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Rezension zu
Zur See

Ein Herzensbuch

Von: books.books.travel
17.11.2022

"Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele. Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr wehtut." Es ist soweit: Spätestens nach #ZurSee möchte ich offiziell Mitglied im #DörteHansen-Fanclub werden - wo muss ich unterschreiben? Es ist der dritte Roman der Autorin, aber erst der zweite, den ich gelesen habe, und das ist gut, denn so kann ich mich direkt auf ihr Debut #AltesLand vorfreuen. Nun aber Zur See: Wir befinden uns auf einer Nordseeinsel (per se schon ein Setting, in dem ich mich wohlfühle), wo die Familie Sander und ihre Vorfahren schon seit 300 Jahren leben, in einem Haus hinter einem Walknochenzaun, Teller mit Goldrand, Zwiebelmuster, Delfter Blau - man fühlt sich sofort auf die Insel, in das Haus gebeamt. Die Männer fahren zur See, die Frauen warten zuhause darauf, dass sie gesund zurückkehren - hin und wieder tun sie es nicht. Derweil ist die Welt nicht mehr die gleiche wie damals; der Tourismus ist da, die Künstler, die Immobilienhaie, und Hansen beschreibt eindrücklich die Gefühle, die das in den Einheimischen auslöst, warum sie so handeln, wie sie handeln. "Sie hätten anders leben können, er und Hanne. Stattdessen haben sie das Leben ihrer Eltern fortgesetzt, Seefahrer und Seemannsfrau gespielt, die Wut für eine alte Wut gehalten und die Verletzungen für unvermeidlich. Ein Erbe angetreten, das man auch hätte ausschlagen können." Passenderweise habe ich das Buch als Touristin auf einer Insel gelesen, verwundet, und die See sollte es richten, der Wind pusten. Ich war allein und hatte doch stets den Drang, aufzublicken und meine nicht vorhandene Begleitung zu fragen, wie es möglich ist, 250 Seiten zu schreiben, in denen sich ein kluger Satz an den anderen reiht. Kein Lückenfüller, einfach nur die geballte Ladung Lebensweisheit, humorvoll-sarkastische Beobachtungen, liebevolles Augenzwinkern und gnadenloses Finger-in-die-Wunden legen. "Der Ring zu groß und dieser Satz zu klein. Nichts, was er für sie hatte, schien ihr je zu passen." Wer nicht viel Handlung braucht, um sich in ein kluges Buch fallen lassen zu können; wer das Meer liebt; ach, wer einfach nur gerne liest - hier ist der nächste Roman für die Wunschliste.

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