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Rezension zu
Königsmörder

Königsmörder (Robert Harris)

Von: Poldi
18.12.2022

Zunächst haben sie im Bürgerkrieg gesiegt und Karl I. von England nicht nur gestürzt, sondern auch sein Todesurteil unterschrieben. Doch nun müssen Whalley und Goffe selbst fliehen, denn Karl II. hat Rache geschworen und Häscher auf die beiden Königsverräter angesetzt. Im kolonialisierten Amerika finden die beiden zwar Gleichgesinnte, doch selbst bis dort reicht der Arm ihrer Feinde… Mit seinen historischen Romanen hat sich Robert Harris eine treue Schar an Lesenden erarbeitet, denen er mit „Königsmörder“ neuen Stoff vorlegt. Dabei wendet er sich einer neuen Zeit und einer anderen Szenerie zu, weite Teile der Handlung spielen in der britischen Kolonialisierung Amerikas und dem Aufbau neuer Gesellschaftsstrukturen. Da ist es umso logischer, zwei verurteilte Königsmörder als wichtigste Protagonisten zu nehmen, die selbst zu Gejagten werden. Whalley und Goffe werden dabei glaubhaft dargestellt, auch die anderen Figuren passen in die Zeit und dienen dazu, die damalige Gesellschaft sehr lebendig wirken zu lassen. Der Detailreichtum ist groß, teilweise aber schon etwas erschlagend. Denn bei all den (historisch sicherlich herausragend recherchierten) Feinheiten kommt die eigentliche Handlung leider öfter ins Stocken. Ich schätze an historischen Romanen sehr, wenn man nicht nur in die Zeit eintauchen, sondern auch Zusammenhänge und politische Entwicklungen nachverfolgen kann. Das gelingt Harris auch hier, vieles wirkt aber eher wie aus einem Lehrbuch für Geschichte entnommen statt einem Roman, der schließlich auch unterhalten soll. Wie Harris ein sehr authentisches Bild zeichnet, ohne sich über die damaligen Umstände zu erheben, ist er gelungen. Er erklärt vielmehr, wie die Macht der Kirche die Menschen beeinflusst hat, welche verschiedenen Strömungen dadurch entstanden sind. Besonders gelungen ist jedoch, wie der Autor erst spät auch die bisherige Vita der beiden Protagonisten aufarbeitet und sie dadurch noch einmal in ein anderes Licht taucht – ein beeindruckender Wendepunkt, der mich mitgenommen hat. Und auch wenn das Tempo für meinen Geschmack deutlich zu langsam geraten ist, ist der ruhige Handlungsbogen insgesamt gelungen und baut ein gewisses Maß an Spannung auf. „Königsmörder“ fühlt sich durch den überbordenden Detailreichtum und die teils kleinteiligen Entwicklungen in manchen Passagen etwas zäh an – in meinen Augen hat der Autor es etwas zu gut gemeint. Die Handlung selbst ist aber unterhaltsam und mit interessanten Wendungen geschmückt, zumal die Zusammenhänge von Gesellschaft, Politik und Kirche auf verständliche Weise ausgearbeitet werden. Schön, dass dabei auch die Figuren sehr lebendig dargestellt sind und man eine Bindung mit ihnen fühlen kann.

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