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Rezension zu
Moonlight und die Tochter des Perlenfischers

Authentisches Panorama der Perlenfischerei im 19. Jahrhundert

Von: Marlen Blume
27.09.2022

Wer bei diesem Buch eine verklärte, romantische Australien-Saga erwartet, der wird wahrscheinlich daran keine Freude haben. Das muss ich gleich vorweg sagen um die Erwartung, die der Titel suggeriert, nicht in die falsche Richtung zu lenken (by the way – das Cover wäre noch schöner gewesen, wenn es nicht die obligatorische „Frau von hinten“ beinhaltet hätte, die auch wieder auf einen eher romantisch-verklärten Historienroman hindeutet…). Denn die Autorin Lizzie Pook hat sich intensiv mit der Geschichte der Perlenfischerei in Nordaustralien auseinandergesetzt und beschreibt sie nach bestem Wissen und Gewissen authentisch, wie sie zur damaligen Zeit – der Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts – betrieben wurde. Die Auswandererfamilie Brightwell aus England hat sich mit der Perlenfischerei eine neue Existenz aufgebaut. Dem Vater gehört das Geschäft, sein Sohn steigt mit ein, die Tochter führt zuhause den Haushalt, während die Männer wochenlang auf See sind, um mit angeworbenen, vor allem japanisch-stämmigen Tauchern Muscheln vom Meeresgrund zu heben und hoffentlich Perlen darin zu finden. Doch eines Tages kommt das Boot ohne den Unternehmer zurück und die mysteriösen Umstände lassen Tochter Eliza aufhorchen. Sie kann nicht glauben, dass ihr Vater einfach so über Bord gegangen sein soll und startet eine Suche, die sie schließlich selbst aufs Meer hinaus führen soll… Wie schon eingangs erwähnt, baut die Autorin hier keine Heile-Welt-Geschichte auf. Dass die Perlenfischerei ein hartes Geschäft war und immer wieder Todesopfer forderte, wird genausowenig verschwiegen wie die Tatsache, dass unter den Fischern ein rauer Ton und massive Konkurrenz herrschte. Das führte nicht nur zu Spannungen, sondern auch regelmäßig zu Gewalt. Die Lebensumstände in Bannin Bay, dem fiktiven Zentrum der Perlenfischerei Nordaustraliens, werden ungeschönt dargestellt und an einigen Stellen sollte man schon einen einigermaßen robusten Magen haben. Denn wie mit Mensch und Tier damals umgegangen wurde, entspricht nicht gerade dem heutigen Bild von Moral und Humanität. Immer wieder werden Szenen geschildert, die aus meiner Sicht ziemlich deutlich die unhygienischen Zustände und die wenig idyllische Atmosphäre darstellen – auch wenn die Natur Nordaustraliens natürlich von großer Schönheit ist und dem auch Respekt gezollt wird. Eliza war für mich eine Heldin, die noch etwas mehr Kontur gebraucht hätte. Ich mochte sie, konnte aber ihren Drang, auf Teufel komm raus nach ihrem Vater zu suchen, auch wenn alle Hinweise dagegen sprachen, dass er noch lebt, an manchen Stellen nicht ganz nachvollziehen – gerade im Kontext der damaligen Lebensumstände, wo es meistens einfach irgendwie weitergehen musste und man sich auch nach Schicksalsschlägen gerade nicht länger „aufhalten“ konnte. Auch wenn mich die Story und die Auflösung des Romans nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, ist dieses Buch als umfassendes Panorama eines Perlenfischer-Zentrums am Ende des 19. Jahrhunderts sowohl lehrreich als auch authentisch und deshalb auf jeden Fall lesenswert.

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