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Rezension zu
Unsterblich

Nicht meine Welt

Von: Laberladen Blog
22.02.2022

Darum geht’s: Die Welt im Jahr 2044. Selbst nach dem Tod kann man noch für seine Lieben da sein. Denn die Firma Immortal erschafft täuschend echte virtuelle Nachbildungen von allen, die es sich leisten können. Als aber der Klon von Marlene Dietrich spurlos verschwindet, soll der Versicherungsagent Benjamin Kari den Vorfall untersuchen. Denn schließlich hat er selbst die Übereinstimmung des Klons mit dem verstorbenen Original bestätigt und es sollte nicht möglich sein, dass Immortal nicht feststellen kann, wo Marlene Dietrichs Klon sich aufhält. Das könnte ein riesiges Problem werden. So fand ich’s: Die Grundidee dieses Romans ist sehr verlockend. Ein virtuelles Abbild von einem selbst kann ewig leben und der Tod verliert seinen Schrecken. Niemand muss mehr die Liebe seines Lebens verlieren und trauern, es gibt keine Waisenkinder mehr, die ohne Eltern auskommen müssen und so weiter. Aber natürlich ist Immortal, die einzige Firma, die diese Technologie beherrscht, auch eine große Angriffsfläche für Fälscher und Manipulationen. Und, was für mich ein noch viel größerer Haken an der Sache war: Die Umsetzung dieser Idee wird zwar millionenfach weltweit praktiziert, aber ausgereift ist die Sache nicht. Man kann die Ewigen, wie die Klone genannt werden, nicht berühren. Man kann sie nur sehen, wenn man ein bestimmtes Implantat im Gehirn hat, was von der Regierung zwangsverordnet und von der überwältigenden Mehrheit der Menschen willig akzeptiert wird. Die Ewigen haben zwar die Erinnerungen der Verstorbenen genauso wie ihre Charaktereigenschaften, doch kreativ sind sie nicht. Sie können sich nicht weiter entwickeln. Und das sind nur einige der Unzulänglichkeiten dieses Systems. Während des Lesens hab ich mich mehr als einmal gefragt, wer ernsthaft in einer Welt leben will, die von Ewigen überschwemmt ist, die eine Sehnsucht nach verstorbenen Menschen wecken, weil sie ihr Abbild sind, aber diese Sehnsucht nicht stillen können, weil sie einfach nicht genug, sondern nur ein schwacher Ersatz sind. Für mich war das nicht wirklich erstrebenswert und ebenso wenig ausgereift und dieses Gefühl hat mich beim Lesen begleitet. Und mir den Lesespaß ein wenig getrübt. Benjamin Kari macht sich an den Auftrag, das Verschwinden von Marlene Dietrichs Ewigem aufzuklären und natürlich steckt er seine Nase in Dinge, die er nicht entdecken soll. Dieser Handlungsstrang war solide erzählt, konnte mich aber nicht überraschen, war mir nicht temporeich genug und hat mich deshalb auch nicht total gepackt. Rasant wurde die Handlung nicht wirklich, weil immer wieder nachdenkliche Passagen eingebaut waren, die zwar sehr gut zum Thema Unsterblichkeit und “was macht einen Menschen aus” passten, aber eben viel Tempo herausnahmen. Auf dem Einband des Buches steht ganz zu Recht eben nicht “Thriller”, sondern “Roman”. Wer eine Handlung mit Thrill erwartet, der wird nicht auf seine Kosten kommen. Ein wenig habe ich mich über mich selbst geärgert, dass mir nicht vorher aufgefallen ist, dass ich den Debütroman von Jens Lubbadeh in den Händen halte. Denn das Taschenbuch, das ich gelesen habe, ist kürzlich erst erschienen, die eBook-Version und die Broschur-Ausgabe stammen schon aus dem Jahr 2016. Wenn ich diese Tatsache mit in die Bilanz einbeziehe, würde ich sagen, erzählerisches Talent und Potenzial ist definitiv da, es fehlt aber noch ein wenig am endgültigen Schliff und Routine. Hätte ich nicht schon zwei weitere Bücher von Jens Lubbadeh gelesen, die genau diesen Schliff haben, hätte ich “Unsterblich” wahrscheinlich mehr genossen.

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