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Rezension zu
Der Rabbi und der Kommissar: Du sollst nicht morden

Super Grundidee, in der Ausführung könnte man ein paar Dinge verbessern

Von: buchmafia
07.02.2022

Eigentlich kann die Frankfurter Jüdin Ruth Axelrath sich nicht beklagen: Nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes hat dieser ihr ein Vermögen hinterlassen, sodass sie sich auch mit 80 Jahren keine Sorgen um ihren Lebensstandard machen muss. Doch seit einiger Zeit ist sie misstrauisch. Ihr zweiter Mann, der Galerist Max Axelrath, betrügt sie doch nicht etwa? Glücklich ist Ruth jedenfalls nicht mehr. Deshalb beschließt sie, nach Israel auszuwandern und ihren Lebensabend bei ihrer Tochter und den geliebten Enkeln in Eilat zu verbringen. Dieser Tochter möchte sie irgendwann auch ihr Vermögen vererben, erzählt sie Rabbi Silberbaum, und eine Million an die jüdische Gemeinde Frankfurt spenden. Das hört der Rabbi doch gerne! Als Ruth Axelrath kurze Zeit später verstirbt, keimen argwöhnische Gedanken bei Henry Silberbaum auf. Die alte Dame saß doch noch vor ein paar Wochen quietschfidel in seinem Büro! Wollte sie etwa irgendjemand aus dem Weg schaffen, bevor sie ihr Testament ändert? Rabbi Silberbaum macht sich an die Ermittlungen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn einem keiner glauben will. Zeit, sich mit einem Polizisten anzufreunden. Der auserwählte Polizist hat nur leider anfangs gar kein Interesse daran, sich mit dem ermittlungswütigen Glaubenslehrer anzufreunden. Und schon gar nicht daran, einen stinknormalen Todesfall komplizierter zu machen, als er offensichtlich ist. Kann Henry Silberbaum Gerechtigkeit für Ruth Axelrath finden? ____________________________ „Du sollst nicht morden“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe von Michel Bergmann und gleichzeitig das erste Buch, das ich von ihm lese. Der Krimi selbst ist unterhaltsam und kurzweilig, ich habe ihn gerne gelesen. Die Charaktere konnte man sich gut vorstellen und ich mochte alle Protagonisten ganz gerne, allen voran natürlich Henry Silberbaum, der kein gewöhnlicher Rabbi, sondern ein schneidiger Mittdreißiger mit Smart und dem ein oder anderen Laster, ist. Besonders schön fand ich seine Chats mit der New Yorkerin Zoe, ich hoffe, wir erfahren in den nächsten Büchern mehr über sie. Ist das seine Freundin? I am intrigued. Außerdem hat mir gut gefallen, wie viel man über das jüdische Leben in Deutschland erfährt. Auch, dass so viel jiddisch im Text vorkommt, fand ich super. Hinten drin ist ein Glossar für alle jiddischen Gesprächsfetzen, aber es ist trotzdem spannend zu sehen, wie viel man auch so davon versteht. Das Buch ist durchsetzt mit jüdischem Humor und guten Witzen, welche vor allem durch die Authentizität leben (Bergmann ist selbst Jude). Der Kriminalfall selbst war nicht unglaublich spannend, aber die Ermittlerkombination aus dem charmanten Rabbi Silberbaum und dem kräftigeren deutschen Polizisten (Typ Currywurstbude) fand ich recht gelungen. Doch wie so oft gibt es auch Dinge, die mir nicht gefallen haben. So finde ich zum einen die Art, wie der Autor Frauen schreibt, sehr unangenehm stereotyp. Alle sind sie wunderschön oder zickig, wenn nicht gar durchtrieben. Größtenteils bleiben sie in Nebenrollen, eine starke, ehrliche Frauenfigur fehlt dem Krimi. Außerdem (#redflag🚩) lässt Bergmann es sich nehmen, Künstler wie Woody Allen oder Roman Polanski zu verteidigen, alles natürlich durch den Blickwinkel seines Rabbiners. Da merkt man halt doch, wie der Autor zu Belästigung und Missbrauch steht. Schade! Ich werde trotzdem mal auf die weiteren Bände warten und hoffe, dass der Autor es schafft, die Defizite, die mir hier aufgefallen sind, etwas zu beheben. Ansonsten sehe ich nämlich wirklich großes Potential für die Reihe.

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