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Rezension zu
Wir sind Wölfe

Unangenehm und bildgewaltig geschrieben. Ein so wichtiges Buch gegen das Vergessen!

Von: Sandy
16.03.2022

Die Klappe... Manchmal ist es gut, wild zu sein. Manchmal muss man es sogar sein. Liesl hat ihrer Mama versprochen, auf Otto und Mia aufzupassen. Sie ist die Älteste, sie hat die Verantwortung. Um nicht der Roten Armee in die Hände zu fallen, schlagen sich die drei Geschwister im bitterkalten Winter alleine durch die Wälder und Sümpfe Ostpreußens, immer auf der Suche nach Nahrung und einem Unterschlupf für eine Nacht. Als sie eines Tages auf drei verwahrloste Jungen stoßen, die ihnen vom Kriegsende und dem Tod Hitlers erzählen, sind es auch diese drei, die Liesl die Augen öffnen: »Ihr seid wild, Wölfe wie wir.« Und Liesl muss den Jungen recht geben. In einer Welt, in der Kinder auf sich allein gestellt auf der Flucht sind, müssen sie zu Wölfen werden, um zu überleben. Wölfe lassen sich nicht erwischen. Wölfe geben aber auch nicht auf. Und manchmal geschieht ein Wunder. Meine Meinung... Die aktuelle Lage in der Ukraine ist für alle ein dauerhafter Begleiter in Herz und Kopf. Viele wählen ihre Lektüre auch gerade bewusster aus. Während die Einen sich erst Recht nach Büchern mit politischem bzw. historischem Hintergrund umschauen, möchten andere einfach nur fliehen in ferne und heile Welten. Ich empfinde es persönlich als wichtig sich diesen Geschichten nicht zu verschließen. Und da ich sowieso schon länger ein Auge auf Katrina Nannestads Kinderbuch WIR SIND WÖLFE geworfen hatte, war ich bereit. Doch dann erwischten mich die Wolfskinder doch ganz kalt. Liesl Wolf ist ein 11-jähriges deutsches Mädchen, das mit ihrer Familie in Ostpreußen lebt während der Krieg auf seinem Höhepunkt ist und das Ende naht. Nachdem Liesl und ihre Geschwister Otto und Mia gezwungen sind, mit ihrer Familie vor der einfallenden russischen Armee zu fliehen, aber unterwegs getrennt werden finden sich die Kinder verloren und allein in einem Schneesturm wieder. Liesl hat jedoch ihrer Mama versprochen, Otto und Mia zu beschützen. Aber wie sollen die Geschwister den eisigen Winter überstehen? In ihrem neuen Buch wollte die bekannte Autorin Katrina Nannestad weniger bekannte Opfer des Zweiten Weltkriegs in Fokus setzen, die „Wolfskinder“. Dies waren deutsche Kinder, die am Ende des Krieges in Ostpreußen verloren gingen oder verwaist und gezwungen waren, in Wäldern oder auf verlassenen Farmen zu überleben und zu plündern. Einige fanden ihren Weg nach Litauen, wo sie heimlich von Familien adoptiert wurden. Andere arbeiteten als Sklaven. Diese Geschichte greift Themen wie Resilienz, Familie und Identität auf, und untersucht die Folgen des Krieges und die Macht der Erinnerung. Zu Beginn verkörpert der 7-jährige Otto das typische „wir und die“-Denken über die Deutschen und Russen, und Liesl hat ein starkes Gespür für Recht und Unrecht. Sobald das bloße Überleben zu ihrer Hauptmotivation wird, sehen die Kinder, dass man manchmal Regeln brechen und schlechte Dinge tun muss, um am Leben zu bleiben. Die kleine Mia berührte mich am meisten. Wie sehr ich mit den Wolfs doch gefiebert habe. Die Figuren, denen die Geschwister auf ihrer Reise begegnen, zeigen, dass nicht alle Russen böse und nicht alle Deutschen tugendhaft sind. Die Geschichte hat mich bis zum Schluss absolut gefangen genommen. Mir wurde ein Teil des Zweiten Weltkriegs näher gebracht, den ich noch nicht kannte. Mit sehr viel Gefühl und einer sagenhaft bildlichen Sprache beschreibt Nannestad dem Leser die herzzerreißende neue Welt dieser fiktiven Figuren. Obwohl die Charaktere fiktiv sind, glaube ich, dass sie die wahren Opfer dieser Tragödie gut darstellen. Es ist definitiv auch eine Empfehlung für den Schulunterricht von Kinder ab 10 Jahre. Ein zauberhaft und zugleich komplett erschütterndes Buch – untermalt mit wunderschönen Illustrationen von Martina Heiduczek – über die Liebe einer Familie, Verlust und Schmerz, Freundschaft und Hoffnung. Fazit... WIR SIND WÖLFE hat mich sehr berührt. Katrina Nannestads Worte sind eindringlich und die Geschichte nicht angenehm. Es ist ein wichtiges Buch über das Sich-Erinnern, aber vor allem ist es eine Hommage an die Kraft der Familie, Liebe in Zeiten von großem Leid und der eigenen Herkunft.

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