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Rezension zu
Unser Glück

Was wärt Ihr bereit für eine große, bezahlbare, gut sanierte Altbauwohnung in bester Großstadtlage zu tun?

Von: Buch_zeit
12.04.2022

Was wärt Ihr bereit für eine große, bezahlbare, gut sanierte Altbauwohnung in bester Großstadtlage zu tun? Genau das ist die Ausgangssituation im neuen, heute am 28.02.2022 im Penguin Verlag erschienenen Roman „Unser Glück“ von Natalie Buchholz. Vielen lieben Dank @penguin_verlag und Barbara Romeiser für das Rezensionsexemplar! Coordt ist an sich zufrieden, verheiratet, kleiner Sohn, guter Job, würde seine Frau Franziska nicht so mit ihrer Rolle als Vollzeitmutter und vor allem mit der viel zu kleinen und schlecht gelegenen Wohnung hadern. Um ihren und auch seinen Seelenfrieden wieder herzustellen, muss eine neue und bessere Wohnung her. Das ist das einzige, was scheinbar zum vollkommenen Glück fehlt. Coordt findet endlich die ideale und bezahlbare Altbauwohnung in perfekter Lage, doch sie hat einen Haken. Die Wohnung kommt mit einem Untermieter, der sich zwar nicht zeigt, aber doch stets präsent scheint. Coordt und Franziska wittern die Chance ihres Lebens und gehen den mephistophelischen Pakt ein, der jedoch ihre Liebe und Beziehung auf eine harte Probe stellt. Die Geschichte entspinnt sich nach und nach und ist voller unerwarteter Wendungen. Ein Szenario, das einen unweigerlich vor die Frage stellt, was man selber tun würde, wie man selber handeln würde. Mitreißend und faszinierend von der ersten bis zur letzten Seite habe ich die 224 Seiten von „Unser Glück“ in einem Rutsch gelesen. Wohnungsknappheit, bezahlbarer Wohnraum in Großstädten, Gentrifizierung – das sind die Stichworte, die Großstädter, gerade auch junge Familien, umtreiben. Ein drängendes und allgegenwärtiges gesellschaftliches Problem, das Natalie Buchholz aufgreift und in ihrem Roman erfindungsreich und spannend thematisiert. München ist der Schauplatz des Geschehens, für Münchenkenner sicherlich sofort erkennbar, und doch könnte es jede deutsche Großstadt sein. Lokalkolorit gibt es nur ganz am Rande, so habe ich die Beschreibung des Englischen Gartens an einem dieser glühendheißen Sommertage ganz am Anfang des Romans genossen. Auch ich hatte den Geruch nach „Sonnencreme und Zigarettenrauch“ sofort in der Nase. Das Problem bezahlbare Wohnungen in guter und zentraler Lage zu finden ist universell in allen Großstädten, ebenso wie das gehoben urbane Milieu, in das der Umzug Coordt und Franziska und ihren Sohn Frieder transportiert. Nichts ist schwarz oder weiß, sondern alles in Schattierungen von grau. Coordt, der Protagonist und Erzähler der Geschichte, wird zunehmend paranoid, fühlt sich vom unsichtbaren Mitbewohner eingeschränkt, hat das Gefühl dieser dringt in sein Familienleben ein. Franziska hingegen blüht auf in der neuen Umgebung, voller Elan und Optimismus scheint sie nur von Coordts Unsicherheiten tangiert zu werden. Je weiter sich die Geschichte entspinnt, desto offensichtlicher werden die Probleme in ihrer Beziehung, desto größer die Differenzen. Materielles Glück und verbesserte Lebensumstände können nicht darüber hinwegtäuschen, wie fragil ihr zwischenmenschliches Glück ist. In klarer, minimalistischer Prosa zeichnet Natalie Buchholz das Porträt eine Beziehung. Realistisch und authentisch haben ihre Charaktere Ecken und Kanten, sind mal sympathischer, mal zum abgewöhnen und auch ihre Beziehung zueinander fühlt sich wunderbar „echt“ an. Und auch Frieder, mal süß und goldig, dann wieder ganz nerviges und fremdelndes Kleinkind und der Umgang der Eltern mit ihm wird wunderbar beschrieben. Rhythmisch und schnörkellos ist die Sprache,. Es werden Gegensätze aufgezeigt, ohne das geurteilt wird. Die Autorin schafft es, Sprachlosigkeit in Sprache zu übersetzten und zu zeigen, wie viel zwischen Coordt und Franziska ungesagt bleibt. Es gibt viele Leerstellen, die man mit eigenen Gedanken füllen kann. Eine Geschichte, in der man immer wieder etwas Neues entdeckt. Ein Roman, den ich Lust habe, gleich noch einmal zu lesen, der sich auf vielen verschiedenen Ebenen abspielt! Ein Roman, über die desolate Mietlage in deutschen Großstädten, Beziehungen, Liebe und Alltag. Modern, unterhaltsam und ein absolutes Highlight des bisherigen Lesejahres! Der Debütroman „Der rote Swimmingpool“ von Natalie Buchholz ist gleich auf meine Wunschliste gewandert. Eine Autorin, die in leichter und minimalistischer Prosa Romane voller Aktualität und Tiefe schreibt.

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