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Rezension zu
Der gefrorene Himmel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wunderbarer Roman

Von: Lesetante
05.06.2022

Lange schon liegt das Buch bei mir zu Hause. Lange hatte ich keine Muße es zu lesen, obwohl ich es beim Eintreffen anlas und für gut befand. Jetzt war die Zeit gekommen und ich habe es in einem Rutsch gelesen. Ich habe es nicht bereut, im Gegenteil, diese Geschichte hat mich sehr mitgenommen und am Ende sogar zu Tränen gerührt. Wir begleiten den Indianerjungen Saul Indian Horse von seinem 6. bis zu seinem 33. Lebensjahr durch diverse Stationen seines Lebens. Alle sind geprägt von seiner Herkunft. Nachdem ihm erst seine Schwester weggenommen wurde, später dann auch sein Bruder (beide wurden aufgefangen und in das staatliche kanadische System eingegliedert, entgegen dem Willen der Eltern, diese flüchten sich darauf hin in den Alkohol),  bleibt er allein mit seiner Großmutter zurück und beide versuchen Halt auf altem indianischen Boden zu finden. Das gelingt nicht und so findet auch er sich bald in kanadischer Obhut wieder, in einer Schule, die von Nonnen geleitet wird. Dort herrscht nichts als Gewalt und Demütigung, und er muss versuchen, sich und seine Seele zu schützen. Das gelingt ihm über eine lange Zeit, aber irgendwann kann er die Augen vor dem, was ihm passiert ist, nicht mehr verschließen. Seine Reise zu sich selbst beginnt und auch auf dieser macht er viele unliebsame Bekanntschaften, die ihn letztendlich aber lehren, dass sein Leben lebenswert ist. Der Autor, der leider schon verstorben ist, zählt zu den bekanntesten kanadischen Autoren, die sich mit der indigenen Geschichte befasst haben und ist dafür vielfach ausgezeichnet worden. Im Jahr 2021 war Kanada Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse und in diesem Zusammenhang wurde auch der Roman „Der gefrorene Himmel“ präsentiert. Richard Wagamese versteht es hervorragend den Leser mit auf eine Reise zu nehmen und die Geschichte und Probleme der indigenen Stämme Kanadas deutlich zu machen. Beim Lesen hat man die ursprüngliche Landschaft vor Augen, fast kann man den Geruch der Wälder wahrnehmen und das Plätschern der Flüsse hören, so hervorragend beschreibt er die nordkanadische Natur. Sehr eindringlich erzählt er die Geschichte seines Protagonisten in all ihren Farben. Es geht um Ausgrenzung, Rassismus, Flucht, Demütigung, Gewalt, Drogen, aber auch ums Ankommen. Dieses ist jedoch erst möglich, wenn man den Mut hat, sich demjenigen zu stellen, der einem im Spiegel begegnet. Viele haben es nicht geschafft, haben den Freitod gewählt, sind an der Gewalt zerbrochen, und auch diejenigen, die sich dem Schmerz gestellt haben, sind nicht ohne Narben geblieben. Man kann so gut sein, wie man will, d.h. aber nicht automatisch, dass man von der Gesellschaft akzeptiert wird. Und damit sind wir bei einem sehr aktuellen Thema. Ein großartiger Roman mit einem wunderbaren Protagonisten, hervorragend erzählt – ein echtes Highlight.

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