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Rezension zu
Totenfrau

Schrecklich gut

Von: CogitoLeider
17.08.2015

Dieses Hörbuch hat mich wirklich in seinen Bann gezogen. Die Geschichte ist ziemlich widerlich, zugegeben, und bestimmt nichts für zartbesaitete Menschen. Selbst mir wurde an der einen oder anderen Stelle ein wenig übel, immer ein Zeichen dafür, dass mir ein Plot unter die Haut geht und mich persönlich trifft. Allerdings habe ich mich gefragt, woran das liegt. Selbstverständlich nicht an der Auflistung von Perversitäten, das ist in anderen Büchern schon zur Genüge ausgewalzt, finde ich. Nein, ich glaube, es liegt an der Ausdrucksweise. Wortgewaltig und doch irgendwie sprachlos erzählt Bernhard Aichner und damit so eindringlich und einfühlsam, dass es mir direkt ins Herz ging. Warum ich das Wort 'sprachlos' verwende, ist mir eslbst nicht ganz klar, es tauchte in meinem Kopf aber während des Hörens öfter auf. Vielleicht, weil es für manches Grauen keine Worte gibt und ein Autor gut daran tut, sich nicht in gewaltätigen Details zu verlieren. Hier ist die Kunst die Andeutung, das Reduzieren auf wenige Tatsachen. Und vielleicht die Wiederholung der traurigeren Wörter, die Gefühle ausdrücken, die man nicht nachvollziehen kann. Verzwickt ist die Sache mit der Protagonistin, denn Blum ist eine Frau, die ich beschützen wollte, sprich, zu der ich gehalten habe, mit ihr gezittert und um sie gebangt. Das ist immer wieder interessant, wenn es ein Autor schafft, moralische Grundsätze in Frage zu stellen und den Leser oder Hörernicht in eine Zwickmühle zu bringen, sondern ihn ganz klar für etwas entscheiden zu lassen, was er normalerweise selbstverständlich ablehnt. Ich sehe das immer als eine Art psychologisches Experiment, das mir selbst zeigt, wer ich bin. Und genau das grenzt 'Totenfrau' von anderen Thrillern ab, finde ich. Es ist fundiert und nachvollziehbar - wenn auch schrecklich in seiner Konsequenz. Christian Berkel liest, wie dieses Buch wohl kaum besser gelesen werden kann. Einfühlsam und angenehm, nie laut und aufdringlich, und immer auch ein bisschen distanziert, sodass man als Hörer Blum vor Augen hat, eine Frau, die trauert und das tut, was sie eben tun muss. Eine Frau, die ihre Gefühle oft verbirgt, meist nur funktioniert und die Fassade aufrecht erhält, aber konsequent ihre Ideale verteidigt. Fazit? Ein wunderbar schreckliches Buch, das richtig Lust auf mehr macht!

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