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Rezension zu
Was die Nacht verschweigt

Reflexionen aus dem Jenseits

Von: Elke Heid-Paulus
08.06.2022

Üblicherweise mache ich einen großen Bogen um Romane, deren wesentlicher Bestandteil das Übernatürliche ist. Im Fall von Louise Doughtys neuem Roman „Was die Nacht verschweigt“ haben jedoch sowohl der Klappentext als auch die Besprechung in einer englischen Tageszeitung mein Interesse geweckt: Eine Nacht im November, ein verlassener Bahnsteig im Osten Englands, ein Mann, der im Begriff ist, sein Leben zu beenden, und eine Frau, die keine Möglichkeit sieht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Warum? Gibt es einen Grund dafür, dass Selbstmörder exakt diese Stelle auswählen, um ihrem Leben ein Ende zu setzen? Mysteriös, oder? Die Story wird behutsam aufgebaut und zeigt in der Konsequenz das gesamte Spektrum einer toxischen Beziehung. Zuerst führt sie die Umgebung und die Akteure anhand von alltäglichen Begebenheiten ein, danach fokussiert sie den Blick auf das vergangene Leben der mittlerweile toten Protagonistin, beschreibt nicht nur ihr unglückliches Dasein sondern auch rückblickend die Unfähigkeit, diesem mit heiler Haut zu entkommen. Trotz dieser „dunklen“ Thematik schafft es Doughty glücklicherweise immer wieder, kleine Momente des dringend benötigten Durchatmens zu integrieren, indem sie sich augenzwinkernd auf banale Alltagssituationen konzentriert, die Distanz schaffen. Doughty ist nicht Stephen King, bei ihr hausen keine Monster im Schrank, vor denen man sich fürchten muss, sie verstecken sich in den dunklen Ecken der Psyche. Ihr Interesse gilt den Brüchen innerhalb der zwischenmenschlichen Beziehungen und den Konsequenzen, die schließlich daraus erwachsen. Dass die Erzählerin im vorliegenden Fall bereits tot ist, gibt der Autorin die Möglichkeit, tragische Ereignisse reflektierend und mit Abstand unter die Lupe zu nehmen. Ein erzählerisches Mittel, das zwar halbwegs funktioniert, meiner Meinung nach aber nicht zwingend nötig gewesen wäre.

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