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Rezension zu
Im Bann des Adlers

gelungene Fortsetzung

Von: Buch SUCHT Blog
18.08.2022

Vor zwei Jahren erschien mit „Im Zeichen des Löwen“ der erste Band von Daniel Wolfs Friesensaga, die im Friesland des 14. Jahrhunderts spielt und vor dem Hintergrund des Kampfes der freien Friesen um ihre Unabhängigkeit spielt und die Geschichte der Familie Osinga erzählt. Der Serienauftakt endet im Jahre 1383, der soeben erschienene Nachfolgeband „Im Bann des Löwen“ beginnt mit einem Prolog 1386, die Haupthandlung setzt im Jahr 1390 ein und endet mit einem kurzen Epilog 1402. Dadurch treffen wir einige Charaktere wieder, die wir schon aus dem ersten Band kennen, da mit Folkmar Janns aber der Sohn von Jann Wilken Osinga, dem Protagonisten aus Band Eins, im Mittelpunkt steht, ist es nicht zwingend notwendig, den Vorgänger zu kennen, denn „Im Bann des Adlers“ erzählt eine eigene, in sich abgeschlossene Geschichte und die seltenen Anspielungen auf die Geschehnisse wenige Jahre zuvor werden nebenbei in kurzen Sätzen dargelegt und fallen Neueinsteigern wahrscheinlich gar nicht auf. Die Geschichte selbst folgt dabei einigen altbekannten Motiven: Auslöser für die Handlung ist die Liebe Folkmars zur Händlerstochter Almuth, die aber auch vom Vogt von Warfstede, dem hinterhältigen Yneke Egers, begehrt wird. Folkmar wird von Yneke des Mordes an Häuptling Ocko I. tom Brok bezichtigt und zum Tode verurteilt. Er kann fliehen und versucht als Vogelfreier, seine Unschuld zu beweisen. Daniel Wolf verwebt dabei die fiktive Geschichte Folkmars mit historischen Ereignissen wie dem Tod Ockos I., der sich zum Herrscher Frieslands aufschwingen wollte und am 7. August 1391 in Aurich ermordet wurde und den Geschehnissen um die Likedeeler, die als Piraten Ende des 14. Jahrhunderts Nord- und Ostsee unsicher machten und als große Gegenspieler der Hanse in die Geschichte eingingen. Die Charaktere sind leider zum Teil etwas eindimensional geraten. Folkmar ist gut, hilfsbereit, und kämpft nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, Yneke ist gewalttätig, hinterhältig uns skrupellos. Lediglich bei den historischen Persönlichkeiten sind die Charaktere vielschichtiger. Besonders Ockos Witwe Foelke Kampana, die als „Quade Foelke“ („böse Foelke“) in die ostfriesische Historie einging, ist hier hervorzuheben. In ihrer Rachsucht verabscheuungswürdig, stellt Wolf sie als zielstrebige, selbstbewusste Frau dar, die alles ihrem Ziel unterordnet, ihren kleinen Sohn Keno zu Ockos Nachfolger zu machen und zu verhindern, dass Ockos älterer Bastard Widzelt die Macht an sich reisst. Glücklicherweise gibt sich der Autor auch nicht der Versuchung hin, die Likedeeler um ihre Hauptleute Gödeke Michels und Johann (nach anderen Quellen Klaus) Störtebeker zu Robin Hoods der Meere zu machen, sondern zeigt sie als teilweise brutale, habgierige Söldner, wobei Gödeke Michels besser wegkommt als der Schlagetot Störtebeker. Dabei überrascht auch, dass die Piraten erst relativ spät in der Geschichte auftauchen, nämlich erst auf Seite 650 des 1056 Seiten starken Buches. Das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf den tom Broks und den Osingas und nicht auf den Piraten. Alles in allem hat Daniel Wolf einen spannenden, aber durchaus konventionellen historischen Roman abgeliefert, der gut unterhält und auf übermäßig brutale Szenen verzichtet.

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