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Rezension zu
Prosaische Passionen

Prosaische Passionen

Von: Manuela Hahn
04.12.2022

Auszug aus der Produktbeschreibung: Diese erste globale Prosasammlung weiblichen Schreibens um und nach 1900 zeigt: Die literarische Moderne war ganz wesentlich weiblich! Nicht nur in Europa, überall auf der Welt veränderte sich das künstlerische Selbstverständnis von Frauen von Grund auf. Sie eroberten sich kreative Freiräume, machten weibliches Denken und Fühlen literaturfähig, vor allem aber schufen sie große Erzählkunst und behaupteten sich so auf dem Feld der Hochliteratur, die bis dahin als exklusive Männerdomäne galt. Ab 1900 ist Weltliteratur nicht mehr bloß ein Gruppenbild mit Dame. Eine eigene Inhaltsangabe zu dieser fantastischen Kurzgeschichtensammlung fällt mir dann doch etwas schwer. Die Herausgeberin Sandra Kegel hat eine wunderbare Auswahl an Kurzgeschichten zusammen getragen, die von mal mehr, mal weniger bekannten Autorinnen geschrieben wurden. Mir waren tatsächlich nicht alle bekannt, da waren die Autorinnenviten am Ende des Buches mehr als hilfreich, immer wieder habe ich nach dem Lesen der einzelnen Storys nachgelesen, um wen genau es sich eigentlich handelt.Da waren die Lebensläufe der Autorinnen teilweise genauso interessant wie ihre Geschichten und manchmal sogar sehr viel spannender. Stellvertretend dafür nenne ich hier die Autorin Halide Edip Adivar, die 1884 in Konstantinopel geboren wurde. Sie ergriff den Beruf der Lehrerin und heiratete mit siebzehn Jahren. Als ihr erster Mann eine zweite Frau heiratete, bestand sie auf der Scheidung. Später wurde sie die Symbolfigur für alle im Türkischen Befreiungskrieg kämpfenden Frauen. Ihre Geschichte um das Mädchen Rabia machte mich traurig, ein kleines Mädchen, das sich selbst verleugnet. Aus Angst vor der Hölle, die ihr der Großvater ihr bildhaft beschreibt, ist sie folgsam und nachgiebig, sie gibt niemandem Anlass zur Klage. Ihre Erfüllung findet das Kind, als sich herausstellt, dass sie ein besonderes Talent dafür hat, den Koran auf besondere Art und Weise zu rezitieren. Ich muss zugeben, dass ich nicht genau weiß, was die Autorin mir mit ihrer Geschichte sagen will. Es blieb nur dieses Gefühl von Traurigkeit in mir zurück. Anders die zweite Geschichte der Sammlung. Die Geschichte einer Stunde von Kate Chopin. Der herzkranken Mrs. Malland wird schonend beigebracht, dass ihr geliebter Mann Opfer eines Unglücks geworden sei, nach einem kurzen Zusammenbruch zieht sie sich in ihr Zimmer zurück, um dort langsam zu begreifen, was sein Tod für ihr Leben bedeutet: Freiheit. Denn trotz aller Liebe war sie immer dem unterworfen, was ihr Mann für richtig hielt. Leider nimmt diese Geschichte ein eher tragisches Ende. Die Autorin hat es geschafft, die ganze Palette an Gefühlen auf nicht einmal vier Buchseiten unterzubringen. Die ganz hohe Kunst der Kurzgeschichte, die nur einen Ausschnitt im Leben der Protagonistin zeigt. Und doch kann man sich vorstellen, was vorher war und wie es im besten Falle weitergegangen wäre. Teilweise sind die Themen auch in der heutigen Zeit noch aktuell, sie handeln von Gleichberechtigung, Mutterschaft und der Unterdrückung der Frau und ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit. Natürlich gibt es unter den 101 Short Stories die eine oder andere, die mich nicht ganz überzeugen konnte, aber der Gesamteindruck war durchweg positiv. Ich werde das Buch sicherlich noch häufiger in die Hand nehmen, um die eine oder andere Geschichte nochmals zu lesen und vielleicht erreichen mich dann auch die wenigen unter ihnen, die mich beim ersten Lesen nicht ganz überzeugten. Bei denen, die ich liebte und das ist der Großteil, freue ich mich jetzt schon auf einen erneuten Lesegenuss.

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