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Rezension zu
Ferrara

Illussion mit Verfallsdatum

Von: thursdaynext
24.06.2022

Atmosphäre ist es, die der niederländische Autor Bert Wagendorp in seinem Roman herbeizaubert. Zum einen das mittelalterliche, titelgebende Städtchen, in dem die ebenso mitellalterlichen Protagonisten, vier Freunde um die fünfzig einem ihrer Clique beistehen, um aus einer Bruchbude seinen Traum zu verwirklichen, zum anderen die Freundschaft der vier, die „Wir waren jung und hatten nicht vor, jemals alt zu werden. Wer alt wird landet in der Gefahrenzone, und das kam einfach nicht infrage.“ ihr Motto straight verfolgen. Vielleicht muss man sich als LeserIn in ähnlichem Alter befinden, um diesen Roman zu goutieren. Vor 20 Jahren hätte ich „Ferrara“ wohl entnervt wegggelegt. Ein Schrifsteller schreibt als Ich-Erzähler über seine Freundschaft zu nem Haufen alter Säcke. Kurz hab ich mich nach den ersten Seiten dabei erwischt, dass mich ein Buch über Männer dieses Alters, die noch dazu begeisterte Radler sind, nicht sonderlich interessiert, aber Wagendorp hat mich eingefangen. Er haut Sätze raus, die lange nachhallen und das mit Augenzwinkern trotz aller Tiefe, mit dieser behutsamen, leicht verspielten Ernsthaftigkeit präsentiert er seine Protagonisten und es ist dadurch eine Freude sie näher kennenlernen zu dürfen. Diese „…florierende Genossenschaft geteilter Erinnerungen …“. Die Freunde Joost, David, Bart und André sind seit Jahren in losem Kontakt. Immer wieder versammeln sie sich, sei es bei einem Stones Konzert: „Keith Richard und Mick Jagger waren unsere Helden, und wir ließen kein Konzert aus. Nicht wegen ihrer Musik, die kannten wir ja allmählich, sondern weil sie auf der Bühne als Apostel der Ewigkeit unser Credo verbreiteten: Tod ist Unsinn und Altwerden eine Unverschämtheit.“ Einen haben sie bereits verloren, doch Peter, der fünfte im Bunde ist in Gedanken immer dabei. Auch wenn sein Tod mehr als dreissig Jahre zurückliegt. Bart ist der Schriftsteller, er berichtet, und er ist auch der Vater einer jungen Journalistin, die in den nahen Osten, unter anderem auch Syrien zieht, um von dort zu berichten. Mit wunderbarer Leichtigkeit verwebt der Autor die Geschichten ineinander, lässt Bart neue Geschichten über Ferrara recherchieren, führt alle Fäden zusammen zeigt, wie die Freunde und die Freundschaft sich dem Unvermeidlichen stellt. Charmant, bewegend, nachdenklich machend und berührend. Ferrara kann man entzückt weglesen, es hallt aber lange nach und es ermutigt die LeserInnen, eigene Wege zu finden sich mit dem Unvermeidliche abzufinden. Ein tiefes und doch leichtes Buch für einen Sommer, der irgendwann in den Herbst übergehen wird. Ein Buch, das man ungern weggelegt nach dem Lesen. Ferrara ist die Fortsetzung des Romans „Ventoux“. Autor Bert Wagendorp begeisterte mich bereits mit „Tanz um die Wahrheit“. Ventoux muss wohl auch noch gelesen werden. Sein Erzählstil begeistert mich.

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