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Rezension zu
Meine dunkle Vanessa

Verstörend, aber unvergesslich!

Von: jasmin_lesewelten
05.10.2022

An erster Stelle war es gut, dass ich ,,Meine dunkle Vanessa" als Rezensionsexemplar zugeschickt bekam und dass ich hier einige interessante Rezensionen dazu las, beispielsweise machte mich @k_vantgarde neugierig, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nie zu diesem Buch gegriffen. Es ist kein Buch, über das ich sagen kann: ,,Lest es unbedingt, ich kann es euch empfehlen!" Dafür erschüttert es beim Lesen nämlich viel zu sehr- bis auf die Grundfesten und es ist beklemmend, da Vanessa aus ihrer Perspektive schonungslos ihre Geschichte darbietet und dieser muss definitiv eine Triggerwarnung vorausgeschickt werden! Von dem Jahr 2017 ausgehend arbeitet sie als 32-jährige die vergangenen 17 Jahre auf. Zentral ist das Jahr 2000, in dem sie als 15-jährige Internatsschülerin Annäherungsversuche von Seiten Jacob Stranes, 42, bemerkt, der sie in Englisch und Literatur unterrichtet. Als eine Schülerin Jahre später Strane der Pädophilie bezichtigt, ihn anklagt und Vanessa als weitere Zeugin hinzuziehen möchte, beginnt sie erst das Ganze zu reflektieren. Das Extreme beim Lesen ist, dass man sofort begreift, dass Strane Missbrauch treibt, dass er Manipulationsmuster des Gaslightings anwendet, um u.a. Selbstzweifel und Desorientierung bei seinen Opfern auszulösen. Jedoch wird aus Vanessas Perspektive deutlich, dass sie aufgrund ihrer Manipulation über Jahre hinweg von einem einstigen Liebesverhältnis ausgeht, sich lange nicht als Opfer sieht, mit dem Täter gar Mitleid empfindet und weiterhin den Kontakt zu ihm sucht! Diese verklärte Sicht und die Schilderung der miteinhergehenden psychologischen Folgen machen es so schwer, dieses Buch zu lesen und gleichzeitig so unvergesslich! Im Mittelpunkt steht demnach Vanessas Persönlichkeitsveränderung und die traumatischen Folgen, die sich in ihrer weiteren Lebensführung abzeichnen. Überaus erschreckend ist auch, wie mit den (ehemaligen) Schülerinnen in der Öffentlichkeit, den Sozialen Medien und der Berichterstattung umgegangen wird, genauso der Fakt, dass so viele im Jahr 2000 den Missbrauch durch Strane vermuten, dass aber kaum jemand etwas dagegen unternimmt! Kate Elizabeth Russells Roman erschien im Zuge der MeToo-Bewegung und sie landete mit ihrem Buch, an dem sie über 18 Jahre hinweg arbeitete, einen New York Times Bestseller. Gelungen ist ihr die schonungslose Authentizität, die bedrückende Wirkung, die Charakterzeichnung und ihr sprachlicher, literarischer Ausruck voller Bildgewalt und intertextueller Bezüge.

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