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Rezension zu
Mein Kalifat

Besser häppchenweise genießen und dann kurz nachdenken

Von: Nadine Schmidt
19.02.2022

Der Autor und Journalist Hasnain Kazim reagiert mit seinem Buch “Mein Kalifat: Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte” auf den irrsinnigen Vorwurf von dem Versuch der Islamisierung des Abendlandes. Dazu hat er sich ein satirisches Alter Ego als Kalif geschaffen und in diesem Buch spitzt er zu, wie es in seinem Kalifat zugehen wird. Eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste, Waffe ist Humor und genau hier wird sich die Leserschaft spalten. In die eine Hälfte, die darüber lachen kann, wenn seine bewusst übertriebenen Allmachtsfantasien zu Kerkerstrafen, Grünkohl-Curry und der Stigmatisierung von allen Männern mit Schuhgröße 42 führen. Und die andere Hälfte, die darüber eben nicht schmunzeln kann oder jedes Wort auf die Goldwaage legt und der leider dann auch die zweite Ebene und somit der um die Ecke lauernde Lerneffekt entgeht. Märchenhafter Geschichtsunterricht Die Parabeln, die Hasnain Kazim in seinem Buch “Mein Kalifat: Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte” aufstellt, sind märchenhaft verpackt und niemals von oben herab. Natürlich provoziert der Autor, aber sein Großwesir ist der ostdeutscher Schaffner Kaluppke, der das opportunistische Handeln seines Kalifen häufig infrage stellt oder ihn durch spitzfindige Vergleiche herausfordert. So entstehen Dialoge, die einzelne Perspektiven der Klischees auf beiden Seiten herausfordern, den Islam und das Christentum gleichermaßen auf die Schippe nehmen. Man muss schon heftig nicken und auch schmunzeln, wenn die beiden die knallharte Marketingstrategie von Weihnachten auseinandernehmen. Geschenke, Schokolade, Völlerei über mehrere Tage und Weihnachtsmärkte sind im Vergleich zu fasten und Opferfest natürlich ziemlich verlockend. Manches ist einfacher, als man denkt Manche Weisheiten des Kalifen sind erstaunlich gut auf den Punkt gebracht. In wenigen Sätzen macht er plausibel, dass die Gesellschaft eigentlich nicht mehr, sondern weniger Verbote vertragen könnte. Würde man stattdessen Empathie und Geschichte gründlicher schulen, ergäben sich viele Zusammenhänge von selbst und Konflikte könnten vermieden werden. Der Autor schreibt locker und lustig, als sich der Kalif unters Volk mischen will, um deren Zustimmung zu testen, wird es sogar etwas schlüpfrig. Eher häppchenweise genießen Lediglich die unterschiedlichen Textformen – Tagebucheinträge, Briefe, unzählige Fußnoten – stören den Lesefluss etwas, aber ansonsten ist Hasnain Kazim damit mal wieder ein lehrreiches Buch gelungen. Man kann “Mein Kalifat: Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte” von Hasnain Kazim wohl am besten verstehen, wenn man immer nur ein paar Seiten davon liest und dann wirklich darüber nachdenkt. Letztendlich wäre es auch als Kolumne gut geeignet und vielleicht sogar besser rezipierbar gewesen.

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