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Rezension zu
Altes Leid

Polizistin Nr. 1

Von: wal.li
22.01.2023

Im Jahr 1947 soll unter der Britischen Besatzung in Hamburg eine Einheit aus weiblichen Polizistinnen einen Teil der Aufgaben übernehmen. Ida Rabe ist eine der Ersten, die im Mai 1947 ihren Dienst antritt. Nur oberflächlich ausgebildet dienen sie und ihre Kollegin Heide Brasch eher als Alibi. In einem Kellerraum sind sie eher zur Untätigkeit verdammt. Da hat die Davidswache aber nicht mit Ida Rabe gerechnet. Aus den Eintragungen im Dienstbuch entnimmt sie, dass einigen jungen Frauen Schlimmes widerfahren ist, obwohl diese das nicht direkt angezeigt haben. Eigenmächtig beginnt Ida zu ermitteln. Sie muss weiteres Leid verhindern. So kurz nach dem zweiten Weltkrieg ist es zwar langsam soweit, dass sich das Leben wieder ordnet. Doch von normal kann noch lange keine Rede sein. Noch immer gibt es nicht einmal genug zu essen für alle. Auch Ida Rabe kann nicht behaupten, dass sie noch weiß, was es heißt satt zu sein. Immerhin hat sie ein Dach über dem Kopf und ihren energischen Geist, mit dem sie unbedingt dazu beitragen will, den Frauen in Gefahr zu helfen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn von den männlichen Polizisten werden weder sie noch ihre Kollegin für voll genommen. Und dass sich jemand an Frauen vergreift? Aus Sicht der Männer eher unwahrscheinlich. Gleich zu Beginn ihrer Karriere bringt Ida Rabe frischen Wind in die Räume der Davidswache. Sie hatte es nicht immer leicht, doch nun will sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und sie hat ein Gespür für die Frauen und auch dafür, dass da überhaupt ein Fall ist. Fast ist es unausweichlich, dass sie ihre Kompetenzen überschreitet, doch immer hat sie einen guten Grund. Ida Rabe ist vielleicht etwas forscher als ihre Position erlaubt, doch die Ergebnisse ihrer Gedanken und Ermittlungen geben ihr meist recht. Sie ist eine überzeugende neue Ermittlerin, die aus einer Reihe weiblicher Polizistinnen durch ihre Energie und Vielschichtigkeit heraussticht. Beeindruckend sind auch die Schilderungen der Stellung der Frau in Beruf und Gesellschaft so kurz nach dem Krieg. Eigentlich halten sie alles am Laufen und sollen doch zurück an den Herd, wenn die Männer, die noch oder wieder da sind, an ihre angestammten Positionen streben. Das und auch die Darstellung der schlechten Ernährungslage wirken sehr eindringlich und lassen den Gedanken aufkommen, dass früher doch nicht alles besser war und man froh sein kann, dass man heute lebt. Ein packender historischer Kriminalroman, in dem die Schuld realistisch dargestellt ist, der aber auch von Neuanfang berichtet und von der Hoffnung auf eine bessere Zeit.

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