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Rezension zu
Das Leben in Nuancen

Im Schatten der Erinnerung

Von: Franziska_J
30.11.2022

„Grace. […] Die Erinnerungen sind nie völlig verblasst, aber es gelang mir nach einer Weile, sie stumm zu schalten – zumindest meistens. Doch nun sind sie plötzlich lauter, bedrohlicher als je zuvor.“ Nach dem Tod ihrer besten Freundin Grace ist Eve nicht mehr sie selbst. Sie schmeißt ihr Studium in Oxford hin und zieht zurück in ihren Heimatort, um sich dort mit Kellner- und Putzjobs durchzuschlagen. Die immer häufiger auftretenden Erinnerungen an ihre beste Freundin verdrängt sie mit aller Macht. Als sie ihre Jobs und ihre Wohnung verliert, nimmt sie eine Stelle als Aktmodell an einer Kunsthochschule an. Was zunächst als eine inspirierende Perspektive erscheint, entpuppt sich als der Beginn einer gefährlichen Abwärtsspirale. Eve entgleitet ihr Leben mehr und mehr. Es fällt ihr zunehmend schwer, zwischen Realität und der Erinnerung an ihre Freundin zu unterscheiden. Sie wird mitgerissen von einem gefährlichen Strudel aus Trauer, Schuld und falschen Entscheidungen. Um sich selbst zu retten, bleibt ihr schließlich nichts anderes übrig, als sich mit Graces Tod auseinanderzusetzen. Chloë Ashbys Debütroman Das Leben in Nuancen ist eine intensive Erzählung über Freundschaft, Trauer, Schuld und die Macht der Erinnerung. Als Leser wird man ab der ersten Seite in die Erzählung hineingezogen, man wird regelrecht mitgerissen von den Ereignissen und der Hauptprotagonistin Eve, die sich in der Trauer um ihre beste Freundin Grace zu verlieren droht. Grace schwebt wie ein Geist über allem und immer wieder rutschen Eves Gedanken in die Vergangenheit, in ihre Erinnerung ab, so dass sie die Realität zu verlieren droht. Geschickt spielt die Autorin mit Wahrheit, Fiktion und Lüge, so dass man als Leser selbst nicht immer genau weiß, ob man Eve glauben darf. Grade in dieser unsicheren Perspektivierung liegt eine der besonderen Qualitäten des Romans. Eve ist eine der faszinierendsten und vielseitigsten Protagonistinnen, die mir seit langem begegnet ist. Einerseits ist sie eine unglaublich starke Frau, die in ihrem jungen Leben schon viel ertragen musste und sich trotzdem nicht unterkriegen lässt, andererseits wird sie dem Leser stellenweise aber auch als sehr verletzlich präsentiert, so dass man sie gleichzeitig bewundert und bemitleidet. Das Leben in Nuancen ist ein sehr intensiver Roman über Trauer, Liebe und Freundschaft, der stellenweise nicht leicht zu ertragen ist, der aber noch lange nachwirkt und dessen Protagonisten noch lange im Gedächtnis bleiben.

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