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Rezension zu
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens

Physik für Laien

Von: Estel
27.07.2015

Inhalt: "Goddamn particle" sollte eigentlich in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung stehen, weil das Higgs-Teilchen so verflucht schwer nachzuweisen ist. Dem Lektor gefiel die drastische Sprache nicht, es wurde kurzerhand das "damn" (dt. "verdammt") gestrichen und die Marketingleute klatschten in die Hände: Das "Gottesteilchen" war geboren. Als erstes wird diese pressetaugliche Sprache im Buch kritisch beleuchtet. Im Anschluss werden dann möglichst laienverständlich die verschiedenen Elementarteilchen erklärt. Diese Erklärung geht dabei weit über die in der Schule vermittelten Einteilung von Protonen und Neutronen im Atomkern und den "herumschwirrenden" Elektronen hinaus. Schließlich geht es um den LHC - den Large Hadron Collider (dt. "großer Hadronen-Speicherring"), in dem tief in der Erde in der Grenzregion von Frankreich und der Schweiz physikalische Grundlagenforschung betrieben wird. Es werden die Teilchendetektoren erläutert und gezeigt, welch riesiger Aufwand notwendig ist, um die kleinsten Bausteine der Welt nachzuweisen. Nun, da das Higgs-Teilchen - im Jahr 2012 - gefunden wurde, stelt sich natürlich auch die Frage, wohin die Reise nun gehen soll, und ob die Arbeit am LHC damit beendet sei. Im letzten Teil des Buches geht es genau um diesen Punkt und es wird gezeigt, dass zwar eine wichtige Erkenntnis gewonnen wurde - der LHC aber noch viele weitere Erkenntnisse bereithalten kann. Harald Lesch ist Professor für Astrophysik und Moderator des ZDF-Magazins »Abenteuer Forschung «. Zusammen mit seinen Studenten hat er dieses Buch geschrieben, um Laien einen Einblick in die wichtige und faszinierende Arbeit der Grundlagenforschung in der Physik zu geben. Mein Eindruck: Wie gesagt, ich hatte Physik in der 10. Klasse abgewählt und nur Chemie mit in die Oberstufe genommen. Mein Wissen um physikalische Vorgänge habe ich danach nur sporadisch mit mehr oder weniger populärwissenschaftlichen Artikeln in Zeitschriften aufgefrischt. So intensiv wie bei diesem Buch habe ich mich aber schon lange nicht mehr mit einem physikalischen Thema auseinandergesetzt, weshalb ich besonders gespannt war, wie verständlich die einzelnen Kapitel für mich sein würden. Das Buch begann zunächst - wie oben beschrieben - mit einer Erläuterung des Spannungsfeldes zwischen naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung und dem Interesse bzw. den Erklärversuchen der Medienwelt. Selbst aus letzterem Fachgebiet kommend, war es sehr interessant zu lesen, wie schwierig es für die Physiker des LHC ist, dessen Funktionsweise und die durch ihn gewonnenen Erkenntnisse korrekt über die Medien zu vermitteln. Letztlich entstand das Buch vor diesem Hintergrund, denn es ist eindeutig für Laien geschrieben. Dennoch hätte man diesen Teil des Buches zugunsten späterer Erläuterungen etwas kürzer fassen können. Wie der LHC arbeitet und welche Teilchen dort untersucht werden - neben dem berühmten Higgs-Teilchen - wird sehr anschaulich und interessant erläutert. Verschiedene Grafiken unterstützen die Erklärungen und auch die verschiedenen Abkürzungen und Symbole der Physik werden immer kurz erklärt. Schon aus dem Chemieunterricht in der Oberstufe wusste ich, dass die ganzen schönen Kugelmodelle von irgendwelchen Teilchen letztlich nur grobe Platzhalter für etwas viel Komplexeres sind. Der Sprung von "Proton, Neutron, Elektron" hin zu Leptonen, Quarks und Eichbosonen - um nur die Kategorien einer Vielzahl an mir bis dato unbekannten Teilchen zu nennen - ähnelte ebenfalls dem aus dem Chemieunterricht. Damals führte der Wechsel vom bohrschen Atommodell (das mit den Schalen) zum Orbitalmodell (das mit den Aufenthaltswahrscheinlichkeiten der Elektronen) bei mir auch zu einigen Fragezeichen im Kopf. Wie auch damals in Chemie ging es mir beim Lesen des Buches aber so, dass ich im Laufe der Erklärungen mehr und mehr Verständnis für die Zusammenhänge entwickelte. Hier heißt es also: Durchalten! Ob die am Ende dann doch noch verbleibenden Fragezeichen auf die Erklärungen im Buch oder mein mangelndes Vorstellungsvermögen, was die "goddamn particles" anbelangt, zurückzuführen ist, kann ich nicht genau sagen. Insgesamt schwanken die Erklärungen zwischen dem Wissensniveau, das man aus Schulzeiten kennt - was beim Lesen dann vielleicht ein wenig langweilig wirkt - und einem Wissensniveau, das man sonst weder im Fernsehen noch in gängigen Zeitschriften antrifft (Fachzeitschriften ausgenommen). Hier muss man manche Sätze vielleicht mehrfach lesen und zurück zu dem ein oder anderen Schaubild springen - letztlich lohnt es sich aber, da man ein völlig neues Verständnis für die Zusammenhänge in unserer Welt zumindest ansatzweise erlangen kann. Das Buch ist letztlich ähnlich einer wissenschaftlichen Arbeit aufgebaut und dementsprechend endet es auch mit einem Ausblick auf weitere Forschungstätigkeiten, die nach dem Nachweis des Higgs-Teilchens notwendig ist, um unser Universum besser zu verstehen. Auch hier gelingt der Spagat zwischen für den Laien verständlichen Worten und dem Vermitteln komplexer Inhalte. Fazit: In meinem Fall war ich vor der Lektüre des Buches am Higgs-Teilchen interessiert, weil ich nie so recht verstanden habe, was es genau damit auf sich hat. Nachdem ich "Die Entdeckung des Higgs-Teilchens" gelesen habe, bin ich völlig fasziniert von dem, was die moderne Physik zu entdecken vermag und mein Interesse an bisheriger und zukünftiger Forschungsarbeit ist zusätzlich gewachsen. Wer ein paar Grundkenntnisse für Physik aus der Schule noch mitbringt und sich für das Higgs und andere Teilchen ebenso interessiert, wie für die Arbeit am LHC ist mit diesem Buch gut beraten. 4 von 5 Sternen. Weiteres zum Buch: Preis: 9,99€ Taschenbuch: 176 Seiten Verlag: btb Verlag (15. Juni 2015) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3442749689 ISBN-13: 978-3442749683

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