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Rezension zu
Das Gegenteil von Hasen

Ein lesenswertes Jugendbuch

Von: Ungefiltert lesen
26.01.2022

»Das Gegenteil von Hasen« ist das erste Buch, das ich von Anne Freytag gelesen habe – shame on me. Zwar wollte ich schon seit Jahren mal was von ihr lesen, nur irgendwie gingen andere Bücher dann immer vor. Also habe ich die Chance genutzt und endlich mal ihr bisher neuestes Buch gelesen! Der Schreibstil von Anne Freytag ist auf jeden Fall nicht 0/8/15. Anfangs habe ich mich etwas an den eher hypotaktischen Satzbau (kurze Sätze) gewöhnen müssen, aber nach den ersten hundert Seiten war diese Phase auch schon vorbei und ich konnte mich primär auf die Geschichte selbst konzentrieren. Auf jeden Fall möchte ich aber festhalten, dass Anne Freytags Schreibstil sehr eigen ist, ein bisschen erinnert er mich an den von John Green in »Das Schicksal ist ein mieser Verräter«. Zwischendurch gab es ein paar kleinere Tippfehler, wie in so gut wie jedem Buch, aber was mich dann doch ein bisschen mehr gestört hat, ist die Verwendung des Plusquamperfekts. Ich weiß, dass man in einigen Teilen Deutschlands, insbesondere im Süden, auch Sachen sagt wie »er war den ganzen Tag auf dem Sofa gesessen«, aber ich finde, in Büchern stören diese Eigenheiten, da sollte man lieber Hochdeutsch verwenden. Ich weiß auch nicht, aber so etwas finde ich gerade, wenn ich es lese, störend. Dennoch ist der Schreibstil von Anne Freytag sehr bildlich, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Beschreibungen waren immer gerade so, dass sie anschaulich waren, aber nicht zu ausführlich, sodass zumindest dadurch keine Längen entstanden sind und ich mir gleichzeitig ein ziemlich gutes Bild von der Situation machen konnte. Auch das Thema des Buches hat mich von vornherein neugierig gestimmt, denn es geht um Mobbing, und im Speziellen um Cybermobbing. Diese Thematik ist ziemlich aktuell und wird meiner Meinung nach in Jugendbüchern zu selten thematisiert. Allerdings ist auch Anne Freytag wohl nicht um einige Klischees herumgekommen, auch wenn zumindest die Hauptfigur Julia nicht das Opfer, sondern die (Mit-)Täterin war. Da nicht nur aus der Sicht der Opfer, sondern auch aus der Sicht der Täter*innen, Lehrkräfte, Eltern und anderen Beteiligten erzählt wurde, hat man einen immer umfassenderen Rundumblick auf die Geschehnisse bekommen. Jeder Charakter hatte eine eigene Persönlichkeit, keiner wirkte irgendwie besonders gestellt, sondern irgendwie war es, als wäre die Geschichte aus dem Leben gegriffen, wodurch sie noch viel realistischer wirkte. Allerdings muss ich sagen, dass ich auch ein paar Kritikpunkte an dem Buch habe. Zum einen war mir schon relativ früh klar, wer die Webseite veröffentlicht hat, auf der Julia ihre Tagebucheinträge verfasst hat. Auch kam keine richtige Spannung auf, sondern die Geschichte plätscherte eher so dahin und hat mich mit weiteren Informationen versorgt. Das hat das Lesen zwar interessant gemacht, aber leider eben nicht wirklich spannend. Mein größer Kritikpunkt ist, wie in dem Buch mit dem Thema Sex umgegangen wird. Zum einen haben die Sexszenen meiner Meinung nach nicht gut in den Kontext gepasst und waren insgesamt auch viel unangenehmer zu lesen als beispielsweise in den richtig guten New-Adult-Romanen. Andererseits könnte man argumentieren, dass dadurch besonders das berüchtigte erste Mal realistischer dargestellt wurde, was sicherlich auch stimmt. Trotzdem hätte mir das Buch insgesamt besser gefallen, wenn diese Szenen einfach weggelassen worden wären. Das ist aber noch nicht alles, was ich zu diesem Punkt loswerden möchte. Und zwar ist es ja so, dass die Charaktere im Buch alle ungefähr 16-17 Jahre alt sind. Ich bin selbst 17 und finde, dass das Thema Sex viel zu übertrieben dargestellt wurde. Im Buch kam es aus meiner Sicht ein bisschen so rüber, als hätte jede*r Siebzehnjährige schon mindestens sein bzw. ihr erstes Mal gehabt. Ein bisschen kam es mir so vor, als würde das Buch unterschwellig noch die Message vermitteln, dass es unnormal ist, mit 17 Jahren noch Jungfrau zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Anne Freytag das so nicht beabsichtigt hat, aber leider ist das nun mal das, was mir besonders aufgefallen ist und woran ich mich dann doch gestört habe. Um jedoch mit etwas Positivem abzuschließen, möchte ich noch mal auf die Charaktere zurückkommen. Zwar kamen am Anfang echt viele neue Figuren hinzu, bei denen ich anfangs auch echt Schwierigkeiten hatte, sie auseinanderzuhalten, aber sie waren einfach unglaublich toll ausgearbeitet! Besonders Marlene fand ich ja interessant, ein bisschen mehr über sie hätte ich also schon toll gefunden. Und wenn vor den Kapiteln noch der Name der Person gestanden hätte, aus deren Sicht erzählt wird (natürlich nur bei den Kapiteln, die nicht aus der Sicht des bzw. der Täter*in waren). Insgesamt waren die einzelnen Charaktere aber schon ein Highlight für mich, sie haben die Geschichte nämlich auf jeden Fall zu etwas Besonderem gemacht. Fazit Alles in einem würde ich sagen, »Das Gegenteil von Hasen« ist auf jeden Fall ein lesenswertes Jugendbuch, das wichtige Themen anspricht und durch die unterschiedlichen Perspektiven auch die Auswirkungen von gesellschaftlichen Zwängen, Ansprüchen und Mobbing darstellt. Einzig der Umgang mit Sex, wie er in dem Buch gepflegt wurde, ist meiner Meinung nach ein Kritikpunkt, den aber sicherlich jede*r anders auffasst.

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