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Rezension zu
Die Bienenhüterin

Ein Sommer, der alles verändert

Von: Tintenelfe
10.09.2015

Was für ein wundervolles Buch! Von der ersten Seite an faszinierend und fesselnd, dabei wunderbar anrührend geschrieben. Aus der Sicht der vierzehnjährigen Lily, die sich so sehr nach Liebe sehnt und verzehrt, erfährt man einiges über das Leben in den Südstaaten der 1960er. Einiges erinnerte mich dabei an Harper Lee, deren zuletzt veröffentlichter Roman “Gehe hin, stelle einen Wächter” (Rezension) ebenfalls zu dieser Zeit spielt. Sue Monk Kidd gelingt es, die brodelnde Stimmung in der Bevölkerung aufzugreifen, ohne jedoch ihren Schwerpunkt darauf zu verlegen. Im Mittelpunkt stehen die drei “Honigschwestern” Augusta, May und June und natürlich Lily und Rosaleen. Das Leben mit den Bienen hat vor allem Augusta Weisheit gelehrt. Mit ihrer besonnenen, geduldigen Art steht sie dem verstörten jungen Mädchen zur Seite. In der lebensbejahenden Gemeinschaft von farbigen Menschen lernt Lily, worauf es im Leben ankommt und vor allem, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden. Sue Monk Kidd schreibt einfühlsam und kann wunderbar erzählen. Man spürt die flirrende Hitze dieses Sommers, das Summen der Bienen und den Duft von Honig. Ein wenig wünscht man sich, selbst eine Auszeit im Schutze der drei Schwestern verbringen zu können. Ihre Protagonistin Lily ist immer ehrlich und schonungslos mit sich selbst und anrührend in ihrer Verletzlichkeit. Man fühlt mit ihr, möchte sie trösten und beschützen. “Die Bienenhüterin” spielt auch gern mit Symbolik und Mythen. Die selbst erfundene Religion “Unserer lieben Frau in Ketten”, die sich sowohl Anleihen aus dem Katholizismus als auch bei Naturreligionen bedient und vereint, wirkt manchmal grotesk, andererseits jedoch so erfrischend anders und heilsam. Sie ist nur eine Art, die hier aufgezeigt wird, wie man mit den Grausamkeiten im Leben zurecht kommen kann. Auf recht unterschiedliche Weise wird auch das Thema der Rassentrennung aufgegriffen. Einerseits erschütternd die Bilder, wie Weiße aus purer Launenhaftigkeit mit den Schwarzen umgehen und andererseits die Sanftheit, in der sich Lily als weißes Mädchen in die Gemeinschaft der Farbigen einfügt. Wie Grenzen verschwimmen und schließlich nicht mehr da sind. Wie einfühlsam und leise aufgezeigt wird, dass die Hautfarbe den geringsten Unterschied zwischen Menschen ausmacht. Gerade zu Anfang erinnert die Handlung an eine weibliche Version von Huckleberry Finn, doch verblasst der Gedanke an Mark Twain im Laufe der weiteren Geschichte. Dieses Buch hat mich überrascht, fasziniert und sehr berührt. Zeitweise hat es mich schon gedrängt, den Fortgang der Handlung zu beschleunigen, da immer klar ist, dass etwas passieren muss, das die Idylle auflöst. Jedoch unterstreicht der langsame Erzählstil die Trägheit in der Hitze des Sommers und dass manche Dinge ihre Zeit brauchen. © Tintenelfe www.tintenhain.de

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