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Rezension zu
Was im Verborgenen ruht

Schaurige Rituale, Machtlosigkeit der Polizei

Von: Elvira Pfeiffer (Goch9)
07.05.2022

Die Polizistin Teo Bontempi wird von ihrem Vorgesetzen Detective Chief Superintendent Mark Phinney bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden. Im Krankenhaus erwacht sie nicht mehr aus dem Koma und verstirbt. Bei ihrer Obduktion wird festgestellt, dass die farbige Polizistin erschlagen wurde. Sie arbeitete in der Abteilung, die FGM (Female Genital Mutilation) bekämpft und was keiner weiß, sie wurde als kleines Mädchen beschnitten. Fast 800 Seiten benötigt Elizabeth George für Inspector Lynleys 21. Fall, aber ich möchte keine Seite davon missen. Anfänglich war ich etwas irritiert, viele verschiedene Handlungsstränge und im ersten Teil bis Seite 147 keine Zeile über Lynley und Havers. Frau George hat in diesem Krimi oder sollte man besser Gesellschaftsroman sagen, ein Thema aufgegriffen, dass uns Europäer zu wenig bewusst und präsent ist. Sie macht es sich dabei nicht leicht. Sie beleuchtet das Problem, in Großbritannien ist es eine Straftat, aus verschiedenen Perspektiven. Die Mütter, die selbst beschnitten wurden, die Väter, die Schwiegermütter und Großmütter, die noch in Afrika leben, die Brüder und auch die seit Generationen in London Lebenden, alle haben verschiedene Sichtweisen, aber überwiegend die gleichen Vorstellungen ihrer jahrtausendalten Bräuche. Die Polizei und Justiz kämpfen gegen Windmühlen und nicht wenige Praktizierende verdienen sich eine goldene Nase am Elend der Mädchen. Elizabeth George hat die Problematik detailliert und klar dargestellt. Aber wie Barbara Havers es treffend formuliert „Wieso freu ich mich nicht darüber, wie’s ausgegangen ist?“ Solange selbst die Mütter immer noch von der Notwendigkeit der Beschneidung überzeugt sind, wird es kein Ende geben, für uns Europäerinnen ist das unglaublich und nicht nachzuvollziehen. Es zieht sich auch noch eine weitere Thematik durch diesen Roman. Thomas Lynleys Unfähigkeit eine zu ihm passende Partnerin zu finden. Ihm begegnet das Außergewöhnliche, Geheimnisvolle, Andere. Das zieht ihn an. Wenn sich eine Beziehung entwickelt, versucht er seine neue Partnerin nach seinen Vorstellungen zu formen, natürlich unbewusst. Daidres Verhalten und Trennungsabsichten zwingen ihn jetzt zu der Erkenntnis, dass er ähnlich wie sein Freund Simon St. James dieses Verhalten an den Tag legt. Deborah St. James ist im Gegensatz zu Daidre selbst genug gefestigt und bietet ihrem Mann Paroli. Daidre hingegen versucht die Beziehung zu beenden, weil sie Thomas Lynley nie genug sein kann. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es behandelt sozialkritische Themen, FGM, PoC in einen Kriminalfall verwoben. Es ist ein neuer, guter, aktueller, gesellschaftskritischer, lesenswerter Roman von Elizabeth George und ich freue mich schon auf den 22. Fall.

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