Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden.

Schwärzester Tag der Olympiageschichte – fiktiver, leider etwas halbherziger Roman

Von: Seehase1977
14.08.2022

1972: Die Landeshauptstadt München und das restliche Land freuen sich über die Austragung der Olympischen Spiele in Deutschland. Fröhlich, bunt und erfolgreich soll es werden. Auch Angelika Nowak, die Bogenschützin aus der DDR ist glücklich und aufgeregt. Sie freundet sich mit Roman, dem jungen Ringer aus der israelischen Delegation an, zusammen erkunden sie das Olympische Dorf. Doch dann verändert der Morgen des 5. September alles. Was als Geiselnahme beginnt endet tödlich und wird für viele Menschen zum schrecklichsten Tag ihres Lebens… Meine Meinung: In „München 72 – Der Tag an dem die Spiele stillstanden“ verarbeitet Autorin Petra Mattfeldt, in einem Roman mit fiktiven Personen ein interessantes und erschütterndes Ereignis. Eine Thematik, die meine Neugier geweckt hat. Jedoch ist die Vermischung von Realität und Fiktion oft ein schmaler Grat und meiner Meinung nach ist Petra Mattfeldt dieser Spagat nur bedingt gelungen. Ein Roman ist kein Sachbuch, dessen bin ich mir durchaus bewusst, auch, dass es fiktiver Figuren bedarf, die dem Autor oder der Autorin eine Rahmenhandlung und eigene Kreativität ermöglichen. Einige Protagonisten in diesem Roman sind reellen Personen nachempfunden. Der israelische Ringer Roman z.B. oder auch der Geiselnehmer Djamal Rahman. Petra Mattfeldt skizziert also viele unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven, Wahrnehmungen, Gefühle und Ängste, was mir gut gefallen hat. Die Bogenschützin aus der DDR - Angelika Nowak – ist frei erfunden, ebenso ihr Hintergrund und ihre Geschichte. Genau mit dieser Geschichte hatte ich leider meine Probleme, denn ausgerechnet Nowaks Part nimmt zu viel Raum ein, ist sehr präsent und stört den Fokus auf das eigentliche, dramatische Geschehen. Zu dem Geiseldrama, den terroristischen Hintergründen und den Fehlern von Behörden und dem Versagen der Polizei hätte ich mir noch mehr tiefergehende Informationen und Ausführungen gewünscht. Zwar gibt es am Ende zahlreiche Quellenangaben, über die man sich informieren kann, aber es macht einen Unterschied, ob Hintergrundinformationen direkt verarbeitet und in den Roman eingebunden werden oder ob man am Ende selbst recherchieren muss. Auch der Konflikt im Nahen Osten wird mir zu wenig thematisiert, auch wenn die Autorin in ihrem Nachwort darauf zu sprechen kommt. Man spürt, wie wichtig Petra Mattfeldt dieses Thema ist und dass sie viel dazu recherchiert hat umso bedauerlicher ist es, dass sich diese Dynamik und Leidenschaft nicht durchgängig in ihren Roman widerspiegelt. Der Schreib- und Erzählstil ist eingängig und flüssig und balanciert vor allem in den ausschmückenden Passagen immer am Rand zum Gefühlsseligen. Mein Fazit: Ein solider gut zu lesender Roman, der ein Thema anspricht, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Ein Buch, dem es aber besser zu Gesicht gestanden hätte, wäre noch mehr Augenmerk auf das eigentliche Thema gerichtet worden, anstatt sich in einer Nebengeschichte zu verlieren.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.