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Rezension zu
Düstersee

Sehr lesenswert und thematisch aktuell

Von: Annette Traks
14.10.2022

Bei dem Berliner Jahrestreffen der Anwaltskammer bietet der Karrierist Christian Steinhoff Joachim Vernau an, einen Urlaub im restaurierten Bootshaus seiner uckermärkischen Villa zu verbringen. Das Anwesen liegt idyllisch am Düstersee, in der Nähe des kleinen gleichnamigen Dorfes, und da der Anwalt sowieso eine Weile aus Berlin heraus möchte, nimmt er das Angebot an. Bei seiner Ankunft findet im Herrenhaus gerade ein Treffen von Hobby-philosophen statt, von denen der charismatische Hausherr sich feiern lässt, sodass Vernau sich lieber in seine ruhige Unterkunft zurückzieht. Als er am nächsten Morgen eine Joggingrunde auf dem Uferpfad dreht, trifft er auf seinen Gastgeber, der dort auf einer Bank sitzt – tot! Kurz darauf wird im Dorf eine junge Frau ermordet aufgefunden, und Vernau glaubt nicht an einen Zufall. Er befürchtet aufgrund seiner Beobachtungen am Vorabend einen Zusammenhang und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Dabei erfährt er von einem 10 Jahre zurückliegenden Ereignis, bei dem nach Meinung einiger Dorfbewohner Steinhoff seine Finger im Spiel hatte – zumindest hat es seinen wirtschaftlichen Interessen bis in die Gegenwart hinein sehr genützt. Resümee: Vor 10 Jahren hat es in Düsterwalde ein tragisches Ereignis gegeben, in das Bewohner des Dorfes verstrickt waren: Die junge Bianca, deren Eltern bei Christian Steinhoff angestellt sind, verbringt in einem verfallenen Haus ein Schäferstündchen mit Chris, dem Sohn eines ebenfalls ortsansässigen Ehepaares, als das marode Bauwerk in Flammen aufgeht. Bianca kann durch den mutigen Einsatz eines jungen Mannes gerettet werden, Chris jedoch stirbt. Christian Steinhoff aber konnte bis in die Gegenwart hinein aus dem Brand Kapital schlagen. Nun jedoch, ein Jahrzehnt später, muss sich etwas ereignet haben, was Steinhoff und eine weitere Bewohnerin Düsterwaldes mit dem Tod bezahlen. Nur was? Die Story an sich ist ebenso interessant wie spannend, und der Leser rätselt wie auch der Nachforschungen anstellende Joachim Vernau, wo bzw. bei wem der Schlüssel zur Aufklärung der Morde liegt: Welche Rolle z. B. spielen die schwer durchschaubaren Töchter Steinhoffs, Esoterikerin Sanja und Galeristin Felicitas, die verzweifelte Ehefrau des schwerkranken Herfried oder die unberechenbare, ruppige Bäckerin? Es gibt stets neue Informationen zu Personen und Ereignissen und damit verbundene verfolgenswerte Spuren; immer wieder geraten andere Dorfbewohner als Verdächtige ins Visier. Doch jedes Mal scheint das entscheidende Puzzleteilchen zur stimmigen Lösung zu fehlen. Die Person des Anwalts Joachim Vernau war mir sehr sympathisch: Er agiert sehr besonnen mit einer gewissen Abgeklärtheit und nimmt kritischen Situationen dadurch oft den Wind aus den Segeln, wobei seine ruhige, unaufgeregte Ausdrucksweise mich oft schmunzeln ließ. Ich habe gelesen, dass einige Bände mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle verfilmt worden sind – ohne bislang eine Folge gesehen zu haben, scheint mir dies die perfekte Besetzung zu sein. Allerdings hätte eine Raffung der Handlung an einigen Stellen um der Spannung willen gutgetan. Zwar spielen Joachims Vernaus Mutter und deren Lebensgefährtin eine entscheidende Rolle – dies ist daher auch ein persönlicher Fall für ihn - jedoch wird deren Beziehung gelegentlich zu ausführlich geschildert. Fazit: Trotz eines hochbrisanten Themas und eines interessant angelegten Plots kommt an einigen Stellen nicht die rechte Spannung auf, und das Geschehen – sprich die Aufklärung der Morde - tritt auf der Stelle. Dennoch: ein sehr lesenswertes und thematisch aktuelles Buch.

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