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Rezension zu
Mutterherz

Von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen und Nachbarschaftsproblemen

Von: Dirk Hoffmann
02.08.2022

2001 veröffentlichte die ehemalige Internistin Tess Gerritsen nach einigen Medizin-Thrillern mit „The Surgeon“ den ersten Band ihrer bis heute erfolgreichen Thriller-Serie um Detective Jane Rizzoli vom Boston Police Department und ihrer Freundin, Pathologin Maura Isles, der ein Jahr später unter dem Titel „Die Chirurgin“ auch hierzulande gleich als Hardcover bei Limes erschien. 20 Jahre später präsentiert die Bestseller-Autorin mit „Mutterherz“ den 13. Band ihrer mittlerweile auch erfolgreich als Fernsehserie adaptierten Thriller-Reihe, wobei vor allem Jane Rizzolis Mutter Angela im Mittelpunkt steht. Angela Rizzoli lebt mit ihrem Lebensgefährtin, dem pensionierten Polizisten Vince, im Norden von Boston im beschaulichen Revere, wo bescheidene Einfamilienhäuser wie auf einer Perlenkette aufgereiht die Straßen säumen. Zu ihren Nachbarn unterhält Angela einen guten Draht. Zwar hat sich ihre zuvor beste Freundin Agnes von ihr abgewandt, seit Angelas Mann sich eine Jüngere angelacht hat und sie selbst eine Beziehung mit Vince eingegangen ist, aber mit Larry und Lorelei Leopold spielt sie jeden Donnerstagabend Scrabble. Mittlerweile gehört auch der 62-jährige Junggeselle und Ex-Navy SEAL Jonas mit zur Runde. Als das ein Jahr leer stehende Haus des verstorbenen Glen Druckmeyer von einem jüngeren Paar bezogen wird, ist Angelas Neugier schnell geweckt, denn der Umzugswagen der Greens wird erst in der Nacht entladen, die Fenster des Hauses sind den ganzen Tag verschlossen, und als Angela zufällig mitbekommt, dass der Mann eine verdeckte Waffe trägt, ist sie in höchster Alarmbereitschaft. Natürlich informiert sie ihre Tochter über ihre Beobachtungen, auch über das Verschwinden der 16-jährigen Tricia Talley, doch Jane hat gerade ganz andere Sorgen. Zusammen mit ihrem Partner Frost ermittelt sie nämlich im Mordfall Sofia Suarez. Die Intensiv-Krankenschwester wurde auf dem Heimweg mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, doch ein Motiv können die Detectives zunächst nicht ausmachen. Auf der Beerdigung der Krankenschwester wird Amy Antrim, die Tochter von Dr. Antrim, zu dessen Team die Tote gehört hatte, von einem fremden Mann angesprochen, der das Teenager-Mädchen auch danach zu stalken scheint. Interessanterweise wurde Amy vor zwei Monaten nach einem Unfall mit Fahrerflucht besonders herzlich von Sofia Suarez betreut. Die Begegnung mit dem Mann auf dem Friedhof lässt bei Amy unschöne Erinnerungen an ihre Kindheit hochkommen… „… warum konnte sie sich nicht an sein Gesicht erinnern? Wo war diese Erinnerung geblieben? Das Einzige, woran sie sich erinnerte, war seine Stimme, sein Gebrüll in der Küche, wenn er schwor, dass er sie nie gehen lassen würde, dass er sie nie aufgeben würde. Ganz egal, wie weit und wie schnell sie davonliefen, er würde sie immer finden. Ist es möglich? Hat er uns jetzt tatsächlich eingeholt?“ (S. 146f.) Tess Gerritsen drückt in „Mutterherz“ ordentlich aufs Tempo. Neben dem schwierig zu lösenden Mordfall der Krankenschwester spielt sich der Großteil des Geschehens in Revere und der Nachbarschaft von Jane Rizzolis Mutter Angela ab, die in ihrer zentralen Funktion als Ich-Erzählerin fungiert. Sie geht nicht nur der vermissten Teenagerin nach, die als Ausreißerin bekannt ist, aber auch unter der problematischen Ehe ihrer Eltern zu leiden hat, sondern muss sich auch der Avancen ihres Nachbarn Jonas erwehren, während sich ihr Lebensgefährte gerade um seine Schwester kümmert. Und dann sind da natürlich die neuen Nachbarn Green, die sich in ihrem neuen Heim total verschanzen, und der verdächtige Lieferwagen, der nun häufiger in der Straße zu sehen ist. Maura übt derweil am Klavier für das Konzert mit ihrem Krankenhaus-Orchester, in dem auch Dr. Antrim mitwirkt, wobei Jane per Zufall von dem Konzert ihrer Freundin erfährt, und zwar nicht von Maura selbst. So wechselt Gerritsen immer wieder die Perspektive zwischen Jane, Angela, Amy und Maura, wobei Mutter-Tochter-Beziehungen zwar im Fokus stehen, aber nie so recht in die Tiefe gegangen wird. Stattdessen springt die Autorin mit ihrem äußerst gefälligen und lebendigen, aber wenig anspruchsvollen Schreibstil von einer Handlung zur nächsten, bis im letzten Viertel die verschiedenen Fäden geschickt zusammengeführt werden. Das ist durchaus spannend, aber auch sehr durchkonstruiert, so dass „Mutterherz“ fast wie ein James-Patterson-Roman wirkt, denn im Vergleich zu früheren Rizzoli-&-Isles-Bänden ist die Charakterisierung der Figuren diesmal durchgängig sehr dünn ausgefallen.

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