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Rezension zu
Rebellin

Rebellin

Von: BookAddicted
20.06.2022

Rahaf Mohammed lebte als Tochter eines Politikers in Saudi-Arabien. Ihr gelang etwas, wovon viele Frauen nicht mal zu träumen wagen, denn sie suchte ihr Glück in der Flucht aus ihrem Heimatland. Vor allem die Situation der Frauen mit all den strengen Regeln erdrückte sie förmlich und zwang sie dazu, die Flucht zu wagen. Mit ihren eigenen Worten schildert sie, was sie zu ihrer Entscheidung brachte, welche Tücken sie nehmen musste und warum ihr Leben beinahe in Thailand geendet hätte. Die Erzählung beginnt unmittelbar bevor die eigentliche Flucht beginnt. Man erlebt die Rahafs Angst, als sie ihren Pass zu bekommen versucht, den ihr männlicher Vormund bei sich hat. Dadurch, das es gleich losgeht, denkt man gar nicht darüber nach, was alles passieren musste, damit jemand bereit ist, seine Familie und alles, was man kennt, zurückzulassen und sein Glück in der Fremde zu suchen. Umso abrupter ist dann der Cut zwischen den Kapiteln, denn die Flucht endet mit einem ziemlichen Cliffhanger und man taucht gemeinsam mit Rahaf in ihre Kindheit ein. Zuerst wirkt es unpassend, gerade weil man unbedingt wissen will, was geschieht und ob alles gut ausgehen wird. Dabei vergisst man gänzlich, das man das Ende bereits kennt, denn sonst gäbe es dieses Buch nicht. Gerade dieser Spannungsbogen ist es, der einen durch das Buch trägt und es binnen Tagen verschlingen lässt. Die Notwendigkeit dieser Rückkehr in Rahafs Vergangenheit ist aber notwendig. Zum einen muss man verstehen, was sie zu ihrem Entschluss bewogen hat. Zum anderen ist es auch entscheidend, dass man das Leben und die Kultur in Saudi-Arabien versteht, um ein Gefühl für Rahafs Leben dort zu bekommen. Gerade die Unterschiede, die gesellschaftlich zwischen Mann und Frau gemacht werden, sind schockierend. Noch schlimmer sind nur die Taten, die mit der Religion gerechtfertigt werden. So darf ein Mann eine Frau schlagen oder schlimmeres und es wäre, wenn überhaupt, ihre Schuld. An einigen Stellen kommen einem Fragen bezüglich der scheinheiligen Rechtfertigung und Argumentation, die die Mächtigen dort als Begründung liefern. Es scheint viel mehr, als klammere man sich an die Religion als Ausrede, um seine Macht zu sichern. Entgegen meiner Erwartung lernte ich viel über die Kultur und die Tradition in Saudi-Arabien und nicht nur über die gefährliche Flucht einer jungen Frau. Rahaf spricht oftmals Dinge an, die in ihrer ehemaligen Heimat falsch laufen und trotz allem spürt man ihre Liebe für ihr Land und für ihre Familie. Trotz allem, was sie deretwegen erleiden musste. Es ist kaum vorstellbar, welche Stärke ein Mensch haben muss, um das zu überstehen und daran nicht kaputt zu gehen. Der Autorin gelingt es, ihre Emotionen herüberzubringen, während man gemeinsam mit ihr erlebt, wie sich die Menschen in ihrem Umfeld verändern. Sei es der Vater, der sich weitere Frauen nimmt oder ihre Brüder, die zu ihren Vormündern und Tyrannen werden. Dass so etwas noch im 21. Jahrhundert existiert ist erschreckend und schockierend gleichermaßen und man kann nur hoffen, dass möglichst viele junge Frauen diesem Schicksal entfliehen können. Oder die Reformen, die versprochen wurden, endlich kommen. Gerade aufgrund dieser Emotionen lässt einen das Buch lange nicht los und man grübelt über verschiedenes nach. Gleichzeitig ist man umso dankbarer dafür, dass man selbst nicht in diesem Land geboren wurde. Besonders schockierend war die Gleichgültigkeit vieler Menschen, die Rahaf hätten helfen können. Doch noch während man sich darüber aufregt, fragt man sich insgeheim, ob man selbst anders gehandelt oder sich nicht doch auf die Korrektheit der Beamten verlassen hätte. Erst gegen Ende realisiert man, das die Flucht nicht bloß der Moment ist, in dem man seine Ketten sprengt, sondern bereits mit der Idee beginnt, die im Stillen keimt. Und genau deswegen benötigt es diesen erzählerischen Bogen, um zu verstehen und zu realisieren, was für ein Leben Rahaf und so viele andere Frauen in Saudi-Arabien hatten und noch immer haben.

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