Stellen laut los lachen, fast an zu vielen, und manchmal kam ich mir vor, als hätte ich einen Comic für Erwachsene vor der Nase. Es ist ein lustiges Buch mit vielen geistreichen Einschüben! Das wars dann aber auch schon, oder? Eigentlich ja, denn ich wollte niemals etwas schlechtes über einen Roman schreiben und werde es auch jetzt nicht tun. Aber andererseits, ich denke, also wenn ich ehrlich bin … also was solls, der Michael wird es schon irgendwie wegstecken. Nicht zuletzt ist der Haudrauf der deutschen Hundenation ja für seinen lana-veganisierenden Humor bekannt und der tut manchmal auch ganz schön weh – im Kopf und so! Ganz ehrlich: Ich fand das Buch doof – zwar ziemlich lustig, aber total doof! Wie bereits oben im Trailer angedeutet jagt im Buch ein Klischee das andere um die Ecke. Die Figuren bleiben alle irgendwie hohl und sind vollgestopft mit coolen und klugschietenden Sprüchen, frei nach dem Motto: Klimakterium meets Pubertät. Logisch, in dem Alter so um die Fünfzig haben Männer es besonders schwer – anscheinend sogar sehr viel schwerer als Frauen. Aber ist das ein Grund gleich ein ganzes Buch (oder zwei?) auf Facebook-Niveau zu schreiben. Die Handlung des Romans beginnt ungefähr in der Mitte des Buches, denn da fällt eine Frau um und es geht endlich los. Viel passiert danach aber trotzdem nicht! Bis dahin lesen wir jedenfalls ohne Ende hirnlose Ananeinderreihungen von Musiktiteln und Schallplatten. Erwachsene Menschen lierfern sich als eine Art Super-Teenies sogenannte Battles mit frühreifen Walldorflern. Sex, Drugs and Rock‘n Roll gibt‘s am laufenden Meter und sicher: Wir alten Säcke waren damals die cooleren Teenies, hatte die bessere Mucke und sowieso ist das mit dem älter werden eine totale Kacke. Alkohol fließt grundsätzlich in rauhen Mengen (muss doch so, oder?), Drogen gehören zum täglichen Leben dazu und morgen könnten wir dann ja tatsächlich alt sein: Also lass‘ heute noch mal schnell die Sau raus, aber zackig, bevor die jungen Leute das auf einmal besser können. Irgendwann in der zweiten Hälfte des Buches platzte dann auch meine Hoffnung, dass der Autor ausnahmsweise mal nicht irgendwelche Hunderziehungsmethoden mit Zynismus übergiesst. Die Markerleute, ausgerechnet die armen Markerleute, die doch sowieso schon immer mit dem Unverständnis der Anderen hadern, bekommen wieder ihr Fett weg. Michael, früher hast Du elegant in alle Richtungen ausgeteilt und da bekam jeder eins auf die Mütze, aber wirklich jeder und das fand ich toll. Aber jetzt: Immer wieder auf die armen Markerleute, menno! Was können die den dafür, dass die so … ach was soll‘s. Und jetzt ist mir doch noch was gutes eingefallen: Nicht nur die Markerleute kriegen Haue, auch der typisch neudeutsche und klein-kariert-geistige Wohlstands-Neo-Nicht-Nazi kriegt was drauf. Allen voran ihre Wortführer wie Pirincci, Sarazin und Kumpanen. Überhaupt zeigt Michael sich in ‚Männer al Dente‘ mal wieder von seiner zeitkritischen Seite und outet den gemeinen deutschen Blödmann mitten im Volke, genau da wo er eigentlich auch hin gehört. Nur diesmal hat er den dodilettschen Finger auf der Brust und das kann er der Michael – so richtig brilliant, fast wie früher! Die Handlung, die habe ich jetzt natürlich völlig vergessen: Rudi treibt sich verliebt bei seiner neuen Freundin in der Toskana herum, die er im ersten Buch (Die Toskana Männer) kennen gelernt hat. Beim Renovieren der dortigen Ölmühle samt zugehörigen Geschäft fällt die Frau um und kommt ins Krankenhaus. Rudi und Freundin geht es jetzt so richtig dreckig, weshalb Thomas, Markus und Alain samt Familie und sonstiger Verwandtschaft aus Deutschland zu Hilfe eilen. Dabei büchsen zwei waldorf-befreite Teenies aus und stecken den Erwachsenen mal so richtig den den Pubertanten-Finger in den midlifecrisis-zerfurchten Hintern. Ein Trupp dodilettscher ungezogener Hunde rauft sich durch die Geschichte und ein sogenannter Stalker wird noch grad rechtzeitig gestoppt, bevor er diese (die Hunde!) vergiften kann. Am Schluss wird alles gut! Das ist jetzt natürlich ein bisschen kurz gefasst, aber das macht nichts: Erstens geht es in diesem Buch ja gar nicht um die Handlung (Hallo?) und zweitens bleibt Euch so noch etwas, worauf Ihr neugierig sein könnt. Und nein, es ist kein schlechtes Buch, es ist ein lustiges Buch. Ein sehr lustiges Buch! Ob ich es mir noch einmal kaufen würde, wenn ich es verleihen und nicht wiederkriegen würde? Diese Gefahr ist zwar sehr gering, aber: Ja, auf jeden Fall, denn meine Dodillet-Sammlung soll doch vollständig bleiben!

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