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Rezension zu
Der unentdeckte Kontinent

Baumkronenforschung – Ein bewegtes Forscherinnen-Leben

Von: Elementares Lesen
24.10.2022

Wer die Gesundheit von Bäumen erforscht, darf sich nicht mit dem Blick auf die Wurzeln und die unteren Meter begnügen. Man muss bis in die Baumkronen vordringen. In ihrem Buch erzählt die amerikanische Biologin Meg Lowman von ihrer Arbeit in den schwindelerregenden Höhen der Baumwipfel. Vom naturverbundenen Kind, das alles über Vogeleier, Wildblumen und den Wald lernen möchte, zur Pionierin der Baumkronenforschung und Baumschützerin: Meg Lowman hat sich ihren Weg zur anerkannten Wissenschaftlerin hart erkämpft. Sie durchlief zahlreiche abenteuerliche Lebens- und Forschungsstationen, von denen sie lebendig erzählt: In Schottland erforschte sie, wie Birken sich auf den Winter vorbereiten. Sie untersuchte das Eukalyptussterben im australischen Outback, heiratete dort und wurde Mutter. In Samoa widmete sie sich Würgefeigen, welche die Bäume von der Krone bis zum Grund umschlingen. Von Kamerun, wo sie per Luftschiff über den Urwäldern schwebte, ging es zu Heiligen Hainen in Indien und nach Äthiopien. Dort band die zupackende Baumforscherin Priester in Baumschutzprojekte ein. Um in Dutzenden Metern Höhe zu arbeiten, experimentierte Meg Lowman mit Kletterseilen und verschiedenen Klettertechniken. Schon bald galt sie als Spezialistin für diese Methode und forschte in allen Weltregionen über das Ökosystem dieses »unentdeckten Kontinents«. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wieviel Blattverlust verkraftet ein Baum? Lowman konzentrierte sich auf den Blattfraß durch Insekten und die Verteidigungsstrategien der Blätter gegen Schädlinge. Um das zu untersuchen, entwickelte sie neue Messmethoden und band freiwillige Helfer:innen in die Forschung ein. Bei ihrer Arbeit entdeckte sie die unglaubliche Artenvielfalt in den Baumkronen – ein schützenswerter Lebensraum! Ein Thema zieht sich durch ihr komplettes Arbeitsleben: die prekäre Situation von Frauen an Universitäten und in Forschungseinrichtungen. In über 30 Berufsjahren war sie oft die einzige Frau in einem Forschungscamp oder die einzige Professorin an Instituten, wo Frauen sonst nur in untergeordneten Positionen arbeiteten. Von sexueller Belästigung über Mobbing bis zur Behinderung ihrer Karriere und Degradierung hat sie alles erlebt – und musste nach der Scheidung auch noch ihre Kinder durchbringen. Die extreme Frauenfeindlichkeit, unter der sie litt, fasst sie unter dem Begriff Tall-Poppy-Syndrom zusammen: Kompetente Menschen werden sabotiert von Personen mit mittelmäßigem Können, die ihre Machtposition ausnutzen. Doch gab es immer auch Verbündete und Menschen, die sie unterstützten. Beim Lesen stockte mir oft der Atem angesichts der üblen Behandlung, die ihr widerfuhr! Mittlerweile treibt Meg Lowman unter dem Spitznamen Canopy Meg weitere Projekte voran: Um die Regenwälder am Amazonas und anderswo zu erhalten, setzt sie auf die Mithilfe der einheimischen Bevölkerung (Citizen Science), und verbindet Forschung und Ökotourismus miteinander. Dazu errichtete sie Baumwipfelpfade, die interessierten Menschen den Zugang in die Baumkronen ermöglichen. Sie engagiert sich für Umweltschutz und Umweltbildung, Frauenförderung und Inklusion in den Wissenschaften. Und das ist nur ein kleiner Einblick in ihre Aktivitäten! »Der unentdeckte Kontinent« ist eine faszinierende Lektüre – über die Liebe zu Bäumen, über das bedrohte und doch so wichtige Ökosystem der Baumwipfel und über eine leidenschaftliche Forscherin, die sich durchgeboxt hat – gespickt mit Anekdoten und aufregenden Erkenntnissen. Beeindruckend!

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