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Rezension zu
KaDeWe. Haus der Träume

Imposanter Auftakt zum Werdegang des KaDeWe

Von: Tanni0106
24.11.2022

Die Autorin Marie Lacrosse ist bekannt für ihre historischen Familiensagen. Mit KaDeWe – Haus der Träume hat sie einen spannenden und ereignisreichen Roman rund um die Erfolgsgeschichte des Berliner Kaufhaus des Westens geschrieben, in welchem sie geschickt historische Fakten mit fiktiven Personen und Gegebenheiten verwoben hat. Ich war ein wenig in Sorge, dass dieses 720 Seiten starke Buch langatmig werden könnte, doch falsch gedacht. Ich hätte gut und gerne auch 1000 Seiten dieser ereignisreichen Geschichte gelesen. Wie schön, dass bereits Mitte Juni des kommenden Jahres die Fortsetzung erscheinen wird. Bin ich doch ganz gespannt, wie es mit einigen mir lieb gewonnenen Charakteren weiter geht und ob gewisse negative Charaktere doch noch einer Strafe zugeführt werden. Doch ich schweife ab. Die Aufteilung des Buches finde ich absolut gelungen. So gibt es 5 Abschnitte, zwischen derer immer ein Zeitabstand von einem halben bis zu eineinhalb Jahren liegt, insgesamt jedoch die Jahre 1914 bis 1926 umfasst. Die relativ langen Kapitel wurden in zahlreiche Unterkapitel mit der Angabe von Zeit und Ort des Geschehens unterteilt. Genau dies machte die Geschichte für mein Empfinden lebhaft und nachvollziehbar, da ich genau erfuhr, was teilweise parallel oder in kurzer Folge passierte. Schon im Prolog konnte mich Marie Lacrosse mit ihrer bildhaften Schreibweise begeistern. Auch ich machte große Augen und kam aus dem Staunen nicht heraus, als ich im Jahr 1907 mit der 10-jährigen Rieke, an der Hand ihrer Mutter, das glamouröse Kaufhaus in all seiner Pracht betrat. Dort begegnete sie nicht nur der gleichaltrigen Judith Bergmann, sie konnte sogar einen Blick auf den König von Siam erhaschen. Diese Begegnung hat bei ihr und mir Eindruck hinterlassen. Im Fokus des Geschehens rund um das KaDeWe stehen drei Familien. Da wäre zum einen natürlich die Familie des Eigners Adolf Jandorf, der trotz seiner hohen Stellung in der Gesellschaft ein gutes Herz hat und seinen Angestellten gegenüber ein gerechter Arbeitgeber ist. Ebenfalls von besserer Herkunft ist die Familie von Paul Bergmann, nicht nur ein langjähriger Freund von Adolf Jandorf ist, sondern auch als Justiziar des KaDeWe fungiert. Im Gegensatz dazu gibt es dann die aus der Arbeiterschicht stammende Familie Krause. Die Mutter Käthe ernährt mit ihrer Stelle als Leiterin der Putzkolonne mehr oder weniger die Familie, nachdem ihr Mann arbeitslos und dem Alkohol verfallen ist. Ihre Tochter Rieke hat es nicht leicht, sich als Angestellte des KaDeWe zu bewähren und muss in den Jahren einige Demütigungen hinnehmen. Marie Lacrosse beschreibt anschaulich und einfühlsam die Beeinträchtigungen und Entbehrungen während des ersten Weltkrieges. Not und Hunger sind gerade bei der ärmeren Bevölkerung ganz gravierend. Veranschaulicht wird dies durch das Leben der Familie Krause sowie die Beobachtungen von Judith Bergmann, die eine soziale Frauenschule besucht und ehrenamtlich in einer Kindertagesstätte im sogenannten Scheunenviertel aushilft. Immer wieder fand ich es auch erschreckend, mit welchem Eifer sich die jungen Männer damals freiwillig gemeldet haben. Schnell wurden sie eines Besseren belehrt und konnten froh sein, wenn sie einigermaßen unbeschadet aus dem Krieg zurückkehrten. Auch die hier im Vordergrund stehenden Familien mussten teilweise Verluste in Kauf nehmen. Die Nachkriegszeit mit der stetig steigenden Inflation war alles andere als rosig. Die Schilderungen der Autorin hierzu sind sehr anschaulich und gerade im Bezug auf die leidtragenden Kinder empathisch geschildert. Immer wieder fließen auch der beginnende Nationalsozialismus und die Verachtung des jüdischen Volkes mit ein. Ein Umstand, der auch immer mehr Einfluss auf die Protagonisten dieses Buches nimmt. Sämtliche Charaktere, sei es nun real oder erfunden, wurde bis ins kleinste Detail herausgearbeitet und harmonisch miteinander verbunden. Gedanken und Handlungen wurden nachvollziehbar und plausibel dargestellt. Vielen Dank Marie Lacrosse für den imposanten Auftakt, dem ich gerne 5 Sterne gebe und eine uneingeschränkte Leseempfehlung ausspreche. Mein Fazit: Eine perfekte Mischung aus historisch belegtem Zeitgeschehen, ausgeschmückt mit dem richtigen Maß an fiktiven Details. Die Geschichte des KaDeWe und der beteiligten Familien hat alles, was eine Saga für mich braucht: Spannung, Drama, Liebe, Hass und Erfolg.

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