Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Muttergefühle. Gesamtausgabe.

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Einfach ehrlich und ehrlich gut

Von: Eva-Maria Obermann
23.08.2015

In Muttergefühle berichtet Rike Drust als Autorin und Erzählerin von der Geburt ihres Sohnes und der neuen Zuschreibung als Mutter, der sie sich gegenüber sah. Zwischen Himmelhochjauchzend und Zutodebetrübt ist da alles dabei. Und immer wieder kämpft sie mit ihrer Rolle als Mutter in der Gesellschaft und in ihrem Leben, denn so sehr sie ihren Sohn liebt, kann und will sie sich nicht damit abfinden, nun zum Muttertier abgestempelt zu werden. „Denn als Mutter verspürte ich einen extremen Druck, perfekt sein zu müssen“ (S. 11). Ohne sich als notorisch sarkastische Mutter oder betüdelnde Obermamie einzuordnen bleibt sie dabei vor allem ehrlich, legt sich selten fest und spricht mit ihren Zerrissenheiten Klartext, von rosa Schmetterlingen und der akuten Langeweile mit Kind. Ich liebe dieses Mut. „Das muss ich nicht lesen, das hab ich schon selbst“, murrte mein Mann beim Über-die-Schultergucken und fand es dann doch gut. Mir zumindest spricht Rike Drust aus der Seele. Die Verwunderung in all der Gruppen von Müttern und Mütterliteratur einfach nicht den Platz zu finden, an den man gehört, weil jede Mutter nur ein Mensch und damit einzigartig ist, wir aber immer wieder gesagt bekommen, Mütter seien alle so oder so, kenne ich nur zu gut. Der tiefe Wunsch, dem Kind immer und überall nahe zu sein, ihm beschützend und eben mütterlich beiseite zu stehen. Daneben der tiefe Wunsch, Abstand zu haben, ein Selbst zu haben, und dieses Selbst nicht zu verlieren zwischen Kind, Mann und Mutteransprüchen. Der tiefe Wunsch, zu arbeiten, sich zu behaupten, den Kopf nicht zu vernachlässigen. Ich fühle mit Rike Drust, denn mir geht es genauso. Das schöne ist, wie einfühlsam diese „ich bin halt nicht wie die anderen“-Masche funktioniert, wie viel Identifikationsmomente es durch die unterschiedlichen Gesichtspunkte gibt, denn selbst wenn ich aus dem einen Blickwinkel völlig anderer Meinung bin, stimme ich im nächsten wieder zu. Wie bei einer Freundin, mit der man streitet, lacht, sich versteht, auch wenn man sich nicht versteht, ist mir dieses Buch ans Herz gewachsen. Dabei gibt es genug Augenrollmomente. Etwa wenn die Erzählerin über andere Mütter spricht. Der Stil ist dabei gekonnt, kolumnistisch und voller Varianten. Mal witzig, mal romantisch, mal resignierend, wie das Leben selbst und nie zu viel von einer Richtung, immer wieder schafft sie die Kurve, den runden Bogen. Etwas zwiegespalten bin ich hinsichtlich der Stichpunkte, die die Autorin nach jedem Kapitel gibt. Mehrmals wiederholt sie, dass ihr Buch eben kein Ratgeber sein soll und zeigt dann mit den Methoden, die bei ihr geholfen haben, eben doch Ratschläge, wie es auch bei anderen gehen könnte, mit dem Hinweis, dass es eben aber auch damit nicht gehen muss. Ein Ratschlag, der keinen Rat gibt, also. Und für mich tatsächlich ein kleines Manko, lassen sich die meisten Punkte doch ohnehin auf den erste Blick aus den Kapitel herauslesen. Für mich war Muttergefühle ein absoluter Hit, lesenswert für jede Mutter und die meisten Väter, für jeden, der gerne etwas über die Stellung der Mutter in unserer Gesellschaft und den Druck von außen für uns Frauen mit Kindern, lesen möchte.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.