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Rezension zu
So viel Zorn und so viel Liebe

Emotional, stark, aktuell ...

Von: SharonBaker
26.01.2023

Salahudin und Noor sind zusammen aufgewachsen, besuchen die gleiche Schule, leben im gleichen Ort und sind viel mehr als nur Freunde. Allerdings herrscht gerade Funkstille bei beiden, denn ein großes Missverständnis schwebt zwischen ihnen. Nun sehen sie sich zwar jeden Tag, aber gehen getrennte Wege und doch führt sie ihr Leben immer wieder zusammen. Bei Salahudin gibt es große Sorgen, seine Mama ist schwer krank, sein Vater ertränkt seinen Kummer im Alkohol und ihnen droht das Motel zu verlieren. So ist die Verantwortung für seine Schultern viel zu groß und er begeht einen großen Fehler. Dagegen versteckt Noor ihre Probleme recht gut, sie lebt bei ihrem strengen Onkel, hilft im Spirituosengeschäft und versucht sich heimlich an Colleges zu bewerben, um ihren großen Traum, Ärztin zu werden, leben zu können. Beide führt das Schicksal immer wieder zusammen, beide müssen entscheiden, wie viel ihre Freundschaft ihnen wert ist und ob sie ihre Monster aus der Vergangenheit zusammen besiegen können. Was stellt Salahudin Dummes an? Welche Sorgen versteckt Noor unter ihrer Kleidung? Und sind diese beiden jungen Menschen wirklich nur Freunde? Sabaa Tahir hat mich mit ihrer Elias & Laia Reihe so begeistert, dass ihr Name einfach aufleuchtet, wenn er mir begegnet, und so bin ich in den Vorschauen über ihr neues Buch gestolpert. Noch schnell ein Satz zu Elias & Laia, da muss ich noch den Abschlussband lesen, aber ich möchte sie nicht loslassen und keinen Abschied und ich habe Angst, dass es schlimm endet. Nun kommt also was Neues von ihr und es ist kein Fantasy, es klang noch gesellschaftskritischer Lektüre, Emigrationsprobleme und über Probleme Jugendlicher, die nicht recht wissen, wohin sie gehören. Wichtiger Lesestoff sozusagen und mir war klar, das möchte ich lesen und während das Buch hier erschien, bekam die Autorin dafür den National Book Award. Tja, und soll ich euch was sagen verdient! So VERDIENT!! Somit nehme ich vorweg, ob mir die Geschichte gefallen hat, aber egal, so verdient. Salahudin ist der Sohn von pakistanischen Einwanderern, die in Kalifornien fuß fassen wollen. Sein Vater arbeitet auf dem Bau, während seine Mutter ein kleines Motel betreibt. Aber es ist nicht leicht mit Vorurteile, Ausgrenzung und Misserfolge sich einzuleben, sich nicht anders unter dem Mitschülern zu fühlen und immer aufzufallen. Aber nicht nur der Streit mit Noor lässt Salahudins Welt wanken, nein, seine Mutter geht es gesundheitlich immer schlechter und sein Vater stürzt in den Alkohol ab. Schuldner belagern das Motel und Salahudin kann die Last auf seinen Schultern kaum tragen, wie soll er das schaffen, wer kann helfen. In der dunkelsten Stunde steht ihm Noor bei, aber auch sie muss er belügen, um den Traum seiner Mutter zu retten. Und beginnt eine große Dummheit, die sein ganzes Leben verändern soll. Noor ist die letzte Überlebende ihrer Familie in Pakistan, bei einem großen Erdbeben sind alle umgekommen und ihr Onkel hat sie auf eigene Faust gerettet. Um ihr ein Heim zu geben, hört er mit seinem Studium in Amerika auf, ist nun dort Besitzer eines Spirituosenladens und hält Noor an der kurzen Leine. Sein Schatten liegt über ihrem Leben, ihre Zukunft in seiner Hand und dabei möchte Noor doch nur studieren und Ärztin werden und na ja, Salahudin küssen. Die Probleme und Sorgen spitzen sich zu und es kommt zum großen Gau, der alles in ihrem Leben erschüttert. Was für eine Geschichte! Was für eine Wucht! Und was für ein gesellschaftskritisches Statement! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, vielleicht am besten mit dem Anfang. Zuerst erleben wir einfach zwei Teenager, die mit ihrer eigenen Gefühlswelt überfordert sind und nicht wirklich wissen, wie sie am besten damit umgehen, aber je mehr man liest, umso mehr baut sich ein Bild von zwei verlorenen Seelen auf. Wie ist es immer, die Fremden zu sein? Was bedeutet es immer mit Vorurteilen behaftet zu werden? Und wenn was passiert, immer sofort ins Radar zu geraten? Ungerechtigkeit, Hass und blinde Wut. Dazu kommt noch das Gefühl von Heimatlosigkeit, wohin gehöre ich, soll das wirklich mein zu Hause sein, werde ich immer fremd bleiben. Und das fragt man sich, wohin mit all der Wut auf sich, auf das Leben, auf die Welt! Spürbar, greifbar und so unglaublich berührend, das man selbst einen Knoten im Bauch bekommt und nicht weiß, wie man damit umgehen soll. Dagegen dann die zarten Gefühle zwischen Salahudin und Noor, das aufblühen von Liebe, das Eingestehen bei Salahudin und Noor, die einfach hofft. Zauberhaft, flirrend und flügelzart. Sabaa Tahir erzählt eindringlich, gewaltig und so realistisch. Ein Bild unserer Gesellschaft, ein Finger in der Wunde, ein Aufschrei für alle Ausgegrenzten und doch auch eine Geschichte über Hoffnung. Mir waren die beiden Protagonisten so nah, mir ging die ganze Geschichte so unter die Haut und mich berührten so viele Punkte und machten auch nachdenklich. Wunderbar erzählt, Musik, die alles untermalt, tollen Rückblenden von Salahudins Mutter. Teilweise poetisch, hart und mit viel Liebe geschrieben. So viel Zorn und so viel Liebe, ist eine Wucht an Gefühlen, unglaublich gut erzählt mit gesellschaftlicher Kritik, aber auch mit Vergebung und Hoffnung. Absolut lesenswert und verdienter Preisträger.

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