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Rezension zu
Farm der Tiere

„Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher als andere.“

Von: Buch_zeit
05.04.2022

🐷„Alle Tiere sind gleich, aber manche Tiere sind gleicher als andere.“🐷 Dieses zum geflügelten Wort gewordene Zitat aus George Orwells „Farm der Tiere“ ist die ernüchternde Quintessenz, die von der im Roman angezettelten Revolution der Tiere gegen ihren Herrn letztlich bleibt und zeigt die Destruktivität menschlicher Gruppendynamik. Vielen lieben Dank @bloggerportal und @manesse.verlag für die Bereitstellung dieses ebenso zeitlosen wie aktuellen literarischen Meisterwerks in der am 18. Januar 2021 erschienene Neuübersetzung von Ulrich Blumenbach! In George Orwells „Farm der Tiere“, erschienen 1945, erheben sich die vernachlässigten und ausgebeuteten Tiere einer englischen Farm gegen die Herrschaft ihres menschlichen Besitzers. Ziel der Revolution ist die Befreiung von der Vorherrschaft durch den Menschen und ein friedliches Zusammenleben in Gleichheit und wechselseitigen Respekt. Anfängliche Erfolge und der beginnende Wohlstand für alle währen nicht lange, die Schweine übernehmen immer mehr die Führung und pervertieren jedes der sieben Gebote des „Animalismus“. Unter der schweinischen Gewaltherrschaft, herrschen bald Ungleichheit, Ausbeutung, Unterdrückung und Terror. „Vier Beine gut, zwei Beine schlecht“, der Grundgedanke der tierischen Revolution, wird schließlich bis zur Unkenntlichkeit ausgeschlachtet zu Gunsten der herrschenden Klasse. „Farm der Tiere“, im Untertitel als „Märchen“ beziehungsweise im Original „A Fairy Story“ betitelt, ist eine ebenso geniale wie unterhaltsame politische Parabel auf die Geschichte der Sowjetunion, von der durchs Volk getragenen Februarrevolution bis in die dunkelsten Abgründe der stalinistischen Diktatur. Allegorisch werden Personen und Ereignisse der jungen Sowjetunion porträtiert. Von der Entstehung des Sozialismus und Kommunismus („Animalismus“) mit seinen hehren Zielen von Gleichheit und Brüderlichkeit über deren Verdrehung in den totalitären Stalinismus (die Herrschaft der Schweine unter Napoleon) mit anschließender Gewaltherrschaft, einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Die hehren Ideale der Revolution scheitern an der Realität und werden pervertiert durch Machtmissbrauch, Lüge, Verrat, Mord und moralische Abgründe. Jeder historisch bewanderte Leser wird zwangsläufig die Parallelen zu Ereignissen und Protagonisten der Anfangszeit der Sowjetunion ziehen, so prägnant und treffend sind sie parabolisch im Roman wiedergegeben. „Farm der Tiere“ ist aber noch sehr viel mehr, als ein zeitkritisches Gleichnis. Der Roman ist ein zeitloses, immer wiederkehrendes Mahnmal, das auf sämtliche Diktaturen und totalitären Systeme zutrifft. Die Utopie von Gleichheit und Freiheit scheitert an Machtmissbrauch und Egoismus, Revolution verkehrt sich zu Terror. Orwells Thematik ist zeitlos und hochaktuell und er hat einen literarischen Klassiker geschrieben, der auch heute noch Pflichtlektüre sein sollte! „Farm der Tiere“ ist aber vor allem auch ein Lesevergnügen - prägnant und präzise, voll beißendem Spott und Ironie und ebenso prägnanter Szenen wie psychologisch stimmiger anthropomorphisierend dargestellter Charaktere, mit wunderbar sprechenden Eigennamen. Die Charaktere sind glaubwürdig in ihrem Handeln als historisch inspirierte Personen und verkörpern dennoch Archetypen und ihre rassenimmanenten typisch tierischen Eigenschaften. George Orwell hat mich gefesselt und fasziniert und die Geschichte hat eine Sogwirkung auf mich ausgeübt ebenso wie die sich in einer Abwärtsspirale radikalisierenden Ereignisse, perfekt auch ausgedrückt im farbenprächtig schimmernden Cover, mit dem Schweinekopf mit dämonisch glitzernden Augen im Zentrum. Ich habe den Roman gleich zweimal hintereinander gelesen und bin mir sicher, dass man ihn immer wieder lesen kann! Ein zurecht hochgelobter und aus meiner Sicht vollkommener Klassiker! Ergänzt wird „Farm der Tiere“ durch das Essay „Freedom of the press“, Orwells grandioses Plädoyer gegen intellektuelle Verlogenheit, das lesenswerte Vorwort zur ukrainischen Ausgabe von 1947 und ein Nachwort von Eva Menasse, das eine Hommage an George Orwells Werk und insbesondere diesen grandiosen und zeitlosen Roman ist. Der Anhang ist die perfekte und hochinformative Ergänzung zum Roman. Enden möchte ich meine Rezension mit Eva Menasses Worten, denn treffender kann ich es nicht formulieren: „Wie man den Text auch dreht und wendet, er ist perfekt. Präzise strukturiert, symmetrisch gebaut, voller sorgfältig gearbeiteter und dramaturgisch bestmöglich gesetzter Details.“ Prädikat unbedingt (erneut) lesen und Nachdenken! Klare fünf Sterne plus von mir!

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