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Rezension zu
Schwierige Frauen

Ein lautleises Buch wie ein Feuerwerk mit Ohropax

Von: vielleichtaberdoch.de
13.03.2022

Es gibt Bücher, die machen es ihren Lesenden nicht leicht, sie zu lesen. Nicht weil sie schlecht sind, im Gegenteil. Weil sie einfach ein bisschen zu viel sind. Zu schonungslos ehrlich, zu menschlich, zu wort- und bildgewaltig. Für mich ist “Schwierige Frauen”*, das neue Buch von Roxane Gay, ein solches Buch. Verpackt in ein hübsches Hardcover und mit einem vielversprechenden Klappentext versehen, ist die Kurzgeschichtensammlung eine ungemein realistische und zugleich abwegig fantastische Hommage an die Menschlichkeit. Grausam schön, herrlich poetisch und eben auch immer ein bisschen zu viel. Die 21 Kurzgeschichten sind dabei ähnlich brutal ehrlich, wie ihre vorangegangenen Veröffentlichungen. Roxane Gay erzählt darin von Schwarzen Frauen und weißen Frauen, Müttern und Schwestern, Wissenschaftlerinnen, armen und reichen Frauen, privilegierten und weniger privilegierten Frauen. Sie schreibt von Ursache-Wirkung und nimmt in kein Blatt vor den Mund, während sie tief in ihre Protagonistinnen reinkriecht, deren Welten auseinander nimmt – und längst nicht alle wieder zusammen setzt. Brutal und echt – das sind die ersten Worte, die mir in den Sinn kommen. Die Autorin klammert nichts aus, erzählt über Misshandlungen, Frauenhass und Abhängigkeiten, über die Beziehungen ihrer Protagonistinnen zu Familie, Männern und ihren Jobs. Sie schreibt von Rassismus und Diskriminierung, gibt den unterschiedlichsten Problemen unserer Zeit einerseits sensibel eine Plattform, geht dabei aber keineswegs zimperlich mit ihren Lesenden um. Dieses Buch zu lesen ist wie ein Feuerwerk mit Ohropax zu sehen: Ich fühlte mich den Erzählungen so erschreckend nah und gleichzeitig weit weg, da sie mich gewollt unsanft aus meiner Komfortzone gerissen haben. “Schwierige Frauen” ist kein Buch für einen Abend. Es ist teilweise so aufwühlend und tiefsinnig, mitunter sogar abstrakt, dass jede Geschichte weit mehr Aufmerksamkeit fordert, als ich es gewohnt bin. Dieses herrliche Buch ist ein Schatz, den man immer wieder stückchenweise liest und dabei nicht anders kann, als diese Frauen zu bewundern, mit ihnen zu leiden, an ihnen zu wachsen.

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