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Rezension zu
Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht begehren

Biznes, Ambitionen, Talmud-Weisheiten

Von: Evaczyk
15.12.2022

Er kann es nicht lassen: Rabbiner Henry Silberbaum aus Frankfurt wirft als Hobbydetektiv einmal mehr Einblicke in die Abgründe seiner Gemeinde. Diesmal geht es um Galina Gurewitz, die spurlos verschwunden ist. Ihr 30 Jahre älterer Ehemann Semjon, der als "Biznesmen" auf etwas undurchsichtige Weise zu Reichtum gekommen ist, hat allerdings keine Vermisstenanzeige erstattet und gibt sich auf Nachfragen eher schroff. Galinas Mutter scheint nach ersten Sorgen ebenfalls seltsam gleichgültig und macht keinen Druck mehr, die Verschwundene zu suchen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Rabbi Silberbaum gemacht! Zusammen mit seinem Freund Kommissar Berking von der Frankfurter Polizei kann er es nicht lassen, auch im zweiten Band von Michel Bergmanns Reihe "Der Rabbi und der Kommissar" zu ermitteln. Diesmal heißt es:"Du sollst nicht begehren" - und wenn Bergmann sich an den zehn Geboten orientiert, dürfte es für die Beiden noch einiges zu tun geben. Motive für ein nicht ganz freiwilliges Verschwinden Galinas gibt es reichlich - da ist zunächst einmal die Ex-Frau Semjons, die es nicht gerade toll fand, durch ein Zweitmodell im Alter ihres ältesten Sohnes ersetzt zu werden. Und Galina selbst? Ihr wird nicht nur ein Verhältnis mit einem anderen Gemeindemitglied nachgesagt, auch Erpressung soll ihr nicht fremd sein. Erpresst wird aber auch Semjon. Ein undurchsichtige Rolle spielt zudem ein russischer Diplomat des Frankfurter Generalkonsulats, der sich um die Ex-Landsleute kümmert, die einst als jüdische Kontingentsflüchtlinge nach Deutschland auswanderten. Nicht nur aus uneigennützigen, denn dem Mann wird eine Geheimdienstverbindung nachgesagt. Oder hat er obendrein Verbindungen in die Welt des Organisierten Verbrechens? Schließlich ist nicht unbekannt, dass seinerzeit keineswegs nur richtige Juden nach Deutschland kamen, sondern auch der eine oder andere Dieb im Gesetz die Chance nutzte und sich durch Bestechung oder Einschüchterung die angebliche jüdische Identität verschaffte, die ihm ein Leben in Deutschland garantierte.... Nimmt es daWunder, dass der Gemeindevorsteher argwöhnt, der Rabbiner könnte seine Pflichten zugunsten der Detektivarbeit vernachlässigen? Schließlich ist zwischen dem Religionsunterricht in der Schule, den Gottesdiensten und den Besuchen bei den Bewohnern des Altenzentrums so einiges zu erledigen. Silberbaum lässt seinem Kumpel Berking nicht nur talmudische Weisheiten, sondern auch kulinarische Erziehung zuteil werden, der Nordhesse hat sich schließlich bisher kaum über die Imbisswurst hinausentwickelt. Und auch das Privaltleben ist fordernd - hier Mama Silberbaum, da Fernbeziehung Zoe in New York, mit der Silberbaum zunehmend weniger eine Zukunft sieht. Und dann ist da noch die attraktive Leiterin des Altenzentrums, die bei Silberbaum Unterricht für ihre Konvertierung nimmt.Zwar hat sie angeblich einen Freund in Israel, aber irgendwie ist die Luft zwischen ihr und dem Rabbi ziemlich flirrend. Unterhaltsam, humorvoll, spannend und mit Einblicken ins jüdische Gemeindeleben, das auch in Frankfurt stark von russischer Zuwanderung geprägt ist, machen in "Du sollst nicht begehren" vor allem die Besonderheiten und mitunter exzentrischen Eigenarten der Protagonisten den Charme des Buches aus. Augenzwinkernd und liebenswert ist dieser Cozy-Krimi mit zahlreichen jiddischen Einsprengseln, die am Ende des Buches in einem Glossar auch für gojim verständlich erklärt werden. Da freue ich mich doch schon auf das nächste Abenteuer des Rabbis und des Kommissars.

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